Die Beatsteaks im Interview

Am 03.10. und 04.10. sind die Beatsteaks gleich zwei Tage lang in unserer Nähe. Am Freitag starten sie in Kaiserslautern (Kammgarn) und am Samstag setzen sie ihre Tour zusammen mit den regionalen Superstars „Pascow" in Luxemburg (Atelier) fort. Eines ist sicher: Ihre Show wird sich nicht wiederholen! Wir sprachen mit Bassist Torsten.

Wir haben gehört, dass Termine für dich nie früh genug sein können. Warum?
Torsten: Ich muss um 6:00h raus, weil meine Tochter in der ersten Klasse ist. Wenn sie in der Schule ist, hab ich Luft. Bevor ich mich dann wieder hinlege, mach ich lieber Interviews. Um die Uhrzeit ist man noch frisch und munter und hat noch ein bisschen Ruhe.

Was steht heute im Terminkalender?
Torsten: Ne ganze Menge! Heute Abend fahren wir auf Tour. Ich muss jetzt noch zu meiner Mutter - einen Anstandsbesuch machen, meine Tasche packen, Unterhosen und Socken kaufen - hab ich nicht genug. Batterien kaufen für meinen Walkman, Einladen, proben…

Was fragt Mutti einen Superstar, wie dich?
Torsten: Ach, sie fragt, ob ich alles eingepackt habe, ob ich genügend Sachen mit habe, sollte das Wetter schlecht werden. Dann erzähl ich ihr immer, dass alles gut läuft und sie sich keine Sorgen machen muss.

Wie kam es dazu, dass ihr euren Song "DNA" als Gratisdownload zur Verfügung gestellt habt?
Torsten: Wir waren relativ früh fertig mit Album - das ging super schnell! Da haben wir uns gefragt, wie wir jetzt mit der Veröffentlichung loslegen wollen. Da hat sich der Gratisdownload so angeboten, um viele Leute zu erreichen. Wir dachten uns, dass sich da alle freuen werden. Dann haben wir uns für "DNA" entschieden, weil das am ehesten ein typischer Beatsteaks-Song ist. Damit stößt man keinen vor den Kopf. Mit der nächsten Single "Gentleman Of The Year" haben wir schon für Verwunderung gesorgt, weil es erstmal ein neuer Stil ist - ungewohnt für unsere Fans.

Was ist typisch Beatsteaks?
Torsten: Das ist eine Fanfrage, oder? (lacht) Wenn du mich fragst, ist es genau das, was wir auf Alben machen. Am Ende diskutieren die Leute auf Facebook und fragen: Warum is'n da jetzt n Discobeat oder n' HipHop Beat? Ich glaube es gibt ne Menge Leute, für die ist typisch: "Hand In Hand", "Milk And Honey" vielleicht noch "Let Me In"- so drei Gitarren, Bass, Schlagzeug und doch eher roh oder einfach Rock. Wenn es so in die Disko- oder Clubrichtung geht, ist es für viele nicht typisch. Für mich allerdings schon. Da gibt es manchmal Diskrepanzen.

Habt ihr Stammfans, die durchdrehen, wenn ihr was Poppiges macht?
Torsten: Viele sind mitgewachsen, die kennt man aus der ersten Reihe. Es gibt aber auch viele, die die neuen Sachen cool finden. Es gibt aber auch n'paar, die sind auf dem Punkrock-Film hängengeblieben. Die haben ja auch ne Berechtigung ihre Meinung zu sagen und irgendwie geben ja heute alle ungefragt ihren Senf auf Facebook dazu. Man könnte aber auch einfach mal sagen: "Scheiß auf Facebook, wir sind da jetzt raus." Man nutzt den Kanal ja auch, also muss man klar kommen, wenn jemand ungefragt seine Meinung sagt. Manchmal nervt das aber auch.

Du bist erst ein paar Jahre nach Bandengründung dazu gestoßen, wie kamst du dazu?
Torsten: Wie die Jungfrau zum Kind. Ich war immer mit Arnim auflegen. Damals war die Überlegung, sich einen neuen Bassist zu suchen, weil der alte Bassist sagte, Familie sei ihm wichtiger und aufgehört hat. Er wollte sich aber gerne den neuen Bassist aussuchen. Da hat Arnim mich einfach gefragt und genauso passierte das am Ende! Da kam ich aus der Nummer nicht mehr raus (lacht).

Wie wars am Anfang?
Torsten: Beschissen! Ich hab ein bisschen Gitarre gespielt und konnte keinen Bass spielen. Ich habe mir nach und nach selbst geholfen und fast schon auswendig gelernt, fühlte mich aber nicht direkt als Bassist. Ich glaube für die Jungs, besonders für Thomas war es damals sehr anstrengend. Irgendwann bin ich da reingewachsen und hab mich immer mehr verbessert.

