Freizeit Über den Wolken

Föhren · Dass der Traum vom Fliegen längst Realität geworden ist, zeigt sich auf dem Bildschirm von Konrad Bungert. Hunderte kleine Punkte bewegen sich darüber. „Hier fliegt zum Beispiel eine Maschine von Moskau nach Trier“, sagt der Flugleiter und Beauftragter für Luftsicherheit am Trierer Flugplatz und deutet auf ein kleines Flugzeug-Symbol, das im Grenzgebiet unterwegs ist.

 Konrad Bungert ist Flugleiter und überwacht das Geschehen auf dem Platz vom Tower aus.

Konrad Bungert ist Flugleiter und überwacht das Geschehen auf dem Platz vom Tower aus.

Foto: TV/Nathalie Hartl

Auch von Föhren aus wollen zwei Piloten abheben – doch Regenzeit bedeutet Wartezeit. Solange der Erbeskopf, den man bei gutem Wetter vom Tower aus sieht, hinter Wolkentürmen verborgen ist, müssen sie ausharren. Statt durch die Luft zu schweben, stehen die beiden Leichtflugzeuge in der Werfthalle. Simone Tremmel schaut in den grauen Himmel. „Mal sehen, ob wir doch noch mit dem Auto nach Frankreich fahren müssen.“

Wenn der Himmel klar ist, heben von der Betonpiste aus im regelmäßigen Takt Flugzeuge ab. An manchen Tagen seien es über 100. „Überwiegend wird der Platz privat genutzt, gelegentlich aber auch von Geschäftsleuten“, erzählt Bungert. Für viel Verkehr sorgen außerdem die beiden Flugschulen in der Nachbarschaft. „Auch wer Airbus fliegen will, muss mal klein anfangen.“

Der Spaß steht für die meisten Piloten, die von Föhren aus starten, im Vordergrund. Hin und wieder erfasst der Beauftragte für Luftsicherheit aber auch Flüge, bei denen es um Leben und Tod geht. Beim Organtransport muss es schnell gehen. Häufig müssen Herzen, Lungen oder Nieren von dem Krankenhaus, in dem ein Spender gestorben ist, in eine andere Klinik gebracht werden. Dabei zählt jede Sekunde. Da der Weg durch die Luft bei weiten Strecken Zeit spart, heben auch vom Trierer Flugplatz aus immer wieder Maschinen ab, die Kühltaschen mit lebensrettenden Organen transportieren.

Inzwischen hat der Regen nachgelassen und die Spitze des Erbeskopfes wird wieder sichtbar. Gute Aussichten für die beiden Piloten, die schon seit dem Morgen darauf warten, die Welt von oben zu betrachten. Hätte das Wetter ihnen keinen Streich gespielt, würden sie sich schon im Landeanflug befinden. Aber Sicherheit geht vor.

Das Funkgerät im Tower knackt. Aus dem Lautsprecher dringt eine einstudierte Ansage, die Laien Rätsel aufgibt. „Wir nutzen das Fliegeralphabet“, klärt Bungert auf. Alpha – Bravo – Charlie statt A – B – C. In Windeseile gibt Tremmel in der himmlischen Fremdsprache die Daten zum Flug durch. Im Gegenzug bekommt sie Infos zu Windrichtung und -stärke. Mit drei Knoten weht eine leichte Brise über die Landschaft.

Hintereinander rollen die beiden Flugzeuge in eine Ecke der Startbahn. „Hier kontrollieren die Piloten, ob mit der Maschine alles in Ordnung ist“, sagt Bungert. Eine Weile bewegen sich die Vögel aus Metall nicht vom Fleck. Dann nehmen sie Anlauf und schwingen sich in die Luft.

Bungert kann kurz verschnaufen – bis sich der nächste Flieger ankündigt. Circa 1000 Flugzeuge landen jeden Monat in Föhren. Wer von den Wolken aufs Betongelände will, muss sich in einen gedachten Kreisverkehr einfädeln und die Erde von einer vorgegebenen Richtung aus die Piste ansteuern. Obwohl es keine Verkehrsschilder im Himmel gibt, dürfen die Piloten nicht machen, was sie wollen. Auch Geisterfahrer hat Bungert schon erlebt. „In aller Regel sind die Leute aber recht diszipliniert.“

Auch Ballons, Drachen und Segelflieger haben den Himmel über der Region erobert. Mehr dazu hier

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