Motor Kein Yaris, ein GR

Trier · In einem besonderen Toyota mit Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied.

 „So musst Du die Kurve angehen“: Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied lässt uns als Instruktorin an ihrer Erfahrung teilnehmen.   

„So musst Du die Kurve angehen“: Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied lässt uns als Instruktorin an ihrer Erfahrung teilnehmen.   

Foto: Jürgen C. Braun

Der gemeine Toyota-Fahrer setzt auf Attribute wie Alltagstauglichkeit, Zuverlässigkeit, und Kundenzufriedenheit. Nichts aus der Rolle Gefallenes also. Doch die Japaner können nicht nur anders, sie wollen und machen es jetzt auch: Nach der Einführung des GT 86 und der Wiederbelebung der legendären GR Supra setzt der japanische Autoriese, der eher durch seine Hybrid-Offensive und die Abkehr vom Diesel von sich reden gemacht hat, jetzt noch einen drauf.

Und zwar mit dem stärksten Dreizylinder der Welt. Verbaut in einer kleinen, aber feinen Kanonenkugel auf Rädern, die es in sich hat: Dem GR Yaris. Kein flott gemachter, aufgepimpter Yaris, sondern ein GR. Ein Fahrzeug, das für den Rallyesport homologiert wurde. 25.000 Einheiten weltweit werden hergestellt, zugelassen im Kundensport für die neue Klasse R2 (ehemals R5). 261 PS, allradangetrieben, mit verschiedenen Traktionsmodi (50: 50, 40: 60, 30: 70 verteilt auf beide Achsen unter den Begriffen normal, Sport und Track). Da kommt Freude pur auf, schon beim Hinschauen.

Und beim Fahren erst. Dazu hatten wir Gelegenheit auf dem weiträumigen Flugplatzgelände in Mendig, angeleitet von einer Expertin, wie man sie sich besser nicht hätte wünschen können. Rallye-Profi Isolde Holderied, zweifache Damen-Rallyeweltmeisterin, Siegerin der legendären Rallye Monte Carlo und seit über 30 Jahren in der Rallyeszene mit viel theoretischem und praktischem Wissen unterwegs. Mit und für Toyota arbeitet die in Oberammergau lebende Rallye-Amazone seit vielen Jahren im Motorsport zusammen.

Vom „normalen“ Kleinwagen Yaris hat der GR außer Front- und Heckleuchten sowie den Außenspiegeln nichts für sich beansprucht. Angeleitet und herangeführt an den Grenzbereich der Physik in diesem nur 1280 Kilogramm leichten Rallyefloh machen wir die Erfahrung, dass nicht eben spektakuläre Antriebseinheiten wie ein Dreizylinder zu einem richtigen Spaßmodul mutieren können. Aber wenn sich 1,6 Liter Hubraum drei Zylinder inklusive einer Turboaufladung gönnen, und ein maximales Drehmoment von 360 Newtonmetern zwischen 3000 und 4600 U/min anliegt, dann entsteht da ein mächtiges Triebwerk mit fast fünf PS pro Kilogramm (261 PS bei 1300 kg).

Um das Gewicht des GR Yaris möglichst gering zu halten, wurden verschiedene Tricks angewandt. Während Motorhaube, Türen und Heckklappe aus Alu sind, besteht das Dach aus einem neuen Kohlefaser-Polymer. Daraus resultiert ein Leistungsgewicht von 4,9 Kilo pro PS. Das Sportgerät beschleunigt in 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Die elektronisch abgeriegelte Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 km/h.

Der GR mit Straßenzulassung und einer im Vergleich zum normalen Yaris um neun Zentimeter gesenkten Dachlinie lässt sich mit dem optionalen Circuit Pack für die Wertungsprüfungen einer Rallye aufrüsten. Dazu gehören die beiden Torsen-Differenziale an Vorder- und Hinterachse, ein speziell abgestimmtes Fahrwerk sowie geschmiedete 18-Zoll-Aluräder mit Michelin Pilot Sport, 225/40 R18.

Da der Motor weiter nach hinten in Richtung Fahrzeugmitte versetzt und die Batterie im Kofferraum untergebracht wurde, ergeben sich aus dieser günstigen Gewichtsverteilung ein sehr direktes Ansprechverhalten sowie ein verbessertes Handling. Die rahmenlosen Türen ergänzen dieses Vorgehen. In die Entwicklung des GR Yaris haben Rallye-Profis wie Jari-Matti Latvala ihre Erfahrung und Eindrücke mit einfließen lassen. Der GR ist das erste Homologationsmodell von Toyota für die Rallye-WM seit dem Produktionsende des Celica GT-Four im Jahr 1999.

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