Kultur Kontrastreiche Klänge, Kinderkonzerte und Karl im Kostüm

Bernkastel-Kues · Das Mosel Musikfestival startet am Freitag, 13. Juli, und bietet drei Monate lang Klassik an Industrieorten und in Kirchen. Es rückt Geburtstagskind Marx ins Zentrum und legt den Fokus auf Nachwuchstalente.

 Die Brüder Lucas und Arthur Jussen gastieren im Kloster Machern.

Die Brüder Lucas und Arthur Jussen gastieren im Kloster Machern.

Foto: TV/DIRK KIKSTRA

Inmitten von malerischen Flusslandschaften, Gärten und Weinbergen lädt das Mosel Musikfestival jedes Jahr zu Konzerten in Klöster, Kirchen, alte Fabriken, antike Stätten oder renommierte Weingüter ein. Internationale Künstler und Newcomer musizieren beim ältesten und größten Musikfestival in Rheinland-Pfalz. Besucher dürfen sich vom 13. Juli bis 3. Oktober auf mehr als 60 ungewöhnliche Projekte und spannende Soloprogramme an 40 Spielstätten zwischen Saar und Untermosel freuen.

 „Industrie-Kultur“ heißt das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz in diesem Jahr. Und so machte sich Intendant Tobias Scharfenberger bereits 2017 auf die Suche nach spannenden Spielstätten, damit sich das Motto im Programm des Festivals widerspiegeln konnte. Er entdeckte ungewöhnliche Orte wie das TV-Druckhaus in Trier-Euren, das ehemalige Kohlekraftwerk in Traben-Trarbach oder das Tabaklager des Zigarettenherstellers JTI in Trier.

Diese Industriestätten bilden den   Rahmen für originelle Konzertformate in einem Jahr voller Jubiläen: der 200. Geburtstag von Philosoph Karl Marx, der 200. Geburtstag des Begründers der Genossenschaftsbewegung Friedrich Wilhelm Raiffeisen oder der 150. Geburtstag von August Horch, Gründer des Automobilbauunternehmens Horch und Audi, der 100. Geburtstag des amerikanischen Musikers Leonard Bernstein oder der 150. Todestag des italienischen Komponisten Gioachino Rossini. Ihre Werke und ihr Leben spiegeln sich in einigen Projekten wieder, die Künstler speziell für das Mosel Musikfestival kreiert haben.

Wer sich schon immer mal gefragt hat, was einen Weltklassepianisten ausmacht und warum das ein besonderes Erlebnis ist, sollte sich den Auftritt des Russen Arcadi Volodos am Montag, 1. Oktober, 19 Uhr, im Barocksaal von Kloster Machern anhören. Tatsächlich hat er mit vielen großen Dirigenten und Orchestern zusammengearbeitet und ist für seine Interpretationen mehrfach ausgezeichnet worden. 

Apropos Genie: Etwas Geniales hatte ja auch Karl Marx an sich. Gleich vier Konzerte beschäftigen sich auf die ein oder andere Weise mit dem Revolutionär aus Trier: „Jenny und Karl – eine musikalische Liebesgeschichte“ heißt ein Abend in den Industriehallen der Firma Natus in Trier am 12. August (18 Uhr), in dem das Berolina-Ensemble die Stationen der Liebesgeschichte zwischen Karl Marx und Jenny von Westphalen Revue passieren lässt.

Annika von Trier lädt an zwei Abenden zu ihren Marxsalons ein: am Samstag, 25. August, um 20 Uhr, ins Karl-Marx-Haus nach Trier und am 31. August, um 20 Uhr, in die ehemalige Glockengießerei in Saarburg, im Schlepptau Gregor Gysi von der Partei Die Linke.

Und noch ein alter Bekannter kommt erneut an die Mosel, weil es dort offensichtlich so schön ist: Schauspieler und Sänger Dominique Horwitz gibt mit Marilou Jacquard (Sopran), Susanne Wächter (Puppenspiel) und der Lautten compagney Berlin am 16. September um 20 Uhr ein Sonderkonzert im Theater Trier. „Karl Marx träumt vom Sommer“ heißt die Revue, in der Karl Marx höchstselbst einen Gastauftritt hat.

Natürlich wollen auch junge Talente und Newcomer 2018 die Bühne erobern, und sie tun es:  die Cellistin Raphaela Gromes und der Pianist Julian Riem  verzaubern mit Kammermusik (Sonntag, 22. Juli, 17 Uhr, Kloster Machern, Bernkastel-Kues), der britische Jazzsänger und -pianist Anthony Strong swingt mit seiner Band in den Moselauen von Bernkastel-Kues (Freitag, 27. Juli, 20.30 Uhr), die holländischen Brüder Lucas (24 Jahre) und Arthur (21 Jahre) Jussen spielen vierhändig auf einem Flügel in Kloster Machern (Freitag, 3. August, 20 Uhr). Und der junge Schotte Sean Shibe konfrontiert auf seinen Gitarren überlieferte Traditionen mit zeitgenössischen Kompositionen (Mittwoch, 5. September, 20 Uhr, ehemalige Synagoge Wittlich).

Weil klassische Musik aber nicht nur Erwachsenen Spaß machen soll, hat sich der neue Chef des Mosel Musikfestivals etwas für junge Musikfans ausgedacht. Sommersprossen heißt ein brandneues Programm. Die Schweizer Theaterpädagogin Andrea Schläfli entwickelte diese Reihe für das Festival. In Percussion-Workshops, Familienkonzerten, in denen Jungen und Mädchen mit Profimusikern auftreten, aufregenden Spaziergängen und einem Malwettbewerb können Kinder und Jugendliche von drei bis 13 Jahren mit Eltern und Großeltern tief in das Abenteuer Musik eintauchen. Denn eins steht fest: klassische Musik ist immer aufregend, egal wie alt man ist.

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