Die Strecke als Gegner

Motorradgespann-Fahrer Eckart Rösinger aus Trier hat sich seinen Traum erfüllt: Mit Beifahrer Peter Höss aus Stuttgart hat der 46-Jährige bei der legendären "Tourist Trophy" auf der "Isle of Man" zweimal die Zielflagge gesehen.

 Ziel erreicht: Eckart Rösinger und Peter Höss. Foto: D. Witschel

Ziel erreicht: Eckart Rösinger und Peter Höss. Foto: D. Witschel

Trier. Akribisch hatte sich Eckart Rösinger vorbereitet. Zwei Jahre lang. Viel Arbeit stand an. Das Motorradgespann musste abgestimmt werden. Die Herausforderung der "Tourist Trophy" auf der "Isle of Man" (siehe Info-Box) erforderte in den vergangenen Monaten viel Einsatz und Energie. Rösinger, selbstständiger Metallbauer, hat sich mit dem erstmaligen Start auf der "Isle of Man" einen Traum erfüllt. Auf der Insel in der irischen See blieben ihm und seinem Beifahrer Höss vor dem ersten Start sechs Tage Training, um sich - so gut es geht - die Strecke einzuprägen. Eine Herkulesaufgabe. Rösinger: "Die Strecke ist 60 Kilometer lang. Und es gibt 60 Kilometer lang neuralgische Punkte."Um auf der "Isle of Man" zu bestehen, musste Rösinger ans Limit gehen. Das erforderte Überwindung. Die Überwindung etwa, auf schmaler und teilweise unebener Strecke auf mehr als 230 Stundenkilometer zu beschleunigen. Oder dem 600ccm-Suzuki-Motor knapp zwei Minuten lang Voll-Last im sechsten Gang zuzumuten. Rösinger: "In unserer Liga ist es ein Rennen gegen die Strecke, nicht gegen Gegner."Mit jedem Trainings-Kilometer wuchs der Mut. Die Zeiten wurden besser. So gut, dass Rösinger die für Neueinsteiger verpflichtende rote Rennweste zum Start des ersten - drei 60-Kilometer-Runden umfassenden - Rennens ablegen durfte. Die ersten Rennkilometer fielen Rösinger schwer. "Die Reifen waren kalt, das Renngefährt mit 40 Kilo Sprit im Tank noch schwerfällig." Auf den ersten 60 Kilometern galt die volle Konzentration des Trie rers der Strecke, die zweite Runde ging vorüber wie im Flug, erst in der dritten Runde beschäftigte er sich mit anderen Fahrern und den 70 000 Zuschauern am Rand der Strecke. Das deutsche Seitenwagenteam erreichte nach drei Runden und 180 Kilometern das Ziel des ersten Rennens. Keine Selbstverständlichkeit. Die Ausfallquote auf der "Isle of Man" liegt bei 30 Prozent. "Glücksgefühle pur" verspürte Rösinger, als er vom Motorradgespann stieg. 1:09,59 Stunden haben Rösinger und Höss gebraucht. Das bedeutete Rang 36 unter 68 gestarteten Gespannen.Das Ziel für das zweite Rennen wenige Tage später: Den Geschwindigkeits-Schnitt auf mehr als 100 Meilen (160 Stundenkilometer) zu schrauben. Auch das gelang. Der Lohn: Rang 27 in Rennen zwei. "Ich habe viel über mich und das Motorrad-Gespann kennen gelernt", bilanziert Rösinger. Etwa, dass Rennen im Winter in der Werkstatt gewonnen werden. Oder dass es keine schlechte Strecke, sondern nur eine schlechte Abstimmung gibt. Ist er im nächsten Jahr wieder dabei? Rösinger weiß es noch nicht. Das Abenteuer ist kostenintensiv, gut 4500 Euro habe er investiert. "Es war die Sache wert. Aber wir bräuchten neue Partner für das Team." In seiner Saisonplanung 2008 ist die "Isle of Man" erstmal nicht aufgenommen. Priorität hat die niederländische oder deutsche Meisterschaft. Eine endgültige Entscheidung ist damit aber noch nicht gefällt. INFO-BOX Die Tourist Trophy bezeichnet ein seit 1907 auf der " Isle of Man" ausgetragenes Motorradrennen auf normalen (Land-)Straßen. Start und Ziel ist in Douglas. Die 60,72 Kilometer lange Strecke stellt enorme Anforderungen an Mensch und Material. Fast jedes Jahr ereignen sich schwere Unfälle. Den Rundenrekord hält Motorradfahrer John McGuinness mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 210 Kilometern. (red)

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