Unsere Vereine Stolzer Blick zurück

Gerolstein-Büscheich · Der Traditionsverein SV 1920 Büscheich ist 100 Jahre alt. Die ursprünglich für 2020 geplante Jubiläumsfeier wol­len die Büsch­ei­cher im kom­menden Jahr im Rahmen eines Sportfests nachholen. Neben einem Rahmenprogramm, Meis­terschaftsspielen und Alt-Herren-Turnier wird der Höhepunkt ein Festakt mit einem Treffen der ehemaligen Spieler sein.

 Eine der letzten eigenständigen Mannschaften, die als SV Büscheich auftrat bevor der SVB ab 2012 eine Spielgemeinschaft mit dem SV Gees gründete. Stehend (v.l.n.r.): Michael Wengel (Sponsor), Harald Kreis (Torwart-Trainer), Rene Schwartz, Marc Thömmes, Dominik Weber, Björn Thömmes, Julian Finken, Philipp Neumaier, Manuel Pawlak, Udo Schmitt. Sitzend (v.l.n.r.): Philipp Lantau, Mustafa Aydin (Spielertrainer), Patrick Schwartz, Pascal Schellen, Marcus Weber, Daniel Kreis, Markus Junk, Roland Brauns, Tobias Schellen und Danilo Tundis.

Eine der letzten eigenständigen Mannschaften, die als SV Büscheich auftrat bevor der SVB ab 2012 eine Spielgemeinschaft mit dem SV Gees gründete. Stehend (v.l.n.r.): Michael Wengel (Sponsor), Harald Kreis (Torwart-Trainer), Rene Schwartz, Marc Thömmes, Dominik Weber, Björn Thömmes, Julian Finken, Philipp Neumaier, Manuel Pawlak, Udo Schmitt. Sitzend (v.l.n.r.): Philipp Lantau, Mustafa Aydin (Spielertrainer), Patrick Schwartz, Pascal Schellen, Marcus Weber, Daniel Kreis, Markus Junk, Roland Brauns, Tobias Schellen und Danilo Tundis.

Foto: SV Büscheich

1920, der Erste Weltkrieg ist vorbei, überall wird angepackt, um das Miteinander wieder zu ermöglichen. In dem kleinen 450-Seelen-Dorf Büscheich unweit von der Sprudelstadt Gerolstein stellt man die Bemühungen gleich auf ein tragfähiges Fundament: Ein Fußballverein wird gegründet. Damit darf sich der heute 100-jährige Traditionsverein als einer der ältesten Sportvereine der Eifel nennen. Und keiner konnte damals ahnen, dass der SVB Jahrzehnte danach weit über die Kreisgrenzen bekannt wurde.

In den ersten Jahren nach Vereinsgründung wurden Freundschaftsspiele mit Mannschaften in umliegenden Dörfern organisiert, zu denen zu Fuß gewandert wurde. In den 30er-Jahren nahm eine „DJK-Mannschaft“ (Deutsche-Jugend-Kraft) des Vereins an den Gaumeisterschaften teil und wurde dabei 1932 Bezirksmeister. Nach dem Zweiten Weltkrieg formierte sich recht schnell wieder eine Mannschaft. So fällt bei einem Besuch der Büscheicher Vereinsgaststätte „Zum Ringwall“ der Blick auf ein Mannschaftsfoto, welches offensichtlich kurz nach Kriegsende vor zerbombten und zerstörten Häusern in Birresborn aufgenommen wurde. Daheim in Büscheich wurde in den Nachkriegsjahren „Op da Hiet“, einer Wiese zwischen Büscheich und Niedereich, gekickt.

