Karwoche Schweigende Glocken, stilles Gedenken

Region · Mit dem Palmsonntag beginnt an diesem Wochenende die Karwoche. Der Name geht zurück auf das althochdeutsche Wort „kara“, das „Trauer“ oder „Klage“ bedeutet. Die letzten Tage der Passionszeit erinnern an das Leiden und Sterben Jesu und führen hin auf die Kreuzigung, derer am Karfreitag gedacht wird.

 Das Leiden und Sterben Jesu steht im Mittelpunkt der Passionszeit. Unser Foto zeigt die zwölfte Station des Kreuzwegs in Eschfeld: Jesus stirbt am Kreuz.

Das Leiden und Sterben Jesu steht im Mittelpunkt der Passionszeit. Unser Foto zeigt die zwölfte Station des Kreuzwegs in Eschfeld: Jesus stirbt am Kreuz.

Foto: Daniel John (daj)

Besonders in den evangelischen Kirchen ist auch die Bezeichnung „Stille Woche“ verbreitet. Der Karfeitag ist nicht nur kirchlich, sondern auch gesetzlich ein stiller Feiertag, an dem beispielsweise öffentliche Musik- und Tanzveranstaltungen untersagt sind, sofern sie dem Charakter des Tages widersprechen. Das betrifft natürlich nicht Aufführungen etwa von Bachs Matthäus- oder Johannespassion, die in diesem Jahr allein den Corona-Vorschriften zum Opfer fallen.

Zum stillen Gedenken gehört insbesondere in der katholischen Kirche, dass ab dem Gloria in der Messe am Gründonnerstag bis zum Ostersonntag auf Glockengeläut und Orgelspiel im Gottesdienst verzichtet wird. Dem Volksglauben nach fliegen die Glocken nach Rom, um sich dort den Ostersegen des Papstes zu holen. In Frankreich übernehmen die aus Rom zurückkehrenden Glocken die Rolle des Osterhasen als Eier- und Gabenbringer. Hierzulande ist es Brauch, dass Kinder, während die Glocken schweigen, mit Ratschen oder Klappern durch die Straßen ziehen, um damit das Geläut zu ersetzen. Möglicherweise besteht dabei auch eine Verbindung zu vorchristlichen Bräuchen, den Winter und böse Geister mit Lärm zu vertreiben.

Doch nicht nur akustisch, sondern auch optisch verändert sich etwas: Als sichtbares Zeichen der Passionszeit werden in katholischen Kirchen schon ab dem fünften Fastensonntag die Kreuze verhüllt.

In der Karwoche sind auch Kreuzwegprozessionen verbreitet. In der Region gibt es viele solcher Wege, die in der Regel 14 Stationen, teilweise aber auch weniger, umfassen. Sie schildern die letzen Stunden Jesu und führen meist zu einer Kapelle hin  Und in Corona-Zeiten kann auch ohne große Prozession jeder alleine oder mit der Familie den Kreuzweg gehen.

Fasst man die Woche von Palmsonntag bis zum Osterfest zusammen, dann spricht die katholische Kirche von der Heiligen Woche, ein Begriff der vor allem in den romanischen Sprachen gebräuchlich ist. In den slawischen Sprachen und den orthodoxen Kirchen wird dagegen der Name „Große Woche“ bevorzugt. Dann ist neben dem Gedenken an die Kreuzigung auch die österliche Feier der Auferstehung als Abschluss und Höhepunkt miteinbezogen.

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