Sommer 2019 Der heißeste Juni in der Geschichte

Trier · Der Sommer 2019 war einer der wärmsten, sonnigsten und auch wieder trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

 Bei dieser Hitze im Rekordsommer half nur das kühle Nass, wie hier im Trierer Nordbad.

Bei dieser Hitze im Rekordsommer half nur das kühle Nass, wie hier im Trierer Nordbad.

Foto: Rainer Neubert

In Rheinland-Pfalz war es besonders warm. Die beiden Wetterextreme lagen nur einen Tag auseinander. Am 25. Juli, einem Donnerstag, wurden laut Deutschem Wetterdienst in Trier-Petrisberg 40,6 Grad Celsius gemessen. Das brach den rheinland-pfälzischen Hitzerekord von 2015 in Bad Dürkheim mit 39,7 Grad. Trier ist nun die wärmste Stadt des Bundeslandes.

Einen Tag später schlug das Wetter in der Region um. Um 15.37 Uhr ging bei der Polizei in Daun der erste Notruf ein. Von mehreren Gebäuden wurden Teile der Flachdächer abgedeckt. Zudem stürzten nach Angaben der Gerolsteiner Feuerwehr mehrere Bäume um. Einer fiel auf ein Auto. Verletzt wurde bei diesem heftigen Gewitter mit Sturmböen niemand.

Bereits am 12. Juli war laut Deutschem Wetterdienst ein Tornado der Stärke F1 mit bis zu 180 Kilometern pro Stunde über Bobenheim in der Pfalz gezogen und hatte elf Häuser beschädigt. Zwei waren danach nicht mehr bewohnbar. Einen Tag zuvor fuhren die Feuerwehren in der Stadt Trier und im Kreis Trier-Saarburg mehr als 200 Einsätze. Umgestürzte Bäume, überflutete Straßen, volle Keller: Starkregen und Hagel führten zu teilweise chaotischen Verhältnissen. Aber das war eine Ausnahme. Vor zu viel Regen musste sich in diesem Sommer niemand sorgen. Wetterexperte Jörg Kachelmann fasst ihn mit drei Begriffen zusammen: „Zu warm, zu trocken, zu sonnig.“

Besonders die Landwirte haben das Wetter mit Sorge betrachtet. Die Böden seien noch trockener als im vergangenen Jahr, viele Tierhalter litten unter Futterengpässen, sagte etwa Pascal Kersten vom Bauernverband Rheinland-Nassau. Beim Getreide seien die Erträge gering. Besonders in einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfalen bis ins südliche Brandenburg sei weniger als die Hälfte, örtlich nur ein Drittel des Solls an Regen gefallen, sagt der Deutsche Wetterdienst. „Zusätzlich führte die große Hitze zu sehr hohen Verdunstungsraten. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen war die Bodenfeuchte seit dem Beginn von Messungen 1961 noch nie so niedrig wie im Sommer 2019. Dies wirkte sich insbesondere auf die Getreideernte und die Wälder in Deutschland aus.“

Laut Diplom-Meteorologe Dominik Jung war dieser Sommer der drittwärmste seit 1881. Zudem gab es einen neuen Allzeittemperaturrekord mit 42,6 Grad in Lingen. „So heiß war es in Deutschland noch nie.“ In Trier sei der Sommer 2019 um drei Grad wärmer gewesen als normal (im Vergleich zum Mittelwert von 1961 bis 1990). Dazu fiel nur knapp 72 Prozent des normalen Regenmenge. Es war also viel zu trocken. Dafür gab es 33 Prozent mehr Sonnenschein als üblich.

