Karwoche Die Palme und der Esel

Sechs Tage vor dem Pessachfest kommt Jesus nach Betanien, in einen kleinen Ort südöstlich vor den Toren von Jerusalem, ins Haus des Lazarus. Weil sich herumgesprochen hat, dass Jesus seinen Gastgeber von den Toten auferweckt haben soll, finden sich vor dem Haus viele Gläubige ein, die zum Pessachfest nach Jerusalem gekommen sind und nun einerseits Jesus begegnen möchten und andererseits Lazarus lebendig sehen wollen.

 Statt echter Palmzweige werden in unseren Breiten zum Palmsonntag Zweige der Sal-Weide geschnitten.

Statt echter Palmzweige werden in unseren Breiten zum Palmsonntag Zweige der Sal-Weide geschnitten.

Foto: pixabay/Robert Balog

So erzählt es das Johannesevangelium im zwölften Kapitel. Und in diesem Text liegt auch der Ursprung des Palmsonntags, der an diesem Wochenende, eine Woche vor Ostersonntag, begangen wird.

Was aber hat der Sonntag mit der Palme zu tun? Das wird im Evangelium in der Beschreibung der Ereignisse des folgenden Tages klar. Dort heißt es über Jesus, dass er sich am nächsten Tag unter den Augen der Menge auf nach Jerusalem machte: „Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels! Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf – wie es in der Schrift heißt: [...]“ (Joh 12,13–14 Einheitsübersetzung 2016)

„In der Schrift“ – das bedeutet in diesem Fall ganz konkret: im alttestamentlichen Buch Sacharja, das mehrere Jahrhunderte vor Jesu Wirken verfasst wurde. Dort ist zu lesen: „Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem, sieh, dein König kommt zu dir, gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, auf einem Fohlen, einem Eselsfohlen.“ (Sach 9,9 Zürcher Bibel)

Ob Jesus wirklich auf einem Esel ritt, ob er es tat, um damit die alte Prohpezeiung zu erfüllen oder ob der Ritt nie stattfand, das soll hier nicht diskutiert werden. Vielmehr geht es um die Wirkung der Erzählung. Einerseits wird Jesus beschrieben als ein „König“ und als „siegreich“, andererseits als „demütig“, was an dieser Stelle auch „arm“ bedeuten kann und durch das Reiten auf einem einfachen Esel unterstrichen wird. Die Palmzweige sind dagegen eine Zeichen der Huldigung an einen Herrscher, so zum Beispiel im ersten Buch, der Makkabäer. Dort zieht der Heerführer Simon in die Burg von Jerusalem ein „mit Lobgesang und Palmzweigen, mit Harfen und Zimbeln und Zithern, mit Lobliedern und Preisliedern“. (1 Makk 13,51 Lutherbibel 2017)

In den anderen Evangelien, die den Einzug nach Jerusalem ebenfalls erwähnen, ist statt von Palmzweigen nur ganz allgemein von „Zweigen“ die Rede. Der Verfasser des Johannesevangeliums hat hier offenbar ganz deutlich von Palmzweigen gesprochen, um Jesus als siegreichen König darzustellen.

In Ermangelung von Palmen in unseren Breiten werden am Palmsonntag statt echter Palmzweige die Zweige der Sal-Weide – auch Palmweide genannt – geschnitten und in eine Vase gestellt, um sie zu Ostern mit Ostereiern zu schmücken. In vielen katholischen Kirchen ist es Brauch, die Zweige zu segnen, teilweise wird dies mit einer Prozession verbunden. Auch können die Palmzweige mit weiteren Pflanzen zu einem Palmbuschen oder Palmstock gebunden werdem. Verwendet werden dafür beispielsweise Wacholder, Buchsbaum und Stechpalme. Bisweilen wir auch ein Kreuz eingebunden oder der Palmstock etwa mit Ostereiern geschmückt.

Mit dem Gründonnerstag beginnt im engeren Sinne das Gedenken an Leiden, Sterben und Auferstehung Christi. Erinnert wird an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Der Apostel Paulus beschreibt dies so: „Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ (1 Kor 23–25 Lutherbibel 2017). Ähnliche, aber nicht wortgleiche Formulierungen finden sich auch im Markus-, Matthäus- und Lukasevangelium.

 Aus verschiedenen Zweigen werden Palmbuschen oder Palmstöcke gefertigt, die auch kunstvoll gearbeitet sein können.

Aus verschiedenen Zweigen werden Palmbuschen oder Palmstöcke gefertigt, die auch kunstvoll gearbeitet sein können.

Foto: pixabay/M W
  Bei der Prozession im spanischen Torrevieja wird an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. In der Stadt gibt es auch ein Ostermuseum.

Bei der Prozession im spanischen Torrevieja wird an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. In der Stadt gibt es auch ein Ostermuseum.

Foto: pixabay/Miguel ángel villar
 Es grünt so grün: Am Gründonnerstag steht häufig etwas Grünes auf dem Speiseplan. Besonders beliebt ist Spinat mit Ei.

Es grünt so grün: Am Gründonnerstag steht häufig etwas Grünes auf dem Speiseplan. Besonders beliebt ist Spinat mit Ei.

Foto: pixabay/RitaE
 Eine der ältesten Kreuzwege der Region in Saarburg: Die ebenfalls erhaltene 7. Station ist sogar auf 1677 datiert.

Eine der ältesten Kreuzwege der Region in Saarburg: Die ebenfalls erhaltene 7. Station ist sogar auf 1677 datiert.

Foto: Daniel John (daj)
 Er hat erst zu Ostern seinen großen Auftritt: Der Hase gilt als Eier- und Gabenbringer, aber auch als Fruchtbarkeitssymbol.

Er hat erst zu Ostern seinen großen Auftritt: Der Hase gilt als Eier- und Gabenbringer, aber auch als Fruchtbarkeitssymbol.

Foto: pixabay/Sven Ziegler

Anders als beim Palmsonntag ist beim Geründonnerstag die Herleitung des Namens nicht eindeutig geklärt. Verbreitet ist die Theorie, Ursprung sei das mittelhochdeutsche Verb „grînen/greinen“, was so viel wie „weinen“ bedeutet. Dagegen spricht, dass der Gründonnerstag ursprünglich kein Trauertag war, sondern ein Tag der Versöhnung, an dem Sünder, die vom Abendmahl ausgeschlossen waren, als frisches „grünes“ Holz wieder zur Kommunion zugelassen wurden. Dieser Begriff geht auf das Lukasevangelium zurück, in dem Jesus vor seiner Kreuzigung sagt: „Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?“ (Lk 23,31 Einheitsübersetzung 2016). Möglich ist auch eine Verbindung zur liturgischen Farbe Grün, obwohl dem Tag heute die Farbe Weiß zugeordnet ist. Dies war früher jedoch nicht einheitlich geregelt. Vielerorts ist es auch üblich, am Gründonnerstag etwas Grünes zu essen, insbesondere Spinat. Dazu gibt es häufig Ei – und das ist dann schon wieder ein Hinweis auf das bevorstehende Osterfest.

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