Unsere Vereine Musik kennt keine Altersgrenze

Monzelfeld · Was tun, wenn es einem Musiker aus Altersgründen im bisherigen Orchester nicht mehr gefällt? Ganz einfach: Man tritt in ein neu gegründetes Seniorenmusikorchester ein.

 Herbert Schommer (91): „Ich habe schon immer gerne Musik gemacht. Als das Seniorenmusikorchester gegründet worden ist, bin ich gekommen.“  

Herbert Schommer (91): „Ich habe schon immer gerne Musik gemacht. Als das Seniorenmusikorchester gegründet worden ist, bin ich gekommen.“  

Foto: Christoph Strouvelle

So haben es jedenfalls der Monzelfelder Karl-Heinz Degen und zwei weitere Mitglieder des Stammorchesters des Musikvereins Cäcilia Monzelfeld gehalten. „Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen der Musikauswahl. Die jungen wollten moderne Hits, wir Marsch und Polka. Das war nicht mehr unsere Musik“, sagt Degen. Zudem fehlte es ihnen an Geselligkeit. „Wir wollten hinterher noch gemütlich zusammensitzen, die Jungen sind weg. Das hat uns nicht mehr gefallen.“

Anlass genug, dass der eingefleischte Musiker, der erst Klarinette gespielt hat und dann aufs Saxofon umgestiegen ist, sich aus dem Orchester verabschiedet hat. Zehn Jahre hat er nicht mehr musiziert. Doch als Detlev Hauch ihn gefragt hat, ob er nicht in einem Seniorenorchester wieder mitspielen wollte, hat er seine Instrumente wieder hervorgeholt und sich wieder angemeldet. Seit fünf Jahren ist er einer von zwei Altsaxofonisten im Seniorenorchester Monzelfeld. „Die Idee war es, Musiker zusammenzubringen, die aus Altersgründen aufgehört haben“, sagt Hauch.

Auf dieses Projekt hat er sich intensiv vorbereitet. Der Gründer und einstige Frontmann der Hunsrücker Nachtschwärmer hat eine Doktorarbeit über altersgerechtes Musizieren durchgearbeitet und anschließend mögliche Interessenten im Dorf angerufen. „17 Musiker waren sofort mit dabei“, sagt er. Darunter einige, die seit 30, 40 Jahren nichts mehr gemacht hatten. Mit etwas Werbung haben die Monzelfelder Musiker weiteren Zuwachs bekommen von Interessierten aus Morbach, Hundheim, Burgen und Longkamp, so dass heute 25 Leute im Seniorenorchester aktiv sind. Die einzige Bedingung, um darin mitzuspielen: Die Musiker müssen mindestens 50 Jahre alt sein. Das älteste Mitglied im Ensemble ist der Akkordeonspieler Herbert Schommer mit 91 Jahren.

„Soweit ich weiß, sind wir im Landkreis das einzige Orchester dieser Art“, sagt Hauch. Und wer noch kein Instrument gespielt hat? „Dem bringen wir das bei. Man kann alles lernen“, sagt Hauch. „Wir nehmen jeden auf.“

Begonnen hat Hauch mit Theorie wie dem Lesen von Noten, um alle Aktiven auf einen gleichen Stand zu bringen. Dabei haben sich bereits profane Schwierigkeiten ergeben: Die Noten müssen auf eine größere Schrift als üblich umgeschrieben werden, „wegen Leseschwäche im Alter“, sagt er. Doch bereits nach relativ kurzer Zeit hat jeder Musiker sein Instrument mitgebracht. „Begonnen haben wir mit einfachen Volksweisen, wie ,Am Brunnen vor dem Tore‘“, sagt Hauch. Heute spielt das Seniorenorchester, das neben der Jugendgruppe und dem Stammorchester das dritte Ensemble des Musikvereins Cäcilia Monzelfeld ist, auch anspruchsvollere Polkastücke, Walzer und Märsche. „Wir spielen Lieder, die kennt die Jugend nicht mehr“, sagt Degen. Was aber auch kein Problem ist: „Wir wollen Musik machen für unsere Generation, und wir sind ja auch älter“, sagt er. Das Seniorenorchester hat sich mit seinen Auftritten bei Festen in Monzelfeld und der Region bereits einen Namen gemacht. „Wir haben mehr Anfragen als Termine“, sagt Hauch und lacht.

Doch spielt die Geselligkeit im Seniorenmusikorchester eine genauso große Rolle wie das gemeinsame Musizieren. Bei einer Probe stehen mehrere Flaschen Wein auf der Theke im Übungsraum des Seniorenmusikorchesters. Und nach den Proben, sobald die Instrumente wieder weggepackt sind, treffen sich nahezu alle Musikanten am Tresen, um bei einem Gläschen Riesling noch ein Schwätzchen zu halten. Hauch: „Die dritte Halbzeit gehört einfach dazu.“

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