Unsere Vereine Feuer und Flamme für die Bühne

Irsch · Bürgermeister Manfred Teufel hat Bauer Hans Windbruch und seiner Frau Erna einige Wiesen abgekauft, weil er weiß: Dort werden Windräder aufgestellt. Als Hans das erfährt, beginnt der Familienkrieg.

 Caspar (Jürgen Schu mit Handschellen) soll in den Knast. Agathe (Steffi Kirf), Viktor (Dirk Benzschawel), Rüdiger (Dietmar Adam) und Balthasar (Michael Plunien, von links) wissen, dass er unschuldig ist.

Caspar (Jürgen Schu mit Handschellen) soll in den Knast. Agathe (Steffi Kirf), Viktor (Dirk Benzschawel), Rüdiger (Dietmar Adam) und Balthasar (Michael Plunien, von links) wissen, dass er unschuldig ist.

Foto: Herbert Thormeyer

Dies ist die Ausgangssituation des Stückes „Das Phantom der Oma“ von Erich Koch, das sich Die Feurigen, die Theatergruppe der Irscher Feuerwehr, zum 90. Geburtstag des Ensembles ausgesucht haben.

Aufgeführt wird der Schwank am Samstag, 12. Januar, um 20 Uhr in der Turn- und Mehrzweckhalle Irsch. Die Theatergruppe ist stolz auf ihre langjährige Tradition mit derzeit zehn Aktiven und zwei Souffleusen. Nachweislich am Dreikönigstag 1929, belegt durch einen Pressebericht vom 8. Januar desselben Jahres, hat die Truppe erstmals ein Theaterstück aufgeführt. Demnach gingen „zwei lustige Einakter über die Bretter“.

Mann der ersten Stunde war 1929 Oberbrandmeister Nikolaus Thiel. Er hatte erkannt: Die sozialen Aufgaben der Irscher Feuerwehr können nicht nur aus Retten, Löschen, Bergen und Schützen bestehen. Nach dem Ersten Weltkrieg war dem Feuerwehrmann wichtig, dass in einer zerrütteten Gesellschaft das gemeinsame Lachen wieder einen hohen Stellenwert bekommt. Das wurde und wird bis heute – immer am Samstag nach Dreikönig – genau so umgesetzt.

„Diese Tradition kam durch den Zweiten Weltkrieg zum Erliegen“, bedauert Dirk Benzschawel, Wehrführer und Vorsitzender des Fördervereins. Einer seiner Vorgänger, Willi Merz, nahm die Tradition 1952 wieder auf.

„Wir verzichten auf ein Stück, wenn die Fastnachtssession in einem Jahr besonders kurz ist, um nicht der Karnevalsgesellschaft Närrisches Saarschiff in die Quere zu kommen“, erklärt Benzschawel mögliche Unterbrechungen wie 2018.

Die besondere Würze bringt die lokale Mundart, in der gespielt wird. Außerdem komme, wie Wehrführer Dirk Benzschawel erklärt, „immer viel Lokalkolorit in die Stücke“. Dabei führt das gesamte Team Regie. Jeder kann seine Vorstellung der jeweiligen Szene mit einbringen. Die Erfahrensten sagen dann, wie’s gemacht wird.

Sechs bis sieben Stücke lässt man sich dafür von Verlagen kommen. Zunächst müssen die Anzahl und die Charaktere zu den vorhandenen Aktiven passen. „Wo beim Lesen am meisten gelacht wird, das wird genommen“, sagt Dirk Benzschawel. Nachwuchsmangel gibt es zwar nicht, aber neue, engagierte Hobbyschauspieler sind stets willkommen. Der Kontakt läuft über die Telefonnummer 06581/8197794.

Das sagen drei Akteure

„Die Feuerwehr hat die Aufgabe, Menschen in Not und Gefahr zu helfen“, stellt der Ehrenwehrführer und langjährige Regisseur Günther Fisch fest. Doch was nutzt es, wenn jeder mit ernstem Blick durchs Leben geht? „Das Irscher Theater dient dazu, das neue Jahr gleich mit Humor zu beginnen und damit das ganze Dorf zu erheitern“, erklärt der 77-Jährige die Philosophie dahinter. Das gilt auch für die Feuerwehrkameraden. „Wenn alle viel miteinander gelacht haben, dann klappt alles auch im Ernstfall viel besser“, ist der Träger des Goldenen Oscar für 25-jährige Regiearbeit überzeugt.

Daniela Maximini ist seit 1994 bei der Truppe. Die 43-jährige Lehrerin sagt: „Zuerst war ich immer die Tochter, heute die Mutter des Hauses.“ Theater könne so viele Freude bereiten, denn schnell sei der Alltag vergessen. „Einmal im Jahr in einer anderen Haut zu stecken, ist ein tolles Gefühl, je exotischer desto besser“, sagt die Hobbyschauspielerin lachend, die ihre Bandbreite zwischen biederer Bäuerin und russischer Prostituierter ansiedelt.

Matthias Schellen (31) ist erst zum zweiten Mal dabei. Und das kam so: „Mit dem Eintritt in die Feuerwehr 2016 hat mich der Wehrführer Dirk Benzschawel gefragt, ob ich auch mit Theater spielen wolle.“ Der gelernte Erzieher hat sofort „ja“ gesagt. Jetzt hat er wieder vier Monate lang geprobt, und hat seinen Part perfekt drauf, denn: „Das kommt ganz automatisch in der Probenarbeit.“ Der Applaus des Publikums nach der Vorstellung erfülle ihn mit Stolz, zwei Stunden in einer anderen Welt gemeistert zu haben.

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