Schrebergärten Die Gartenzwerge haben ausgedient

Region · Erholung im Grünen und eigenes Gemüse: Die Grundidee des Schrebergartens lebt bis heute fort - doch das Image hat sich gewandelt.

 Eine Laube in der Kleingartenanlage Bitburg.

Eine Laube in der Kleingartenanlage Bitburg.

Foto: Christina Bents

Kleingartenanlagen werden auch Schrebergärten genannt. Mit einem Augenzwinkern wird auch das Synonym „Strebergärten“ verwendet. Namensgeber ist der Arzt Moritz Schreber. Er hat das Konzept für die Gartenanlagen mit Schuldirektor Ernst Hauschild Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Weg gebracht. Die ersten dienten als Spielwiesen für die Kinder armer Fabrikarbeiter. Im Laufe der Jahre entwickelten sich daraus parzellierte und umzäunte Kleingärten, deren Bewirtschaftung durch eine Vereinssatzung geregelt wurde.

Durch die strengen Regeln in den Schrebergärten und das hohe Aufkommen an Besserwissern, kam das Klischee vom spießigen Kleingärtner auf. Das Wortspiel „Strebergarten“ ließ nicht lange auf sich warten.

Ein Schrebergarten wird als eingezäunter Kleingarten zum nichtgewerblichen Anbau von Nutzpflanzen sowie zur Erholung ohne Wohnbezug beschrieben. Eine Parzelle darf höchstens 400 Quadratmeter haben und ist in eine Anlage mit mehreren Einzelgärten eingebunden. Es gibt Gemeinschaftsflächen wie Wege, Spielflächen und ein Vereinsheim. Für viele Menschen, beispielsweise Kinder, Familien, Senioren, behinderte Personen, Arbeitslose oder Berufstätige hat ein Schrebergarten eine wichtige soziale Funktion.

Einen Schrebergarten kann man nicht kaufen, sondern nur mieten. Dem Vormieter zahlt man meist eine Ablösesumme für die Laube und den Bewuchs, der dort schon ist. Damit sich jeder einen Garten leisten kann, sind die Mieten moderat. In Rheinland-Pfalz ist ein Garten mit Nebenkosten für 150 bis 200 Euro pro Jahr zu haben, wie Rüdiger Frank, Vorsitzender des Landesverbands, berichtet. Dabei gibt es aber einige Unterschiede, in Bitburg ist ein Kleingarten schon für 40 Euro pro Jahr zu haben. Momentan haben alle Kleingartenvereine der Region lange Wartelisten. Wer einen Garten bekommt, wenn einer abgegeben wird, entscheidet der Vorstand des Schrebergartens.

Aber warum möchte man einen Garten in einer Schrebergartenkolonie? „Viele suchen hier die Ruhe“, nennt Jochen Schulz vom Kleingartenverein Konz als Motivation für einen Garten. „Deshalb gibt es hier beispielsweise keinen Strom, damit kein Lärm aufkommt. Dazu haben wir eine Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr und sonntags darf man gar keine Arbeiten in Gärten machen, die laut sein könnten, beispielsweise Rasen mähen oder Hecken schneiden.“ Rüdiger Frank weiß, dass „bio“ momentan sehr im Trend ist bei einigen Kleingärtnern. Viele wollen ihren Kindern zeigen, wie Möhren wachsen oder Kartoffeln, und Chemie ist bei uns sowieso verboten. Das spricht die Leute an.“ Bernd Weber meint, dass viele Menschen aus Ostdeutschland oder auch Russlanddeutsche eine intensivere Beziehung zu Kleingärten und zur Natur haben, weil es dort zum Alltag gehört hat. „Die haben alle ihre Gärten top in Ordnung“, sagt er anerkennend.

Arbeiten an den Wegen, Zäunen, Spielplätzen und dem gemeinsamen Grün müssen zusammen erledigt werden. Wenn man dazu keine Lust hat, kann man sich rauskaufen. Der Zeitaufwand für die Gemeinschaftsaufgaben ist allerdings übersichtlich. Sechs Stunden im Jahr sind es in beispielsweise in Konz. „Dabei legen alle Vereine Wert darauf, dass es in ihren Anlagen ordentlich aussieht. Oft sind es kleine Parks, die mit der Zeit dort entstanden sind“, so Rüdiger Frank. Wichtig dabei ist die Gemeinschaft, ob bei gemeinsamen Arbeiten oder bei gemeinsamen Festen. Meist sind es zwei oder drei Feste, die von den Vereinen angeboten wird. „Oft unterhält man sich über den Gartenzaun, gibt sich gegenseitig Tipps oder feiert im kleinen Kreis“, so Bernd Weber.

Spannend ist dabei auch, dass in Kleingartenanlagen viele verschieden Menschen zusammenkommen. Beispiele dafür gibt es Trier. Jutta Föhr. „Wir haben bei uns eine sehr breite Klientel, das reicht vom Professor über den Arbeiter bis hin zum Migranten. Verstaubt ist hier gar nichts mehr, und die Menschen kommen miteinander ins Gespräch, unter anderem, wenn sie auf die Toilette müssen. Sanitäre Anlagen gibt es nämlich nur im Vereinshaus, genauso wie Strom.“

Probleme gibt es in den Kleingärten kaum. Rüdiger Frank berichtet: „Wir beantworten den Kleingärtnern Fragen zu Anbauten, wie der Garten bewirtschaftet werden soll, was man im Garten aufstellen darf.“ Weiter sagt er: „Manchmal ist auch der Nachbar zu laut, aber das bekommt man mit einem höflichen Ton gut in den Griff. Überhaupt ist bei uns ein sehr freundlicher Umgang. Mir gegenüber ist noch nie jemand laut oder ausfällig geworden.“

 Ein Schild weist den Weg. Da die Kleingartenanlage zum öffentlichen Grün der Stadt zählt, darf man auch auf den öffentlichen Wegen spazieren gehen.

Ein Schild weist den Weg. Da die Kleingartenanlage zum öffentlichen Grün der Stadt zählt, darf man auch auf den öffentlichen Wegen spazieren gehen.

Foto: Christina Bents
 Das Vereinshaus der Bitburger Kleingärtner mit Biergarten.

Das Vereinshaus der Bitburger Kleingärtner mit Biergarten.

Foto: Christina Bents
 Salat und Gemüse gehören in jeden Kleingarten.

Salat und Gemüse gehören in jeden Kleingarten.

Foto: Christina Bents
 Bei den meisten Gärten ist immer etwas am Blühen.

Bei den meisten Gärten ist immer etwas am Blühen.

Foto: Christina Bents
 Schrebergärten

Schrebergärten

Foto: Christina Bents
 Schöne, zeitgemäße Deko findet sich in vielen der Bitburger Gärten. Ein Gartenzwerg wurde nicht gesehen.

Schöne, zeitgemäße Deko findet sich in vielen der Bitburger Gärten. Ein Gartenzwerg wurde nicht gesehen.

Foto: Christina Bents
 Schrebergärten

Schrebergärten

Foto: Christina Bents
 Die Kleingärten sind während der Corona Krise offen geblieben.

Die Kleingärten sind während der Corona Krise offen geblieben.

Foto: Christina Bents
 Ein Spielplatz beim Vereinshaus. Hier können kleinere Kinder geschützt spielen.

Ein Spielplatz beim Vereinshaus. Hier können kleinere Kinder geschützt spielen.

Foto: Christina Bents

Auch wenn Gartenzwerge heute nicht mehr zeitgemäß sind – Höflichkeit, ein Plausch über den Gartenzaun und die Liebe zur Natur kommen nie aus der Mode.

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