Geschichte Stille Zeugen einer kurzen Ära

IRREL · Woch-Serie Landmarken: Von der einst 45 Kilometer langen Nims-Sauertalbahn zwischen Erdorf und Igel ist heute nicht mehr viel übrig. Einige Bauwerke erinnern aber nach wie vor an die Bahnstrecke.

 Unter Denkmalschutz steht dieses ortsbildprägende Bauwerk in Menningen.

Unter Denkmalschutz steht dieses ortsbildprägende Bauwerk in Menningen.

Foto: TV/Uwe Hentschel

Es ist ein zähes Stück Arbeit. Doch am 15. Oktober 1915 ist es schließlich soweit. An jenem Tag wird zwischen Wintersdorf und Irrel das letzte noch fehlende Teilstück der Nims-Sauertalbahn in Betrieb genommen. Nach mehr als vier Jahrzehnten des Planens und Bauens und vor allem des Streitens um den Streckenverlauf ist die eingleisige Nebenbahn durch die Süd­eifel endlich fertig.  Damit sind nicht nur Erdorf und Igel, sondern auch die Bahnstrecken Trier-Köln und Koblenz-Trier-Luxemburg miteinander verbunden. Das allerdings nur für knapp 30 Jahre. Denn der Zweite Weltkrieg geht an der Trasse der Nims-Sauertalbahn keineswegs spurlos vorüber. Einige Bauwerke werden komplett zerstört. Wie zum Beispiel die Brücke bei der Irreler Mühle. Als die Müllerfamilie nach der Evakuierung im Mai 1945 nach Irrel zurückkehrt, liegen die Mühle und der benachbarte Viadukt in Trümmern.

Nach dem Krieg werden die Gleise und die in Mitleidenschaft gezogenen Bauwerke wieder repariert – um dann gegen Ende der 60er Jahre Opfer einer erneuten Zerstörungswelle zu werden. Diese ist zwar bei weitem nicht so radikal wie die der letzten Kriegsmonate, dafür aber umso nachhaltiger.

1968 ist der Anfang vom Ende: Erst wird der Bahnabschnitt zwischen Irrel und Igel komplett stillgelegt. In den beiden Jahren darauf folgt zwischen Irrel und Erdorf die Einstellung des Personenverkehrs. Gut 20 Jahre später wird dann auch dieser Abschnitt stillgelegt, 1988 zunächst das Teilstück zwischen Irrel und Wolsfeld und 1995 schließlich dann auch noch das Stück zwischen Wolsfeld und Bitburg. Nur ein kleines Stück von der einst 45 Kilometer langen Bahnlinie bleibt übrig: die sechs Kilometer lange Verbindung zwischen Bitburg und Erdorf.  

Für Irrel endet die Eisenbahn-Ära am 18. September 1988. Ein Sonderzug, gezogen von einer 1300-PS-Diesellok, quält sich ein letztes Mal mit 250 Fahrgästen von Bitburg nach Irrel. Danach ist Schluss. Erst rosten die Gleise weiter vor sich hin, dann werden sie abgebaut. Das Thema Eisenbahn ist damit für Irrel abgehakt. Was aber nicht heißt, dass heute, 30 Jahre später, von der Nims-Sauertalbahn nichts mehr übrig ist. Denn einige Eisenbahnbrücken stehen nach wie vor. Und der wahrscheinlich eindrucksvollste Zeitzeuge dieser Ära  ist der Viadukt in Menningen, der mit seinen fünf Bögen das Tal des Essebachs überspannt. Genau wie die ebenfalls noch vorhandene Brücke an der Irreler Mühle, wurde auch des Menninger Bauwerk im Krieg weitgehend zerstört und danach wieder aufgebaut. Inzwischen steht es unter Denkmalschutz.

Eine andere Eisenbahnbrücke genießt diesen Schutzstatus nicht. Und zwar die Brücke, die zwischen Irrel und Niederweis die 90-Grad-Kurve der B 257 überspannt. Der Landesbetrieb Mobilität plant eine Veränderung des Kurvenverlaufs, um die Straße sicherer zu gestalten. Und in diesem Zusammenhang soll auch die Eisenbahnbrücke abgerissen werden. Überqueren darf man den rostigen Überbau ohnehin schon lange nicht mehr. Dafür aber stößt man auf eine weitere Besonderheit, wenn man von der Brücke aus der alten Trasse in Richtung Irrel folgt. Denn irgendwann endet diese Trasse. Und zwar in der Nähe des Friedhofs. Dort versperrt ein Hügel den Weg. Und dort verliert sich auch die Spur der Nims-Sauertalbahn.

 In diesem Waldstück neben der B 257 ist der Trassenverlauf der ehemaligen Nims-Sauertalbahn noch gut erkennbar.

In diesem Waldstück neben der B 257 ist der Trassenverlauf der ehemaligen Nims-Sauertalbahn noch gut erkennbar.

Foto: Uwe Hentschel
     Die alte Brücke, die zwischen Irrel und Niederweis über die B 257 führt, soll bald verschwinden.

Die alte Brücke, die zwischen Irrel und Niederweis über die B 257 führt, soll bald verschwinden.

Foto: TV/Uwe Hentschel
             Idyllisch an der Nims gelegen erinnert die Irreler Brücke an die großen Zeiten des Bahnverkehrs.

Idyllisch an der Nims gelegen erinnert die Irreler Brücke an die großen Zeiten des Bahnverkehrs.

Foto: TV/Uwe Hentschel

Der Grund dafür ist ein rund 450 Meter langer Tunnel, von dem heute aber nicht mehr viel zu sehen ist – es sei denn, man versucht es von der anderen Seite. Denn das südliche Portal des Tunnels ist noch vorhanden. Es steht ebenfalls unter Denkmalschutz und ist darüber hinaus so gut versteckt und zugewachsen, dass es nur schwer zu finden ist. Wer es dennoch suchen möchte, sollte sich Stiefel anziehen. Der Tunneleingang liegt zwar weder an der Nims noch an der Sauer, nass ist es dort trotzdem.

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