Professor Christian Bernhofer, Direktor des Instituts für Hydrologie und Meteorologie der Technischen Universität Dresden, schließt sich den Aussagen von Jung an. „Drei extrem heiße Sommer in knapp 20 Jahren —  das ist ein deutliches Zeichen für den Klimawandel! Klima ist immer Statistik von vielen Jahren. Ein Sommer ist noch Wetter oder Witterung. Es waren aber auch extreme Sommer, nach alter Statistik. Drei davon in 20 Jahren sind zu viel.“

Thomas Kesseler-Lauterkorn, Diplom-Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst, sagt: „Vor allem mit dem Hintergrund der markanten Hitzewelle Ende Juli mit Rekordtemperaturen, dem Rekord-Juni und der Kombination von Mitteltemperatur und Sonnenschein gehört der Sommer 2019 sicher zu den ‚ganz Großen‘. Einen Doppelschlag zweier solcher Rekord-Sommer wie 2018/2019 gab es noch nie. Am ehesten wären in diesem Zusammenhang vielleicht noch 1975/1976 und 1994/1995 zu nennen, aber in der Summe kommen diese bei weitem nicht an die Sommer der letzten beiden Jahre heran.“

Kesseler-Lauterkorn gibt noch weitere Einblicke in die Wetterdaten von Rheinland-Pfalz. Im langjährigen Mittelwert zwischen 1981 und 2010 betrug die Temperatur im Sommer im Land 17,2 Grad Celsius (auch die Nacht mit einbezogen). Diesen Sommer betrug die Mitteltemperatur 19,4 Grad (Bundesschnitt 19,2 Grad). Vergangenes Jahr war es mit 19,6 Grad noch leicht wärmer. Im Jahrhundertsommer 2003 waren es 20,3 Grad. Der letzte Rekord davor war 1947 mit 19,3 Grad.

 Fast 40 Grad auf dem Trierer Hauptmarkt waren diesen Sommer keine Seltenheit. Trier stellte sogar einen neuen Hitzerekord auf.

Fast 40 Grad auf dem Trierer Hauptmarkt waren diesen Sommer keine Seltenheit. Trier stellte sogar einen neuen Hitzerekord auf.

Foto: Hans Krämer/HANS KRAEMER
 Entweder in Brunnen sitzen (oben) oder Eis schlecken waren beliebt bei Jung und Alt.

Entweder in Brunnen sitzen (oben) oder Eis schlecken waren beliebt bei Jung und Alt.

Foto: Rudolf Höser
 Bilder zur Hitze Mai

Bilder zur Hitze Mai

Foto: TV/Marion Maier
 Die Mariensäule bei Sonnenuntergang – auch abends kühlte es nur selten ab.

Die Mariensäule bei Sonnenuntergang – auch abends kühlte es nur selten ab.

Foto: Jens Kimmling
 Bauarbeiter wie Mario Scholz hatten nichts zu lachen. Trinken, trinken, trinken war das Motto.

Bauarbeiter wie Mario Scholz hatten nichts zu lachen. Trinken, trinken, trinken war das Motto.

Foto: Friedemann Vetter
 Extreme Trockenheit wie hier in der Nähe von Bitburg sorgte bei Landwirten für viele Probleme.

Extreme Trockenheit wie hier in der Nähe von Bitburg sorgte bei Landwirten für viele Probleme.

Foto: TV/Dagmar Dettmer
 Auch das war der Sommer: Ende Juli setzte ein heftiges Unwetter Trier unter Wasser.

Auch das war der Sommer: Ende Juli setzte ein heftiges Unwetter Trier unter Wasser.

Foto: Friedhelm Knopp

Die Niederschlagsmenge hat sich im Sommer 2019 in Rheinland-Pfalz von 206 Liter pro Quadratmeter im Mittelwert auf 141,9 Liter reduziert. 2018 war es mit 121,2 Litern noch trockener. „Der Minimum aus dem Sommer 1921 liegt bei 106,3 Liter. Der Sommer 2019 war also der elfttrockenste seit 1881“, sagt Kesseler-Lauterkorn. Die Sonnenscheindauer hat sich passend dazu von durchschnittlichen 627 Stunden auf 803 Stunden erhöht und liegt damit noch vor dem Sommer 2018 mit 783 Sonnenstunden. Bundesweit waren es in diesem Sommer 755 Sonnenstunden. Etwas sonniger war es in Rheinland-Pfalz nur noch 2003 mit 810 Sonnenstunden. Thomas Kesseler-Lauterkorn sagt: „Der Sommer 2019 war einer der wärmsten, sonnigsten und auch wieder trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.“

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