Mobilität Vom 100-Seelen-Dorf in die nächste Stadt

Region · In einigen Verbandsgemein­den in der Region, aber auch in den Städten Wittlich und Bitburg, können die regulären Linienbusse nicht alle Mobilitätsbedürfnisse autoloser Zeitgenossen stil­len. Bürgerbusse mit teils ganz unterschiedlichem Konzept ermöglichen es vor allem Senioren, dennoch von A nach B zu kommen: mal fest nach Fahrplan, mal flexibel nach Anruf.

 Buergerbus Wittlich Krumbiegel Gudrun nutzt den Dienst des Buergerbusses mit dem ehrenamtlichen Helfer Arnold Meyer. TV-Foto: Klaus Kimmling**** eli@s-Archivfoto **** Gudrun Krumbiegel nutzt den Dienst des Bürgerbusses mit dem ehrenamtlichen Helfer Arnold Meyer.  TV-Foto: Klaus Kimmling  **** eli@s-Archivfoto **** Gudrun Krumbiegel nutzt den Dienst des Bürgerbusses mit dem ehrenamtlichen Helfer Arnold Meyer.  TV-Foto: Klaus Kimmling

Buergerbus Wittlich Krumbiegel Gudrun nutzt den Dienst des Buergerbusses mit dem ehrenamtlichen Helfer Arnold Meyer. TV-Foto: Klaus Kimmling**** eli@s-Archivfoto **** Gudrun Krumbiegel nutzt den Dienst des Bürgerbusses mit dem ehrenamtlichen Helfer Arnold Meyer. TV-Foto: Klaus Kimmling **** eli@s-Archivfoto **** Gudrun Krumbiegel nutzt den Dienst des Bürgerbusses mit dem ehrenamtlichen Helfer Arnold Meyer. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling

Gerd Becker vom Verein Bürger für Bürger ist einer der 13 ehrenamtlichen Fahrer, die in der Verbandsgemeinde Daun einen Neunsitzer über die Landstraßen kutschieren. Er kommt weit herum: Insgesamt 48 Dörfer werden jede Woche angefahren, auf festen Routen quer durch Gegenden wie Hinterbüsch, Pulvermaar, Wacholderheide oder Steineberger Ley. Mit einem anderen Kleinbus geht es von Sarmersbach einmal wöchentlich auch grenzüberschreitend durch die Struth in die Verbandsgemeinde Kelberg.

„Trotz der Routen und Fahrpläne holen wir aber Menschen, die schlecht zu Fuß oder voll bepackt mit Einkäufen sind, gern von der Haustür ab und fahren sie bis vor die Tür des Supermarkts oder der Arztpraxis“, schildert Becker den fahrerischen Alltag.

Der beginnt morgens ab 9 Uhr in der Kreisstadt, es folgt die kleine Rundreise über die jeweiligen Dörfer zurück nach Daun, wo die Fahrgäste – in der Regel Ältere oder Menschen mit Handicap – dann etwa drei Stunden oder mehr Zeit haben für ihre Erledigungen, bis es zurück geht. Fahrkarten muss niemand lösen, denn die Nutzung ist kostenfrei. Allerdings steht eine Spendenbox im Bus.

Rund 1100 Fahrgäste waren 2018 auf diese Weise mobil, gut ausgelastet jedoch sind die Fahrten nur montags und mittwochs. „Der Rest hat noch Luft nach oben, das muss sich weiter rundsprechen“, meint Becker. „Bekanntmachungen im Amtsblatt allein reichen nicht aus.“ Zwei Jahre gibt es den Bürgerbus schon. Er lebt nicht nur von den Fahrern, sondern auch von weiteren Aktiven, die sich um die Organisation kümmern. In regelmäßigen Feedbackrunden besteht die Möglichkeit, sich auszutauschen und zu schauen, ob es Verbesserungsbedarf gibt, und wenn ja, welchen.

