Die Vize-Meistersängerinnen von Nürnberg

NÜRNBERG. Sie feierten, als ob sie Meister geworden wären, dabei hatten die Trierer „Miezen“ auch das zweite Finale gegen Nürnberg mit 21:28 (10:14) verloren und müssen sich mit dem Vize-Titel begnügen.

Noch drei Minuten sind in der Nürnberger Halle am Berliner Platz noch zu spielen. Die Frage, wer Deutscher Frauen-Handball-Meister wird, ist lange zu Gunsten des FCN entschieden, da streift sich „Miezen“-Torfrau Alexandra Gräfer schon das „Vize-Meister 2005“-T-Shirt über. Als die Partie abgepfiffen wird, liegen sich die Triererinnen in den Armen, feiern, singen, tanzen. Sektfontänen spritzen durch die Halle, die 120 mitgereisten Fans, die ihr Team sensationell unterstützt hatten, halten ein Banner hoch mit der Aufschrift „Danke Mädels für die geile Saison“. Jeder Beobachter muss sich fast schon fragen, wer Meister geworden ist. Zwar zelebrieren die Nürnbergerinnen, die nach dem 37:28 im Hinspiel auch das zweite Finale hoch verdient mit 28:21 gewonnen haben und ihre Dominanz bewiesen, ausgelassen den Titelgewinn, doch die MJC und ihr Anhang geben alles. „Vizemeister ist nur die MJC“ schallt durch die Halle, Spielerinnen und Fans bilden eine Polonäse, zeigen stolz ihre Silbermedaillen, singen die „Miezen“-Hymne „Sieben Leben, alles geben“. Noch zwei Stunden nach dem Schlusspfiff ist der Platz vor der Halle fest in Trierer Hand. Maren Baumbach, die aufgrund ihrer Schulterprobleme früh ausscheiden und auch die WM-Qualifikation im Juni absagen musste, sowie Anja Althaus schwingen die Trommelstöcke, bedanken sich bei den Fans. Letzter Höhepunkt vor der feucht-fröhlichen Heimreise ist die Auflösung der TV-Aktion zur Wahl der „Mieze des Jahres“: Insgesamt 1410 TV-Leser und Fans haben mitgemacht und zum dritten Mal nach 2002 und 2004 Baumbach zur Siegerin gekürt. Platz zwei geht an Svetlana Mozgowaia, die in Nürnberg wieder ihre Ausnahmestellung mit 13 Treffern unter Beweis stellte. Dahinter folgen die Nationalspielerinnen Alex Gräfer und Anja Althaus vor Spielführerin Marielle Bohm.

Die Geschichte des zweiten Finales ist derweil schnell erzählt: Nach einem Anfangshoch (4:3) lagen die „Miezen“ ab der 21. Minute ständig in Rückstand, frühzeitig war klar, dass das „Wunder von Nürnberg“ nicht stattfinden würde. Die Feierstimmung des FCN, der damit das Double perfekt machte, wurde durch die schwere Verletzung von Torfrau Gubova getrübt, die nach einem verwandelten Siebenmeter zwei Minuten vor Schluss ausrutschte und sich einen Achillessehnenabriss zuzog. Dennoch meinte Club-Trainer Herbert Müller: „Es ist ein wunderbarer Tag. Ich kenne keine Mannschaft, die den Titel mehr verdient hat, als wir in diesem Jahr.“

1. FC Nürnberg: Harlander, Gubova (1/1) – Tobiasz (2), Rohde, Ofenböck (4), Blacha (2), Christenau (2), Simankova (6/3), Schmid (2), Strass (5), Rösler (3/2), Dinis-Virtic (1)
DJK/MJC Trier: Gräfer , März – Reckenthäler, Nykytenko (1), Henker, Bohm (1), Mozgowaia (13/6), Mannebach, Radonic, Surholt, Meier (3), Baumbach, Althaus (3)
Zuschauer: 2300, Schiedsrichter: Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Raguhn), Beste Spielerinnen: Harlander, Simakova/Gräfer, Mozgowaia
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