Nach dem WM-Erfolg in Bern 1954, wurde in Büscheich eine große Fußballbegeisterung erweckt und ein neuer Rasenplatz oberhalb der alten Schule errichtet. Insbesondere während der Zeit zwischen 1964 und 1984 wurden viele Zuschauer zu den Heimspielen gelockt, als die Mannschaft einen regelrechten Höhenflug erlebte. Büscheich stieg in der Saison 1964/65 erstmalig in die A-Klasse des Eifelkreises auf. Drei Mal, 1969, 1971 und 1978 gelang der Mannschaft sensationell der Aufstieg in die Bezirksliga, damals der zweithöchsten Amateurklasse im Fußballverband Rheinland. Bis heute blicken die Spieler von damals mit Stolz auf diese Zeit zurück, hatte man doch starke Lokalrivalen wie Prüm, Daun oder Gerolstein hinter sich gelassen. Die Gegner von Büscheich hießen in den insgesamt vier Jahren Bezirksligazugehörigkeit Salmrohr, Bernkastel, Bitburg oder Vfl Trier. Während dieser Zeit ist eine herausragende Kameradschaft im Verein entstanden.

Diese bewegte den langjährigen Spielführer und Trainer Oswald Weber dazu, über viele Jahre hinweg eine Vereinschronik zu führen. Weber erzählt darin mit großer Freude von unvergessenen Spielen und Begebenheiten aus dieser so erfolgreichen Zeit des SV Büscheich. Für Gesprächsstoff sorgt dabei immer wieder der aus Gelsenkirchen-Buer stammende Wolfgang Bernd. Er absolvierte ab Oktober 1966 seinen dreijährigen Wehrdienst in der Kaserne in Daun und spielte während dieser Zeit in Büscheich Fußball. Nach Beendigung seiner Dienstzeit im Herbst 1969 musste er beruflich nach Gelsenkirchen zurück. Trotz der großen Entfernung absolvierte er bis Ende 1972 noch 68 Spiele für den SV Büscheich. Das bedeutete 68 Mal Gelsenkirchen – Büscheich und zurück! Nach eigener Aussage hat es ihm bei uns so gut gefallen, dass er diese Strapazen gerne auf sich genommen hat. Kontakt zu ihm besteht bis heute. Zusammenhalt, Einsatz und großes Engagement zeigten in diesen Jahren auch die Vorstände, die Betreuer und die Helfer neben dem Platz in vorbildlicher Weise. Sie bildeten mit den Spielern eine geschlossene Gemeinschaft.

Nach dem Jahr 1984 wollte der Verein eigenständig nicht mehr in den hohen Klassen antreten und ging bis 1987 in eine Spielgemeinschaft mit dem SV Gerolstein. 

Danach beschloss man einen Neuanfang. Die Mannschaft spielte wieder eigenständig, zunächst in der untersten Kreisliga D und nach dem Aufstieg nahezu drei Jahrzehnte in der Kreisklasse C. Trotz stets guter Platzierungen im oberen Tabellenbereich konnte ein Aufstieg in höhere Klassen nicht mehr gelingen.

Die vorgelebte Tradition des Zusammenhalts wurde jedoch fortgeführt. So war es in den Jahren um die Jahrtausendwende nahezu selbstverständlich, dass sich die Mannschaft geschlossen zur „Dritten Halbzeit“ in der Vereinsgaststätte „Zum Ringwall“ einfand und gemeinsam mit den Zuschauern Siege feierte und Niederlagen verdaute.

Von 2012 bis 2016 wurde in einer Spielgemeinschaft mit dem SV Gees gespielt.

2016 hat sich der SV Büscheich der SG Kylltal angeschlossen. In der letzten Saison gelang dabei der 1. Mannschaft der Aufstieg in der Kreisklasse A und der 2. Mannschaft der Aufstieg in die Kreisklasse B. Eine 3. Mannschaft wurde neu gegründet und startet zur neuen Saison in der Kreisliga D. Die „Altherren“ aus Büscheich kicken mit Gerolstein und Pelm in einer Spielgemeinschaft. Eine weitere Abteilung besteht aus einer Damen-Turngruppe.

Drei Fragen an Marcus Weber, den ersten Vorsitzenden des SV Büscheich

Der Verein ist seit 100 Jahren fester Bestandteil des Dorflebens. Welchen Stellenwert hat für Sie der SV Büscheich?

