Motor Nostalgie und Verklärung auf der Zielgeraden

TRIER · Unterwegs mit dem Audi TT Roadster 2021 – Ingolstadt will Sportwagenreihe auslaufen lassen.

 Audi hat die Sportwagen-Ikone TTS mit leistungsgesteigertem Zweiliter-Turbomotor noch einmal optimiert.

Audi hat die Sportwagen-Ikone TTS mit leistungsgesteigertem Zweiliter-Turbomotor noch einmal optimiert.

Foto: Jürgen C. Braun

Der Audi TT stand seit seiner Markteinführung 1988 für pure Fahrfreude, für Spaß am sportlichen, dynamischen Fahren. Wer TT fährt, der macht sich wenige oder meist so gut wie gar keine Gedanken über Alltagstauglichkeit, über Kofferrauminhalt. Wenn es dann noch ein offener, ein Roadster also, sein darf, ist die Begehrlichkeit meist umso größer. Bevor Ingolstadt seine Ikone im Zuge der Neuorientierung aus der Angebotspalette streicht, haben wir uns noch einmal mit dem Facelift des TT Roadster beschäftigt. In den letzten Spätsommertagen in der Region.

„Knatschgelb“. Wie ein Kanarienvogel. So richtig auffallend und ins Auge springend. Wenn ein Auto diese Farbe für sich in Anspruch nehmen darf, dann dieser TT Roadster. Satt und breit liegt er auf der Straße. Vier dicke „Tröten“ erwarten den Betrachter am Heck. Sein Designpaket mit Namen „schwarz-calendula-gelb Audi exclusive“ lässt sich der Hersteller allerdings auch mit 2850 Euro bezahlen

Bei so viel sportlicher Wucht und Dynamik, die Freunde der vier Ringe seit mehr als 30 Jahren beim Anblick eines TT empfinden, kommt etwas Wehmut auf angesichts der Tatsache, dass sich die Ingolstädter Sportwagen-Ikone auf der Zielgeraden ihrer Produktionsgeschichte befindet. Audi will seine Sportwagenreihen R8 und TT auslaufen lassen. Zugunsten der Entwicklung von Elektroautos, Digitalisierung und autonomem Fahren müsse die VW-Tochter sparen, hatte Audi-Chef Bram Schot im Jahr 2019 angekündigt.

Ist das also schon Nostalgie, ist das Verklärung, was wir in diesen Tagen mit der aktuellen Auflage der 2021er Ausgabe betreiben? Das mag jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls führt kein Weg daran vorbei, dass der leistungsgesteigerte TFSI-Motor, der jetzt 320 PS generiert und ein Drehmoment von 400 Newtonmetern auf die Kurbelwelle stemmt, ein Quell der Freude ist. Wie üblich, schiebt die Elektronik dem Allradler bei Tempo 250 einen Riegel vor. Wer im Kurvengeschlängel der kleinen Hochwald-Sträßchen den Spaß mit dem knackigen Popometer-Fahrwerk ausreizen will, der sollte sich der Schaltpaddel der serienmäßigen Siebengang-S-Tronic bedienen.

Das geregelte Stoßdämpfersystem mit Namen „Audi magnetic ride“ verleiht solcher Fahrweise einen weiteren Schub an feindosierter Power und Gelassenheit. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, ein jeder Autofreund (natürlich auch eine jede Autofreundin) könne dieses Prachtexemplar der Blechkleidschneiderei nun nach Belieben mit dem kleinen Finger der linken Hand bedienen. Ein Trugschluss.

Die je nach gewähltem Fahrprogramm adaptive Lenkung ist sehr progressiv, die Kurvenstabilität neutral. Die Grenzen ausloten sollte man mit dem leistungsoptimierten TTS bestenfalls bei einem durchaus angesagten Ausflug auf der Nordschleife. Und da tut es dann er erwähnte kleine Finger nicht. Audi hat den TTS in der Facelift-Version noch einmal mit erweiterten Assistenzsystemen, mechanischen und elektronischen Hilfsmitteln verfeinert, ihn aber auch schon auf den Weg in die digitale Zukunft getrimmt.

Die Leinwandhaube öffnet in bis zu zehn Sekunden und gibt im geöffneten Zustand den Blick auf ein Cockpit mit vollständig anpassbarem digitalem Bordcomputer frei. Doch ob analog oder digital. Der Audi TT Roadster bewahrt sich sein Standing als zeitloser Klassiker der Automobilgeschichte. Auch dann, wenn es ihn in der nächsten Version nicht mehr geben sollte und seine finanziellen Ressourcen auf anderen Gebieten eingesetzt werden.

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