Internationaler Frauentag Seit 110 Jahren: Ein Tag für Frauen

Trier · Sozialistinnen haben den internationalen Frauentag eingeführt – Deutschlands bekannteste Feministin wollte ihn wieder abschaffen.

 Diese Illustration zum Internationalen Frauentag stammt aus der SPD-Zeitung „Vorwärts“ vom 18. Mai 1930. Zu dieser Zeit gab es gleich zwei Frauentage: einen kommunistischen am 8. März und einen sozialdemokratischen mit variablem Datum.

Diese Illustration zum Internationalen Frauentag stammt aus der SPD-Zeitung „Vorwärts“ vom 18. Mai 1930. Zu dieser Zeit gab es gleich zwei Frauentage: einen kommunistischen am 8. März und einen sozialdemokratischen mit variablem Datum.

Foto: Franz-Josef Schmit/Vorwärts

Liebe Leserinnen, liebe ... – nein, auf die Anrede der männlichen Leser verzichten wir heute ausnahmsweise, ebenso wie auf ein großes „I“ oder ein kleines Gendersternchen. Denn heute geht es um den Internationalen Frauentag, der am 8. März begangen wird, also am Montag der kommenden Woche. Trotzdem sind uns wie immer auch männliche Leser willkommen, schließlich darf ja sogar ein männlicher Autor diese Zeilen verfassen.

Der erste Internationale Frauentag in Europa wurde vor 110 Jahren gefeiert, und seitdem ist er durch eine wechselvolle Geschichte und höchst unterschiedliche Wertschätzung gekennzeichnet. Die Idee dazu kam aus den USA, wo es bereits am 28. Februar 1909 einen Frauentag gegeben hatte. Damit sollte der Forderung nach Einführung des Wahlrechts für Frauen Nachdruck verliehen werden. Clara Zetkin, damals noch Sozialdemokratin, griff die Idee auf, und so kam der Frauentag 1911 auch nach Deutschland. Datum damals war der 19. März.

Mit der Einführung des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik schien der Frauentag seine Existenzberechtigung zu verlieren. Hinzu kam, dass Clara Zetkin zur KPD wechselte. Die Kommunistinnen feierten ab 1921 immer am 8. März, die Sozialdemokratinnen führten 1926 einen eigenen Frauentag an wechselnden Terminen ein.

Wegen seines sozialistischen Hintergrunds war der Frauentag im Dritten Reich verboten, die Nationalsozialisten propagierten stattdessen den Muttertag.

Die politische Ausrichtung ist auch der Grund dafür, dass der Frauentag in der DDR eine wichtigere Rolle spielte als in Westdeutschland. In Ostdeutschland hat sich die Tradition zum großen Teil bis heute erhalten. In Berlin ist der 8. März seit 2019 sogar ein gesetzlicher Feiertag.

Doch nicht alle Frauen können sich für „ihren“ Tag begeistern: Die Feministin Alice Schwarzer forderte 2010 die Abschaffung des „gönnerhaften 8. März“: Sie schrieb in der Frankfurter Rundschau: „Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen, Frauen wie Männer.“

• Eine der schillerndsten Figuren der Frauenbewegung – Maria Reese, die einige Jahre in Trier wirkte – stellen wir hier vor.

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