Brauchtum Von Bäumen, Backwaren und der Bescherung

Was ist Ihr liebstes Weihnachtsgebäck! Vanillekipferl? Spritzgebäck? Butterplätzchen? Heide­sand? Stollen? Baumkuchen? Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Alle sind süß, haben viele Kalorien und wirken in der Weihnachtszeit auf Tellern drapiert auf viele unwiderstehlich.

 Der Christstollen ist eines der beliebtesten Weihnachtsgebäcke.

Der Christstollen ist eines der beliebtesten Weihnachtsgebäcke.

Foto: pixabay/webandi

Nun muss man die Herkunft und den Grund für besonderes Gebäck rund um eines der wichtigsten Feste des christlich geprägten Teils der Welt nicht lange erklären. Zu großen Festen gehören seit jeher Speisen, die es nicht täglich gab und gibt.

Eine herausragende Stellung nimmt beim Gebäck der Christstollen ein, der seine stärksten und bekanntesten Traditionswurzeln in Sachsen und dort in Dresden hat. Im Mittelalter war Weihnachtsgebäck weitgehend Fastengebäck, da die sechs Wochen vor dem Fest – genau wie im Frühjahr vor Ostern – Fastenzeit waren. Gebacken werden durfte nur mit Mehl, Wasser und Hefe. Erst mit dem sogenannten „Butterbrief“ von Papst Innozenz VIII. wurde auf Bitten des Kurfürsten Ernst von Sachsen 1491 das Verbot der Verwendung von Butter in der Vorweihnachtszeit aufgehoben, was als Voraussetzung für den Siegeszug des Dresdener Christstollens gilt, der neben Mehl, Milch, Butter und Zucker vor allem Mandeln, Rosinen, Orangeat und Zitronat enthält. Stollen gibt es inzwischen vor Weihnachten überall und in vielen Varianten.

Sehr variantenreich ist inzwischen auch die Optik des wohl weltweit erfolgreichsten deutschen Weihnachtssymbols: Die Rede ist vom Weihnachtsbaum. Seinen Ursprung hat er wohl in der Tatsache, dass in der katholischen Kirche der 24. Dezember bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil der Gedenktag für Adam und Eva war. Zu diesem Tag wurden mit Äpfel geschmückte sogenannte Paradiesbäume in den Kirchen aufgestellt. In Teilen Deutschlands waren Schlangen aus Holz und Figuren von Adam und Eva bis ins 19. Jahrhundert hinein noch gängiger Christbaumschmuck. Die laut Wikipedia frühste schriftliche Erwähnung eines Weihnachtsbaums stammt aus dem Jahr 1527. In einer Mainzer Akte werden Weihnachtsbäume in einem Wald bei Stockstadt am Rhein erwähnt. Aus dem Jahr 1605 stammt die erste Aufzeichnung, in der der Baum als Brauchtum beschrieben wird. Da ist von einer Tanne die Rede, die mit Äpfeln, Zuckerzeug und Figuren aus buntem Papier behängt wird. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Weihnachtsbaum im ganzen deutschsprachigen Raum, im 19. Jahrhundert in Europa und Amerika. Aus den Äpfeln des einstigen Paradiesbaums sind Kugeln geworden, die es in allen Farben und Varianten gibt. Kerzen sollen erstmals von Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien Anfang des 17. Jahrhunderts auf einen Weihnachtsbaum gesteckt worden sein.

Jüngeren Datums, aber auch in der dunklen Jahreszeit hell leuchtend, ist der Adventskranz. Erfunden hat ihn der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern, der sich als Sozialpädagoge und Gefängnisreformer einen Namen gemacht hat. Den ersten Kranz mit Kerzen soll er 1839 genutzt haben. Er war aus Holz und hatte 24 Kerzen – eine für jeden Tag im Dezember bis Weihnachten. Inzwischen sind daraus vier geworden. Zugleich haben sich aber Adventskalender mit 24 Türchen durchgesetzt, in denen früher Bilder und Sinnsprüche zum Vorschein kamen, heute allerdings von Schokolade bis Lippenstift oder Parfümflasche alles versteckt sein kann, so dass fast jeder Tag im Dezember eine kleine Bescherung bringt. Eine großen und besonders schönen Adventskalender gibt es an einem Fachwerkhaus auf dem Marktplatz in Bernkastel-Kues, an dem im Dezember täglich ein echtes Fenster ein weihnachtliches Motiv freigibt.

