Bleialf Neue Hoffnung fürs Besucherbergwerk
Bleialf · Es ist einer der heißesten Tage des Jahres, selbst in der Schneifel steigt das Thermometer auf über 30°C. Doch einen Ort gibt es, an dem angenehm kühle Temperaturen herrschen: das Besucherbergwerk in Bleialf.
Mit Stollenführer Ernst Hoffmann geht es vom Eingangsgebäude nur wenige Treppenstufen hinab. Wasser plätschert in dem engen Stollen, über einen Steg aus Holzbohlen geht es weiter unter Tage. Obwohl der Weg flach verläuft, befinden sich bereits mehr als 200 Meter Gestein und Erdreich über den Köpfen der Besucher, denn der Eingang zum Mühlenberger Stollen liegt direkt am Hang.
Nur ein kleiner Teil des ehemaligen Bleibergwerks ist heute noch zugänglich, der Rest wurde verfüllt oder verschlossen, die oberirdischen Anlagen sind weitestgehend abgetragen. Ursprünglich zogen sich die Stollen auf einer Länge von mehr als 20 Kilometern bis unter die Nachbarorte Brandscheid und Buchet.
Wann genau der Bergbau in Bleialf begann, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Bezeugt ist nach Angaben des Bergmannsvereins St. Barbara, der sich um die Instandhaltung des Mühlenberger Stollens kümmert, dass das Kloster Prüm im Jahr 1493 Anteile an den bereits bestehenden Bleiwerken in Alf erwarb. In den folgenden Jahrhunderten kam der Bergbau mehrmals zum Erliegen. Im Jahr 1810 etwa wurde eine neue Konzession erteilt, doch schon 1822 hieß es in den Prümer gemeinnützigen Blättern: „Seitdem das Bleiwerk zu Bleialf von Interessenten nicht mehr betrieben wird, raffen arme Leute das Bleierz auf den Halden.“ (Zitat nach www.besucherbergwerk.bleialf.org). Eine weitere Konzession erhielt 1840 Johann Heinrich Wiesmann aus Hattingen „zum Betriebe eines neuen Bergwerks, welches er Bleialfer Neue Hoffnung genannt“.
1861 wurde der Bergmannsverein als Knappschaftsverein der Grube Neue Hoffnung gegründet. Mit dem Niedergang des Bergbaus bis 1888 wurde er aufgelöst und 1926 als Katholischer Bergmannsverein St. Barbara Bleialf neu gegründet. Unter den Nationalsozialisten musste der Zusatz „katholisch“ gestrichen werden.
Die letzte Phase des Bergbaus dauerte von 1937 bis 1943. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden nur noch Untersuchungsarbeiten durchgeführt, vor 65 Jahren, am 11. Oktober 1954 wurden auch diese beendet, ein wirtschaftlicher Betrieb des Bergwerks war nicht mehr möglich.
Doch zurück unter Tage, wo in einem senkrechten Schacht eine silbrig glänzende Bleiader zu erkennen ist. Ernst Hoffmann, dessen Vater noch als Zimmermann im Bergwerk gearbeitet hat, zeigt ein Stück Bleierz, das schwer in der Hand liegt. Die Kübel, mit denen das Gestein an die Oberfäche befördert wurde, waren wegen des hohen Gewichts des Bleis deutlich kleiner als in in Kohlegruben. Ein weiterer Kübel diente dagegen anderen Zwecken: „Das war die Herrentoilette“, erläutert der Stollenführer.
Schwer getroffen wurde das Bergwerg vom Unwetter am 1. Juni 2018. Wasser und Schlamm drangen in Stollen und Gebäude ein, die Statue der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, wurde fortgespült und beschädigt. Inzwischen sind wieder Führungen möglich, die Statue ist restauriert, doch das kleine Museum muss noch neu eingerichtet werden. Um den Wiederaufbau zu unterstützen gibt es am Samstag, 3. August, ein Benefizkonzert mit den Knappenchor Rheinland aus Moers sowie dem Männerchor Schneifel aus Auw. Beginn ist um 19 Uhr im Saal Zwicker/Hell in Bleialf.
Der Bergmannsverein zählt heute zwar mehr als 300 Mitglieder, doch es mangelt an Aktiven. Gesucht werden insbesondere Stollenführer. Wer Interesse an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit hat, kann sich beim Vorsitzenden Ernst Gilles melden – per E-Mail an info@besucherbergwerk.bleialf.org. Weitere Informationen gibt es auf www.besucherbergwerk.bleialf.org