Deutsche Rugby-„Rollis“ wollen nach Rio

Hamburg (dpa) · Auch beim Rollstuhl-Rugby geht es richtig zur Sache. Die deutsche Nationalmannschaft will im Qualifikationsturnier das Ticket für die Paralympics in Rio lösen. Und Deutschland hat eine Geheimwaffe.

 Werner Christoph will sich mit den deutschen Rolli-Rugbyspielern für die Paralympics qualifizieren. Foto (2008): Jörg Carstensen Foto: Jörg Carstensen

Werner Christoph will sich mit den deutschen Rolli-Rugbyspielern für die Paralympics qualifizieren. Foto (2008): Jörg Carstensen Foto: Jörg Carstensen

Rollstuhl-Rugby ist kein Sport für Weicheier. Spektakuläre Zusammenstöße mit den bis zu 8000 Euro teuren Spezialrollstühlen sind in dem physischen Spiel an der Tagesordnung.

Auch beim abschließenden Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft verlangte Cheftrainer Christoph Werner seinem Team aus elf Männern und einer Frau alles ab: Das Ziel ist die Qualifikation für die Paralympics in Rio de Janeiro.

„Das ist das Größte, was du als Sportler erreichen kann“, sagte Werner, der als Aktiver zweimal an den Paralympics teilnahm. „Ich glaube, dass unsere Chancen gar nicht so schlecht sind.“

Vom 18. April an streiten die Deutschen bis zum 21. April in Paris mit fünf anderen Teams um zwei Plätze. „Eigentlich nicht“, meint Werner, „denn die USA spielen in einer eigenen Liga, die sind eigentlich gesetzt.“ Also geht es im Normalfall nur noch um einen Platz. Frankreich, Dänemark, Neuseeland und Finnland sind noch dabei.

Die Gastgeber und die Skandinavier schätzt Werner als härteste Kontrahenten ein. „Aber unser Vorteil ist, dass wir uns seit der EM im September, als wir zweimal knapp gegen Dänemark verloren, stark verbessert haben. Das könnte eine Überraschung für die anderen sein.“

Nur rund 300 aktive Rollstuhl-Rugby-Spieler gibt es in Deutschland in 32 Vereinen. In vielen Landstrichen wird die seit dem Jahr 2000 paralympische Sportart überhaupt nicht angeboten und steht völlig im Schatten von Rollstuhl-Basketball. „Ich hoffe natürlich, dass bei einer Paralympics-Teilnahme auch die Aufmerksamkeit für unseren Sport steigt“, sagt der 47 Jahre alte Werner.

In seinem Kader steht auch die Hamburgerin Britta Kripke, die einzige Frau im deutschen Aufgebot. Sie ist so etwas wie Werners Geheimwaffe, denn Frauen erhalten in der Klassifizierung einen Bonus von einem halben Punkt. Die Gesamtsumme der vier Spieler auf dem Feld darf acht Punkte nicht überschreiten, wobei die Spieler mit der niedrigsten Punktzahl die am schwersten eingeschränkten sind. Kripke spielt also als 0,5er, bringt aber die Leistung einer 1-Punkt-Spielerin. „Sie ist wendig und wir haben mit ihr deutlich mehr Speed auf dem Feld“, lobt der Cheftrainer.

Britta Kripke leidet an CMT, einer Nervenerkrankung, die zu einer fortschreitenden Muskelschwäche führt. Davon sind nicht nur die Beine, sondern auch Arme betroffen. Beim Rollstuhl-Rugby müssen mindestens drei Gliedmaßen eingeschränkt sein. „Es ist großartig, einen Sport gefunden zu haben, in dem man auch mit meinen Einschränkungen erfolgreich sein kann“, sagt die 38-Jährige.

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