Weihnachten Wo Liebe ist, ist alles gut

Es ist die größte Geburtstagsparty weltweit: Weihnachten. Knapp 2,3 Milliarden Christen feiern die Geburt Jesu. Eines der größten Mysterien überhaupt, findet Pater Aloys Hülskamp, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Trier (Euren).

 Die große Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche Waxweiler.

Die große Weihnachtskrippe in der Pfarrkirche Waxweiler.

Foto: Tv/Michael Fischer

Mehr als 2000 Jahre ist es her, dass in Palästina ein Kind namens Jesus geboren worden ist. Es ist der größte Geburtstag überhaupt, weltweit. Kein Geburtstag eines Menschen wird so gefeiert wie der von Jesus: Weihnachten.

Was ich interessant finde ist, dass das Ereignis von damals heute noch bei so vielen Menschen bekannt ist. An Heiligabend feiert der Papst in Rom mit Tausenden Gläubigen die Christmette. Und am ersten Weihnachtstag spendet er den traditionellen Segen „Urbi et orbi“, „der Stadt und dem Erdkreis“. Beides ist im Radio und im Fernsehen in der ganzen Welt zu hören und zu sehen.

 Pater Aloys Hülskamp.

Pater Aloys Hülskamp.

Foto: Medienthaus Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

Es erstaunt, wie viele Menschen an Weihnachten den Weg in die Kirche finden. Da ist der Bär los! Letztes Jahr war es hier in Trier-West so voll, dass die Menschen in den Gängen saßen und vor den Bänken. Wir singen viele Lieder wie „Alle Jahre wieder“, „Zu Bethlehem geboren“ oder „Stille Nacht, heilige Nacht“ – alte Lieder, die werden in 300 Jahren noch gesungen.

Jesus hat vor 2000 Jahren gelebt. Maria und Josef sind unterwegs von Nazareth nach Bethlehem. Sie reisen unter schwierigsten Verhältnissen. Es ist eine lange Strecke. Sie sind sehr jung, und sie ist hochschwanger. Es ist eine Reise ins Ungewisse. Sie erleben, wie es ist, ausgestoßen, nicht willkommen zu sein. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen – das Kind wird in einer Krippe in einem Stall geboren.

Jesus ist Mensch, von Gott zu seinem Sohn erklärt. Theologisch bedeutet Weihnachten: Gott kommt den Menschen nahe, mit Liebe, mit der Zusage: Ich bin da!

Wenn ich es zulassen kann, dass Jesus Gottes Sohn ist, kann mir das etwas geben. Seine Botschaft: Liebt einander!

Wenn sich jeder daran halten würde, wäre Frieden und Gerechtigkeit, müsste keiner leiden. Das Problem ist, dass die Menschen das nicht umsetzen. Überall dort, wo es nicht umgesetzt wird, kracht’s. Wo Liebe ist, ist alles gut!

Weihnachten hat mit dem christlichen Glauben zu tun. Es geht um Jesus. Für Christen ist Weihnachten eine Botschaft, die die Menschen berührt, auch über den Tod hinaus. Denn ich kann Weihnachten nur in Verbindung mit Ostern sehen, mit dem Tod Christi, seiner Auferstehung. Das ist für mich eine unbegreifliche Dimension.

Weihnachten weist auf etwas anderes hin, auf etwas, das meine Erkenntnis sprengt, etwas Geheimnisvolles, das einlädt. Etwas, von dem ich vielleicht eine Antwort auf meine Sehnsucht bekomme.

Jeder Mensch ist begrenzt – in seiner Wahrnehmung, dem Erlernen, selbst der Sprache. Ich lebe eine Zeit lang auf der Erde, aber ich bin begrenzt. Ich kann beispielsweise nicht fliegen wie ein Vogel. Ich kann nicht zur Mariensäule auf die Krone der Maria fliegen wie ein Spatz.

Jedes Lebewesen ist einzigartig, keines gleicht dem anderen. Keine Zelle gleicht der anderen. Sogar jedes Sandkorn der Erde, jeder Wassertropfen, ist einzigartig. Das ist unbegreiflich. Das kann ich nicht erklären, das muss ich als Wunder stehen lassen.

Das ist auch das Geheimnis von Weihnachten. Weihnachten kann man nicht erklären. Es ist ein Fest des Mysteriums „Gott wird Mensch“.

Und es ist zugleich der Grund für die Krise der Religionen. Weil wir Menschen versuchen, etwas zu erklären. Aber das geht nicht. Ich muss das Geheimnis stehen lassen können. Warum war es als Kinder einfacher, an das Wunder von Weihnachten zu glauben? Weil wir es nicht wussten und gestaunt haben.

Gott ist in ein nicht perfektes Umfeld gekommen. Jesus ist nicht in einem Top-Krankenhaus mit allen Finessen geboren, sondern in einem Stall, ganz solidarisch mit den Armen, den Schwachen, den Hilfsbedürftigen.

Gott, der Allmächtige, ist hilflos. Denn etwas Hilfloseres als ein Baby gibt es nicht, Es ist total angewiesen, kann alleine nicht leben. Es braucht die Gemeinschaft, Hilfe, Wärme, Zuneigung, Unterstützung. Genau das möchte er uns geben: Gemeinschaft, die trägt und hält, Orientierung. Gott selbst liefert sich den Menschen und den Gefahren aus. Das ist auch nicht rosig. Denn Herodes wollte ihn töten – es folgt die Flucht nach Ägypten.

Für mich persönlich ist Weihnachten ein Glaubensfest. Wem der Glaube ganz egal ist, für den hat Weihnachten keine Bedeutung. Wem der Glaube wichtig ist, für den ist Gott der Allmächtige, der alles geschaffen hat, die Liebe, das Unbegreiflichste: Er wird einer von uns. Er sagt: „Du bist mir wichtig, ich will dir ganz nahe sein.“

Ich glaube, dass Weihnachten ein Fest der Menschlichkeit ist, des Friedens, der Liebe, das guten Miteinanders.

Ich glaube, dass durch die Geburt Jesu vieles in einem anderen Licht gesehen wird. Das ist ein Auftrag, den braucht man nicht zu diskutieren. Ich wünsche mir zu Weihnachten, dass einige Menschen Zugang zum Glauben finden, zu einer Dimension, die größer ist. Der Glaube soll meinem Leben dienen.

Ich wünsche mir, dass die Botschaft des Kindes und des Glaubens gut tut für die Menschen und ihr Miteinander. Der Glaube hat etwas Heilendes. An Weihnachten wird deutlich: Wir haben die Perspektive zu lieben für alle Zeit.

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