Motor/* Piccola, der neue Gigolo …

TRIER · Frei nach Drupi: Der Fiat 500 ist jetzt ein Vollblut-Stromer mit vielen guten Ideen.

 Vor dem Szenario der Klassikstadt in Frankfurt am Main: Der neue Fiat 500 der dritten Generation.    

Vor dem Szenario der Klassikstadt in Frankfurt am Main: Der neue Fiat 500 der dritten Generation.    

Foto: Thomas Starck / Fiat/Thomas Starck

Mit kaum einem Modell verbindet man so viel italienische Wohlfühl-Oase und Markenidentität für den mobilen Alltag wie mit diesem wunderbaren Zwerg auf Rädern: „Piccola e fragile“ krächzte Rockbarde Drupi einst mit unverkennbarer Stimme voller Inbrunst: „klein und zerbrechlich“. Nun ist der Fiat 500, denn um den geht es im Folgenden, kein Fahrzeug, bei dem man Angst haben müsste, es würde bei schärferem Hinsehen angesichts einer unverkennbaren Wackeligkeit Schaden erleiden. Aber ein wunderbarer Hingucker zum Verlieben ist er geblieben, seit er die Menschen auf dem „Stiefel“ in den 195oer Jahren mobilisierte.

Und jetzt startet er in ein neues Zeitalter. Als vollelektrischer Stromer. Die dritte Generation des 2007 neu aufgelegten Cinquecento gibt es nur noch in dieser Antriebsversion. Wer jetzt bestellt, muss mit einer Wartezeit von etwa fünf Monaten rechnen. Die bekannten Verbrenner-Versionen bleiben im Angebot.

Wohl noch nie war bei den Italienern Herangehensweise an Optik und Technik eines Autos so revolutionär unterschiedlich wie bei diesem Volumenmodell, das ja eines der Haupt-Standbeine des Konzerns ist. Während das Erscheinungsbild, abgesehen von kleinen, aber feinen Details wie ein wenig größeren Dimension, ein paar angedeuteten „E“ in den Leuchteinheiten und an der Karosserie sowie einem herrlich gezeichneten „Lidschatten“-Auge in der Front weitestgehend unangetastet blieb, so ist die Technik doch der Aufbruch zu einer völlig neuen Welt.

Deshalb basiert der Kleinwagen mit Gigolo-Effekt auf einer komplett neuentwickelten, batterieelektrischen Antriebsplattform. Zur Wahl stehen vier Varianten, nämlich Action (Basisversion), Passion, ICON und La Prima mit der Höchstausstattung. Hinzu kommen zwei Batteriegrößen mit Reichweiten zwischen 180 bis zu 445 Kilometern und zwei Motoren mit wahlweise 95 und 118 PS Leistung. Erhältlich ist der neue 500 als Limousine, als Cabrio und als 3+1-Variante.

Besonders gefallen hat uns die kleine Portaltür rechts bei der Limousine. Sie bietet genügend Raum, vor allem für Kinder, um auf die hinteren Sitze zu gelangen und offeriert zudem einen gewissen Schutzraum, wenn beide rechten Türen offen sind. Die Scharniere sind nicht an der Mittelsäule befestigt. Diese Variante kostet 2 000 Euro und erscheint uns als sinnvolle Investition.

Zur Wahl stehen drei Fahrprogramme, wobei die Option „normal“ einem gewöhnlichen Fahrzeug dieses Segmentes mit Automatik gleichkommt. Da ein Plus der Elektro-Mobilität jedoch die Möglichkeit der Wiedergewinnung von Energie ist, sorgt der E-Motor im „Range“-Modus bei Zurücknahme des Gaspedals für extreme Verzögerung und damit auch hohe Rekuperation. Das ist dann das sogenannte „One-Pedal-Driving“ bei dem der Einsatz der Bremse wirklich nur in besonders dringenden Fällen notwendig ist. Drittens ist da noch der „Sherpa“-Modus, der dem Wortspiel zufolge die Insassen nach Hause bringt und zugunsten maximaler Reichweite die V-Max auf 80 km/h herunterfährt.

Im minimalistischen, aber haptisch wohltuend wirkenden Innenraum gibt es keinen Schalthebel mehr. Der Fahrer wählt per Knopfdruck zwischen P, N, R und D. Der (aufpreispflichtige) 10,25-Zoll-Touchscreen lässt das neue U-Connect-System jetzt sehr viel plastischer und besser bedienbar erkennen. Kabellose Aufladung von Apple Carplay und / oder Android Auto ist genauso möglich wie Remote-Services, Navigation und eine Hotspot-Funktion. Zudem soll er automatisiertes Fahren auf Level 2 beherrschen.

Ergo sind entsprechend Kameras und Sensoren an Bord. Der Tempomat inkludiert nicht nur das Verhalten des Vordermanns, sondern auch Verkehrssituationen und Tempolimits. Erkannt werden auch Fußgänger und Radfahrer. Hinzu kommen Toter-Winkel- und Müdigkeitswarner sowie Park- und Spurhalteassistent.

An der Haushaltssteckdose braucht der neue rund 15 Stunden bis er vollgeladen ist. Aber ganz leer gefahren dürfte man den E-Zwerg ohnehin schon als Bedenkenträger nicht. An einer 11-kW-Wallbox reichen vier Stunden. Das Fahrzeug lässt sich aber auch an einer Schnelllade-Station mit 50 kW für 50 Kilometer in einer Espresso-Pause andocken.

 Clevere Idee: Die Version 3+1 mit Portaltür auf der Beifahrerseite.

Clevere Idee: Die Version 3+1 mit Portaltür auf der Beifahrerseite.

Foto: Thomas Starck / Fiat/Thomas Starck

Die Preisliste beginnt bei 23 560 Euro. Abzüglich der in diesem Segment üblichen 9 000 Euro Förderung aus dem Steuertopf ist man dann in etwa beim Einstiegspreis eines Verbrenner-Cinquecento der zweiten Generation, also rund 14 000 Euro.

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