Habt ihr euch als Band verändert?
Torsten: Ja, auf jeden Fall. Wir sind alle Väter geworden. Dann wird man natürlich auch älter. Dann passieren auch mal so Sachen, wie Thomas' Unfall oder ein Vater stirbt oder eine Mutter kommt ins Pflegeheim. Diese Sachen formen einen. Saufen und Party rücken dann natürlich in den Hintergrund. Mein Vater ist vor ein paar Jahren gestorben, meine Mutter ist schwer krank und im Heim und meine Tochter ist geboren und jetzt in die Schule gekommen. Da ist alles andere erstmal unwichtig und die Musik ist nur Musik und ein Job.

Sind Touren mit der Band dann eine gelungene Abwechslung?
Torsten: Auf jeden Fall und es ist super, sein eigener Chef zu sein und das da vier andere Chefs sind, die mich gehen lassen. Ich kann mit meiner Band wegfahren und ein Konzert spielen und das ist schon geil und hilft einem über ein paar Sachen des Lebens hinweg. Am Ende stirbt jeder und die Eltern sterben nun mal vor einem und da muss jeder durch. Mit der Band hab ich vier Freunde, die jederzeit Verständnis für so etwas haben und ich habe auch Verständnis für deren Angelegenheiten. Dadurch steckt man manches gut weg.

Ihr nervt euch also nicht untereinander, wenn ihr länger auf Tour seid?
Torsten: Im Gegenteil! Es wird immer besser mit den Jahren. Die Abläufe sind inzwischen klar. Wir halten es selbst spannend. Wir ändern Sachen. Für diese Tour haben wir uns vorgenommen, eine Gymnastikgruppe zu machen. Wir haben unsere Yoga-Matten dabei und machen so Übungen und abends saufen wir Bier und tätowieren uns. Super!

Am 03.10. seid ihr in Kaiserslautern. Was fällt dir spontan zu dieser Stadt, außer Fußball, ein?
Torsten: Mir fällt da nicht mal was zum Fußball ein. Ich kenn ja nicht mal die Mannschaften aus meiner Heimatstadt.

Union Berlin ist ja nicht so berühmt, was Fußball angeht…
Torsten: Ich komme aber ursprünglich aus Leipzig.

Der Dialekt hat aber abgefärbt …
Torsten: Ja, nach 41 Jahren Berlin kann das schon mal sein (lacht). Hm zurück zu Kaiserslautern. Wo liegt das eigentlich? Irgendwo in Westdeutschland. Ich mag den Dialekt auf jeden Fall sehr. Ich weiß gar nicht, welche Bands daher kommen…

Punkbands wie die Walter Elf oder die Spermbirds vielleicht?
Torsten: Ja, die kenne ich noch! Ich wusste aber nicht, dass die aus Kaiserslautern kommen.

Einen Tag später, seid ihr in Luxemburg. Was kann das Publikum da erwarten?
Torsten: Es wird definitiv nicht das selbe Konzert geben!

Was wird anders sein - die Set-List?
Torsten: Ja unter anderem. Es gibt auf jeden Fall ein Konzert von uns, das alle gut fanden, wo alle mal für zwei Stunden vergessen können, was sonst so passiert und eben alles in allem ein gutes Rock-Konzert.

Ich hab das Gefühl, ihr fühlt euch auf der Bühne am wohlsten. Was macht euch als Live-Band so gut?
Torsten: Ja, das stimmt, ich finde es wirklich schön, Konzerte zu spielen. Das macht mir Spaß. Was die Band angeht, kann ich das nicht beurteilen, aber ich glaube, wenn man das macht, was einem Spaß macht, kann man nicht mehr viel falsch machen.

Was gibt es für Klischees über Bassisten, welche du besonders grauenhaft findest?
Torsten: Die Gitarristen kriegen immer die Frauen ab und die Bassisten stehen immer biertrinkend am Tresen. Manchmal hat das auch gestimmt. Aber wenn man ne Freundin hat, ist das auch egal. Ansonsten ist das situationsabhängig. Momentan stört mich kein Klischee. Manchmal wurmt es mich, dass Leute sagen, Bass spielen ist einfach. Der Bass hat ja nur vier Seiten und ich muss manchmal eben auch nur drei Akkorde schlagen. Der Bassist ist ja auch mitschuldig, wenn keiner tanzt mit dem Schlagzeuger zusammen, finde ich es schon manchmal kompliziert.

Was macht das neue Album "Beatsteaks" aus?
Torsten: Es ist eines der wenigen, wenn nicht sogar das einzige Album 2014, welches von einer Band aus einem Land kommt, wo man nicht unbedingt merkt, dass die Band aus diesem Land kommt. Ich finde es gibt so wenig Musik aus diesem Land, die man sich anhören kann. Ich bin beispielsweise ein riesiger Turbostaat Fan. Ich tue mich aber schwer mit englischsprachigen Bands aus Deutschland. Blackmail war ne Band, die ich super fand. Aber viele gibt es nicht.

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