Apropos Bescherung: Wussten Sie, dass das Wort Bescherung, der Kinder im deutschprachigen Raum an Heiligabend (24. Dezember) im englischsprachigen Raum aber erst am ersten Weihnachtstag (25. Dezember) entgegen fiebern, vom mittelhochdeutschen Wort „beschern“ kommt, was so viel bedeutet wie „zuteilen von Gott“. Darin steckt die Vorstellung, dass die Gaben an Weihnachten göttlichen Ursprungs sind und – je nach Region und kultureller Prägung – auf zumindest für Kinder wundersame Weise vom Christkind oder vom Weihnachtsmann gebracht werden. Wobei der Weihnachtsmann eine Mischung aus dem heiligen Nikolaus und dem eher erschreckenden Knecht Ruprecht ist. Schon im 19. Jahrhundert wird er als Mann mit Bart, Geschenkesack und Rute dargestellt. Seine inzwischen überall gängiges Aussehen erhielt er allerdings 1931 in einer Werbekampagne von Coca Cola. Die Firma verpasste ihm ein Gewand, das ganz rot und weiß war, genau wie die Farben der koffeinhaltigen Brause.

Die Wandlung der Figur und auch des Zeitpunkts der Bescherung vollzog sich deutlich früher, nämlich in der Zeit nach der Reformation. Denn der traditionelle Bescherungstag in vielen katholische Gegenden war der 6. Dezember im Gedenken an den heiligen Nikolaus, den einstigen Bischof von Myra, das in der heutigen Türkei liegt. Protestanten lehnten die Heiligenverehrung ab, und so wurde aus dem Nikolaus der Weihnachtsmann oder das Christkind. Und die Bescherung wanderte vom Tag des heiligen Nikolaus auf den Vorabend der Geburt Christi. Ein bisschen beschert werden Kinder am Nikolaustag aber bekanntlich immer noch, sofern sie ihre Stiefel vor die Tür stellen.

 Auch Plätzchen kommen in der Weihnachtszeit häufig auf den Kaffeetisch.

Auch Plätzchen kommen in der Weihnachtszeit häufig auf den Kaffeetisch.

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 Ursprünglich hatte er 24 Kerzen, heute sind es meist vier: der Adventskranz. Traditionell wird an diesem Wochenende auch nur die erste Kerze angezündet.

Ursprünglich hatte er 24 Kerzen, heute sind es meist vier: der Adventskranz. Traditionell wird an diesem Wochenende auch nur die erste Kerze angezündet.

Foto: pixabay/HG-Fotografie
   Klar, Geschenke gehören unter den Weihnachtsbaum. Aber wer bringt sie denn nun eigentlich?         Der Nikolaus (oben links als Figur an der Trierer Römerbrücke),       der Weihnachtsmann (Mitte, gesehen 2015 auf dem Vitelliuskreisel in Wittlich)       oder das Christkind (rechts Jule Nickels 2016 bei der Eröffnung des Bitburger Weihnachtsmarktes)?

Klar, Geschenke gehören unter den Weihnachtsbaum. Aber wer bringt sie denn nun eigentlich? Der Nikolaus (oben links als Figur an der Trierer Römerbrücke), der Weihnachtsmann (Mitte, gesehen 2015 auf dem Vitelliuskreisel in Wittlich) oder das Christkind (rechts Jule Nickels 2016 bei der Eröffnung des Bitburger Weihnachtsmarktes)?

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Einen ganz besonderen, weil in der vorwiegend katholischen Region seltenen Brauch gibt es Prüm, wo seit 42 Jahren am ersten Adventswochenende die Blechbläser des örtlichen Musikvereins die Türme der Basilika erklimmen, um aus schwindelnder Höhe ihre Instrumente beim Adventsblasen erklingen zu lassen. In diesem Jahr beginnt das besondere Konzert am 1. Dezember um 20 Uhr. Häufiger gibt es diesen Brauch in protestantischen Gegenden, wo viele Kirchengemeinden einen Posaunenchor unterhalten, für den das adventliche Musizieren einer der Höhepunkte des Jahres ist.

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