Bereits seit 2012 hat man in der Verbandsgemeinde Arzfeld im Eifelkreis Erfahrungen mit einem Seniorenbus. Er funktioniert als Rufbus: Spätestens am Tag vor dem gewünschten Fahrttermin muss man sich telefonisch bei der Verbandsgemeinde anmelden. Fahrten sind montags bis freitags möglich. Falls mehrere Senioren oder Menschen mit Behinderung am selben Tag chauffiert werden wollen, klügelt das Rufbus-Büro die Mehrpersonen-Tour aus, ansonsten gilt: Gefahren wird, wohin man will, nicht nach vordefinierten Touren. So ist es auch kein Problem, zum Beispiel erst zum Arzt, dann zur Bank und später zum Einkaufen zu fahren: Der Bus wartet jedes Mal, bis alles erledigt ist. Manchmal fungiert er auch als Zubringer zum Linienbus. Dann ist er unter Umständen das erste Glied der Mobilitätskette von der Haustür bis hin zum Fernverkehr der Bahn. Einzig die Verbandsgemeindegrenzen überschreiten darf der Bus nicht.

Der für die Nutzer kostenlose, von Spenden und Sponsoren sowie 18 ehrenamtlichen Fahrern getragene Service wird fast täglich in Anspruch genommen. „In unseren Augen ist das ein gutes Argument für unseren Standort, dass man hier alt werden kann und trotzdem mobil bleibt“, sagt Michael Thiel, bei der VG Arzfeld für den Seniorenbus zuständig ist. „Alles läuft reibungslos.“

Und was tun Jugendliche, die ebenfalls ohne Auto mobil sein wollen? Sie brauchen wie wohl überall auf dem Land noch das Mama-Taxi oder auch Mitfahrgemeinschaften, die von den Vereinen organisiert werden, zu deren Aktivitäten die Kids wollen. Alle Bürgerbusse haben vor allem die Bedürfnisse alter Menschen im Blick. Nicht gelöst wird hierdurch das Dauerproblem von Azubis, die ohne Führerschein sind und dennoch ihre Ausbildungsstellen erreichen müssen. Sie bleiben angewiesen auf den etablierten ÖPNV – so es ihn denn gibt.

So bleibt der Bürgerbus in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land ebenfalls Ü65-Jährigen und Menschen mit Handicap vorbehalten. Hier werden von montags bis donnerstags auf zwei zeitlich flexiblen Touren die Dörfer vor allem mit den medizinischen Versorgern in Manderscheid und Wittlich sowie mit den städtischen Einkaufs- oder Kulturmöglichkeiten verbunden. Anmelden muss man sich als Fahrgast telefonisch montags oder mittwochs jeweils am Nachmittag. Exakte Nutzerzahlen liegen der VG nicht vor, jedoch zeigt sich Carina Alt-Linden als Projektzuständige sehr zufrieden mit der Resonanz und mit der Hilfsbereitschaft der derzeit 28 Ehrenamtlichen, die Fahr- oder Telefondienst leisten. „Nach Aufrufen im Mitteilungsblatt kamen etliche Interessierte, vor allem Menschen, die selbst älter sind und sich für das Gemeinwohl engagieren wollen.“

Gemeinwohl ist das Stichwort auch in der Einheitsgemeinde Morbach und der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Hier stellt das Deutsche Rote Kreuz den Seniorenbus, der an vier Tagen pro Woche und auf zwei festgelegten Touren durch beide Kommunen fährt. Seit September 2017 wird auf diese Weise alten Menschen und Behinderten ein Stück Mobilität ermöglicht.

„Bisher haben gut 80 Menschen den Bus genutzt, viele von ihnen regelmäßig“, schildert Beatrice Adler von der VG-Verwaltung die Nachfrage. Insgesamt kamen 400 Fahrten seit Projektstart zusammen. „Es kommt schon mal vor, dass in einer Tour nur ein einzelner Fahrgast sitzt. Da sind Sonderabsprachen außer der Reihe möglich, aber sie sind kein Regelfall.“ Denn auch hier soll der Bus keine Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Angeboten sein.

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