Marcus Weber: Der Traditionsverein ist mit seinem nun 100-jährigen Bestehen ein Aushängeschild des gesamten Dorfes. Viele ehemalige Spieler und Verantwortliche haben immer den Zusammenhalt als Markenzeichen verkörpert. Dies ist auch beim jetzigen Vorstand die Prämisse. Wir wollen uns nicht nur sportlich, sondern auch in der Dorfgemeinschaft bei der Unterstützung anderer Vereine, bei Festen und Veranstaltungen einbringen. Mit unserem aktuellen, sehr engagierten fünfköpfigen Vorstand können wir einiges bewegen.

Wie sieht es denn sportlich aus? Eine eigene Mannschaft im Fußballverein wird ja nicht mehr gestellt?

Macus Weber: Das ist richtig und hat mehrere Gründe. So wurde es vor ein paar Jahren immer schwieriger einen eigenen Kader zusammenzustellen, da es immer weniger fußballerischen Nachwuchs gab. Dieses Problem hatten aber auch andere Vereine, so dass nahezu überall in der Eifel Spielgemeinschaften geschlossen wurden. Wir haben uns 2017 der SG Kylltal angeschlossen. In dieser können alle Spieler aus Büscheich von der Jugend an, über den Seniorenbereich, bis zu den Altherren kicken. Auch wirtschaftlich gesehen, können wir uns diese Beteiligung, als kleiner Verein mit wenig Einkünften, am besten leisten. Zudem können wir damit sicherstellen, dass auch weiterhin in Büscheich auf unserer schönen Sportanlage Fußball gespielt wird.

Wie sehen Sie sich für die Zukunft aufgestellt?

 Kurz nach Kriegsende, aufgenommen vor zerbombten und zerstörten Häusern in Birresborn, das Team von links: Matthias Elsen, Peter Blum, Wilhelm Hommes, Johann Blum, Christian Ringer, Peter Schwerdorf, Peter Hoffmann, Alois Elsen, Hilarius Hommes, Helmut Dobiey und Matthias Hommes.

Kurz nach Kriegsende, aufgenommen vor zerbombten und zerstörten Häusern in Birresborn, das Team von links: Matthias Elsen, Peter Blum, Wilhelm Hommes, Johann Blum, Christian Ringer, Peter Schwerdorf, Peter Hoffmann, Alois Elsen, Hilarius Hommes, Helmut Dobiey und Matthias Hommes.

Foto: SV Büscheich
 SV Büscheich

SV Büscheich

Foto: SV Büscheich
 Sie stiegen 1969/1970 erstmals in die Bezirksliga auf: Von links stehend: Edi Blum (Vorsitzender), Helmut Kinzer, Oswald Weber, Jakob Kinzer, Wolfgang Borsch, Peter Mertes, Erwin Harlfinger, Martin Steffes, Clemens Kruth (Trainer), Peter Krämer. Kniend: Toni Jank, Herbert Gibalowski, Karl-Heinz Weber, Jochen Folgnandt, Hans Borsch, Werner Berg, Dieter Schneider.

Sie stiegen 1969/1970 erstmals in die Bezirksliga auf: Von links stehend: Edi Blum (Vorsitzender), Helmut Kinzer, Oswald Weber, Jakob Kinzer, Wolfgang Borsch, Peter Mertes, Erwin Harlfinger, Martin Steffes, Clemens Kruth (Trainer), Peter Krämer. Kniend: Toni Jank, Herbert Gibalowski, Karl-Heinz Weber, Jochen Folgnandt, Hans Borsch, Werner Berg, Dieter Schneider.

Foto: SV Büscheich

Marcus Weber: Wir als Vorstand wollen den Verein so gut es geht am Leben erhalten. In der SG wollen wir vor allem den Jugendfußball unterstützen. Ferner ist es uns ein Anliegen, die sportlichen Anlagen in Büscheich zu erhalten und zu verbessern. So haben wir in letzter Zeit viel Arbeit in die Sportplatzpflege investiert. Wir haben der aktuellen Lage geschuldet, ein umfassendes Hygienekonzept erstellt, so dass ab sofort wieder Fußball in Büscheich gespielt werden kann und auch Zuschauer zu den Spielen kommen können. Zur neuen Saison werden die 2. und 3. Mannschaft der SG Kylltal sowie die Altherren einige Spiele bei uns bestreiten. Und dann freuen wir uns auf die nachträgliche Jubiläumsfeier im nächsten Jahr.

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