Gedenktag Wo aus Polen Deutsche wurden

Hinzert-Pölert · Mit Führungen und einem Dokumentarfilm gedenkt die Gedenkstätte KZ Hinzert am Sonntag, 27. Januar, der Opfer des Nationalsozialismus. Um 11 und um 13 Uhr gibt es je eine Führung durch die Gedenkstätte.

  Gedenkstätte ehemaliges SS-Sonderlager/KZ Hinzert: Denkmal (Bronze), von Lucien Wercollier.

Gedenkstätte ehemaliges SS-Sonderlager/KZ Hinzert: Denkmal (Bronze), von Lucien Wercollier.

Foto: "m_servi" <m_servi@volksfreund.d

Nach der Ansprache von Bundesministerin Katarina Barley um 14 Uhr wird der Dokumentarfilm „Verbrechen Liebe“ des Bayerischen Rundfunks von Thomas Muggenthaler gezeigt.

Der Journalist Muggenthaler hat in zahlreichen Beiträgen zeitgeschichtliche Themen zum Nationalsozialismus für den Rundfunk
recherchiert und aufbereitet. Im Staatsarchiv Amberg stieß er vor ein paar Jahren auf Akten, die die Hinrichtung von über 20 polnischen Zwangsarbeitern in Niederbayern und der Oberpfalz dokumentieren. Polen waren Slawen und für die Nazis somit rassisch minderwertig. Bei gemeinsamer Feldarbeit kamen sich Zwangsarbeiter und einheimische Mädchen näher.

Das Ergebnis war nicht selten eine Liebesgeschichte. Oft wegen Schwangerschaft entdeckt, bezahlten beide für ihre Liebe fürchterlich. Die Frauen wurden fast immer in das Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Die meist polnischen Männer kamen entweder ins KZ oder wurden in der Nähe der Dörfer erhängt, in denen sie gearbeitet hatten.
Es gab auch Polen, die das „Glück“ hatten, den Rasseexperten der Nazis zu gefallen. Nach rassischer Begutachtung kamen diese sogenannten „E-Polen“ (das E stand für „Eindeutschungsfähigkeit“) in das KZ Hinzert bei Trier. Dort sollten sie sich „charakterlich“ bewähren.

Sie kamen dort in der „Abteilung für Eindeutschungsfähige“ in eigene Stuben und wurden auch in besonderen „Polen-Kommandos“ eingesetzt. Das Rasse- und Siedlungshauptamt führte die „rassische“ Überprüfung durch. Wenn der Häftling als eindeutschungsfähig eingestuft wurde, konnten die Vorbereitungen für die Haftentlassung und die Heirat mit der deutschen Frau in die Wege geleitet werden. Diejenigen Häftlinge, deren Überprüfung negativ ausfiel, wurden in andere Konzentrationslager, meist in das im Elsass gelegene KZ Natzweiler, überstellt.

Zwischen 1942 und 1944 fungierte das SS-Sonderlager/KZ Hinzert als Aufnahme- und Testlager für die Überprüfung der „Eindeutschungsfähigkeit“ von zumeist polnischen Zwangsarbeitern, die wegen verbotenen Umgangs mit deutschen Frauen verhaftet worden waren. Von Mai 1943 an war das SS-Sonderlager ausschließlich für diese Fälle zuständig. Diese Männer bekamen wegen ihres „arischen“ Aussehens eine Chance zum Überleben, indem sie in Hinzert ihre „Eindeutschungsfähigkeit“ unter Beweis zu stellen hatten. Der Autor und Regisseur des Films steht nach der Aufführung für Fragen zur Verfügung.

Für den musikalischen Rahmen sorgt das Duo Mannijo alias Jo Nousse und Manfred Pohlmann, das sich für ein vielfältiges Europa einsetzt..

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