Fischbestandtsermittlung Nach der Flut: Eifel-Fischbestände erholen sich

Eifel · Äschen haben in Ahr und Kyll Verluste von bis zu 90 Prozent der Population erlitten.

 Das Foto zeigt beispielhaft Mitarbeiter der SGD Nord bei einer Fischbestands-Aktion.

Das Foto zeigt beispielhaft Mitarbeiter der SGD Nord bei einer Fischbestands-Aktion.

Foto: SGD Nord

(red) Das Hochwasser vom 14. und 15. Juli hat in Rheinland-Pfalz für ein katastrophales Ausmaß der Zerstörung gesorgt – insbesondere an der Ahr. Vielerorts war die Verwüstung groß und auch die Infrastruktur war nicht mehr vorhanden. Zudem führte die Überschwemmung und Zerstörung von Gewerbebetrieben und Kläranlagen auch zu einer erheblichen Belastung der Gewässer.

„Durch das Flutereignis an der Ahr und den Eifelflüssen wurden natürlich auch die Fischbestände und weitere aquatische Lebensformen in Mitleidenschaft gezogen. Die SGD Nord wollte aber genau wissen, wie es um die Fischbestände steht und hat deshalb Fischbestandsermittlungen beauftragt oder selbst durchgeführt und wertet derzeit die Ergebnisse aus. Erste Erkenntnisse geben Grund zum leichten Aufatmen“, so Wolfgang Treis, Präsident der SGD Nord.

Die gute Nachricht ist, dass alle 22 gewässertypischen Fischarten in den Gewässern weiterhin vorkommen und den Verlust von teilweise erheblichen Anteilen der jeweiligen Population in den nächsten Jahren ausgleichen werden. Für einzelne Strecken lagen Ergebnisse aus dem Jahr 2020 vor. Der Vergleich zeigt dort Reduzierungen im Bereich von 30 bis 50 Prozent des ursprünglich vorhandenen Fischbestands.

Im Herbst und Winter 2021 wurden an 41 Gewässerstrecken von betroffenen Fließgewässern Fischbestandsermittlungen durchgeführt, davon elf an der Ahr, neun an der Nette, acht an der Kyll und 13 an betroffenen Gewässer der Westeifel, unter anderem Our, Prüm, Nims und Irsen.

Einzelne Arten, wie zum Beispiel die für Mittelgebirgsflüsse typische Äsche, haben in der Ahr und in der Kyll sehr starke Verluste von bis zu 90 Prozent der Population im Vergleich mit vorangegangenen Befischungen erlitten.

Im stark durch die Folgen des Hochwassers betroffenen Gewässerabschnitt der Ahr unterhalb von Bad Neuenahr-Ahrweiler ist der Schaden am Fischbestand deutlich stärker als in den übrigen Strecken. Nahe der Mündung unterhalb von Sinzig wurden 57 Fische auf einer Strecke von 250 Metern registriert. In Strecken zwischen Dümpelfeld und Dernau fanden die Biologen in der Regel über 1000 Fische in vergleichbar langen Gewässerstrecken.

Bei Bad Bodendorf gelang eine kleine Sensation. Hier wurden 55 Exemplare des stark gefährdeten Flussneunauges nachgewiesen, die die vorangegangene Flut und die damit verbundenen Beeinträchtigungen des Gewässers überstanden hatten.

Die SGD Nord ermittelt aktuell Gewässerabschnitte, in welchen ergänzende Besatzmaßnahmen und besondere Hegemaßnahmen erforderlich sind, um die Funktion der Fische im Naturhaushalt der Gewässer wiederherzustellen. Dazu gehört auch die Nutzbarkeit der Fischbestände durch die Angelfischerei, um Einnahmenausfälle in den betroffenen Städten und Gemeinden möglichst gering zu halten. Diese Maßnahmen zur Wiederherstellung der ökologischen Gewässerfunktionen werden von der SGD Nord gefördert.

Darüber hinaus setzt die SGD Nord ein weiteres Zeichen für die Ahr als Lebensader des Ahrtals. Ende Februar oder Anfang März 2022 werden junge Lachse in die Ahr entlassen, die sich kurz vor ihrer Abwanderung ins Meer die Eigenschaften der Ahr über mehrere Wochen einprägen werden, um nach wenigen Jahren zur Fortpflanzung zurückzukehren. Die Ahr bleibt auch nach der verheerenden Flut im Sommer 2021 eine der am besten geeigneten Kinderstuben für die Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses im Rheineinzugsgebiet.

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