Die Musik lässt ihn nicht los

TRIER. In der Öffentlichkeit ist Klauspeter Bungert als Musiker präsent. Nur wenige wissen, dass er sich auch mit ganz anderen Gebieten befasst. Vor allem mit Literatur.

Wer zu Klauspeter Bungert vordringen will, muss den Kopf gehörig einziehen. Ganz oben im Dachgeschoss des Altbaus in Trier-Süd senkt sich die Decke soweit ab, dass dem Unvorsichtigen Beulen drohen. Drinnen füllen das Klavier, die elektronische Orgel und ein Harmonium die kleine Wohnung fast aus. Aufgeschlagen sind die Noten zu einer Sonate von Max Reger. Schwierige Musik. Klauspeter Bungert ist ein professioneller Musiker durch und durch. Er spielt Klavier und Orgel, ist bei Opern- und Operettenaufführungen aktiv dabei, begleitet Sängerinnen und Sänger. "Mit Musizieren verdiene ich meine Brötchen", sagt er. Die sei seine Existenzgrundlage. Vor 25 Jahren hat er sich dafür entschieden. Damals war Klauspeter Bungert 25. Er hatte in Trier die Abiturprüfung absolviert, war von 1963 bis 1976 bei den Trierer Sängerknaben und wurde vom Leiter, Bruder Basilius, intensiv gefördert. Von Jugend auf hatte er komponiert. Aber die Sängerknaben - da habe der Druck der Eltern dahinter gestanden. Und gegen die wohl gemeinten Beeinflussungsversuche habe er schließlich seine eigene Auffassung entwickelt - die eigene Auffassung von Kunst und von Leben, wie man hinzufügen muss. Kritikerarbeit habe in weiter gebracht. Von 1972 bis 1990 schrieb er für den Trierischen Volksfreund Rezensionen, viele mit sicherem Blick fürs Wesentliche. Klauspeter Bungert ist ein hochsensibler Musiker mit einem perfekten Gehör. Trotzdem sucht er in der Musik, aber auch in der Literatur nicht die Klang- oder Sprach-Ästhetik, sondern die Seele der Komponisten und Autoren. Kompositionen, Romane, Erzählungen sind für ihn Psychogramme. Das spiegelt sich in den beiden Büchern, die Bungert veröffentlicht hat. "Die Felswand als Spiegel einer Entwicklung" über den Dichter Conrad Ferdinand Meyer. Und "César Franck. Die Musik und das Denken" über den französischen Komponisten. Im Haus Franziskus gibt er Seminare: über Conrad Ferdinand Meyer, über Franz Grillparzer, über Elfriede Jellinek. Literatur ist bei Klauspeter Bungert ein wichtiges Arbeitsfeld und vielleicht auch ein leises Korrektiv zur Musik. 29 Theaterstücke hat er geschrieben. Keins wurde bisher aufgeführt. Das Theater habe ihn mit Ausflüchten abgespeist. Jetzt stehen seine Texte im Internet, unter www.autoren-theater.de. Und so wird Klauspeter Bungert doch immer wieder von der Musik eingefangen, von der er sich abstoßen will. Als sich die Antikenfestspiele etablierten und sich heimische Künstler an den Rand gedrängt fühlten, hat er den Verein freischaffender Musiker Trier e. V. gegründet. 20 aktive Mitglieder arbeiten zusammen, veranstalten Konzerte. Das soll auch ein Gegenentwurf sein zum offiziellen Musikleben mit seiner Tendenz zum Oberflächlichen. Bungert und seine Mitstreiter setzen auf den neugierigen Hörer, der sich auf die Musik einlässt - auch auf Unbekanntes. Am 12. Dezember, 11.15 Uhr, spielt er im Römersaal der Vereinigten Hospitien gemeinsam mit Lothar Breitmeier die Klarinettensonaten op. 107 von Max Reger und op. 120,1 von Johannes Brahms. Am 23. Januar steht in einem Konzert des Wagner-Verbandes originale Klaviermusik des Bayreuther Meisters auf dem Programm. Am 18. Februar schließlich musiziert er an der Orgel der Herz-Jesu-Kirche die drei "Choräle" von César Franck und eine Sonate von Adolf Kern. Die Musik lässt ihn nicht los.

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