Unsere Vereine Reisen zu den Inseln der Erinnerung
Trier · Trotz Demenz ins Museum, zum Tanz oder ins Theater: Das geht mithilfe des Demenzzentrums Trier bereits seit 14 Jahren
Das Demenzzentrum Trier richtet sich mit seinem breit gefächerten Angebot sowohl an Betroffene als auch an Angehörige – mit dem Ziel, das Leben für beide Seiten zu erleichtern.
„Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, im Kontakt mit anderen Menschen zu sein, ist ein wesentlicher Aspekt der Angebote des Demenzzentrums“, erklärt Jeannette Kohl, hauptamtliche Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt Beratung und Koordinierung. Dies geschieht durch gemeinsame Sonntagswanderungen, spezielle Museumsführungen, Tanznachmittage, die Mitgliedschaft im Chor für Menschen mit und ohne Demenz, Besuche im Theater oder Urlaubsfahrten für Betroffene mit Angehörigen.
Teilweise eingebettet sind diese Angebote in die Betreuungsgruppen für Menschen mit Demenz, die halb- oder ganztags angeboten werden – sowohl in Trier selbst als auch punktuell im Kreis Trier-Saarburg. Diese Gruppen unterstützen die Aktivierung der Betroffenen und entlasten die Angehörigen. Ein Pool von rund 50 Ehrenamtlichen unterstützt die Angebote. Ohne sie wäre eine so breit gefächerte Arbeit nicht möglich.
Was 2006 mit zwei halbtags Beschäftigten als Beratungsstelle mit viel Skepsis begann, ist heute aus der Versorgungslandschaft für demenzerkrankte Menschen und deren Angehörige nicht mehr wegzudenken.
Eine breite Palette deckt die Arbeit des Vereins ab. Ihn hatten Professor Bernd Krönig als Vertreter des Hauses der Gesundheit, Dieter Ackermann für die Kreisverwaltung Trier-Saarburg und der Gerontopsychiatrische Arbeitskreis als begleitendes Gremium 2008 gegründet. Ihr Ziel: Das Modellprojekt des Ministeriums für Arbeit Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit weiterführen. Im Jahr 2016 löste Professor Matthias Maschke als erster Vorsitzender und ärztlicher Leiter des Demenzzentrums den Gründungsvater Bernd Krönig ab.
Weitere Tätigkeitsbereiche des Demenzzentrums Trier sind: umfassende Beratung (Krankheitsbild, Kommunikation und Umgang, Entlastungsangebote, rechtliche Aspekte), Selbsthilfegruppen, Aktivierungs- und Entlastungsangebote im Rahmen von Betreuungsgruppen und Sportangeboten (Einzel- oder Paarangebot), Gedächtnistraining, Schulungen für Kinder und Jugendliche ab Vorschulalter, gemeinsame Begegnungen, Mediatorenschulungen (Beratungs- und Koordinierungsstelle mit Schwerpunkt Demenz), Schulungen für Angehörige, Fachpersonal und Interessierte, Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Demenz Trier-Saarburg, innovative Projekte und kulturelle Veranstaltungen (Kino, Theater, ...), um das Thema „Demenz“ in die Öffentlichkeit zu transportieren.
Diese und viele andere Projekte fördern unter anderem die Toleranz gegenüber demenzerkrankten Menschen, machen die Erkrankung sichtbar, helfen ihr so aus einer immer noch bestehenden Tabuzone und schaffen neue Strukturen. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass Menschen mit kognitiven Einschränkungen ebenso inklusiv leben können, wie es Menschen mit anderen Behinderungen bereits tun.
Um die Einschränkungen durch die Corona-Krise etwas aufzufangen, bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Demenzzentrums den Angehörigen und Betroffenen alternative Unterstützung in Form von regelmäßiger Telefonberatung an, seit die Gruppenangebote geschlossen sind. Damit erfahren die Familien einen Beitrag zur psychosozialen Entlastung. Zudem ist die notwendige Begleitung der Familien ein Stück weit gewährleistet – auch unter dem Aspekt der Krisenprävention. Sie erhalten Tipps zur Alltagsgestaltung, zu Kommunikation und Umgang und auf Wunsch Materialien, um ihre erkrankten Familienmitglieder zuhause zu aktivieren.
Diese Angebote werden dankbar angenommen. Die Gespräche per Telefon geben den Angehörigen einen gewissen Halt und Sicherheit.
Drei Stimmen aus dem Verein
„Im Demenzzentrum Trier kann man sich als Paar wohlfühlen“, urteilt Barbara Wissen, deren Mann Heribert als Betroffener betreut wurde. „Wir konnten die kompetente Beratung nutzen“, sagt die 70-Jährige aus Schweich, die sich gerne an das Angebot – vor allem mit geistig anregenden Aufgaben – erinnert. Es wurde Lebensfreude vermittelt, und Betroffene werden bis zum Schluss begleitet.
Stephanie Schmitz (61) aus Butzweiler kam mit ihrer Mutter Katharina als Betroffene in den Verein und will jetzt als Ehrenamtliche vieles von dem zurückgeben, was sie hier erfahren hat: „Ich habe Schulungen absolviert, um mich nach dem Tod meiner Mutter 2011 weiter zu engagieren.“ Das macht sie in Form von Büroarbeiten, aber auch als Unterstützerin von Veranstaltungen. „Die Arbeit gibt mir sehr viel, und es ist ein tolles Team“, lobt Schmitz. Seit 2017 ist sie auch aktiv in der Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige.
Die Leiterin des Demenzzentrums, Uschi Wihr, betreute vor der Corona-Zeit mit ihrem Team bis zu 70 Menschen. „Der Umgang mit unseren Gästen ist nicht immer ganz einfach“, erzählt sie. Oft gibt es einen Drang, nach Hause zu wollen. Mit „nach Hause“ sei aber oft nicht der Ort, sondern mehr die Sicherheit und Geborgenheit gemeint. Mit Bewegung im angrenzenden Park kann ein solches Gefühl wieder hergestellt werden.
Herbert Thormeyer