Warum feiern wir? Die Geschichte des 1. Mai: Vom Kampftag zum Feiertag

Region · Dass wir heutzutage am 1. Mai zu Hause bleiben, wandern oder feiern dürfen, haben wir vielen Generationen vor uns zu verdanken. Mit ihren Protestaktionen ebneten sie den Weg für Arbeitnehmerrechte – und den Feiertag 1. Mai.

Der 1. Mai. Ein Tag, den viele Menschen besonders deswegen kennen und mögen, weil sie nicht arbeiten müssen. Sie können am Vorabend feiern und am Tag darauf Maiwanderungen unternehmen und gemeinsam mit ihren Freunden das Leben genießen. Doch der Tag trägt nicht ohne Grund den Namen „Tag der Arbeit“. Er hat sich über die Jahre von einem Kampf- zu einem Arbeitstag gewandelt.

Kampftag? Wieso das denn? Nun, die Geschichte unseres heutigen freien Tages beginnt am 1. Mai 1886. Damals fand in Nordamerika ein Generalstreik statt. Für die Leser, die vor 133 Jahren noch nicht dabei waren: Damals war es üblich, dass Arbeiter zehn Stunden am Tag arbeiten.

Noch zwei Jahrzehnte vorher waren es elf bis 13 Arbeitsstunden pro Tag. Die Arbeitnehmer wollten einen Achtstundentag sowie mehr soziale Rechte und Absicherungen bei Krankheit oder Unfällen. Dafür traten am 1. Mai 1886 rund 400 000 Beschäftigte aus 11 000 Betrieben der USA in den Streik. Nur für 20 000 Arbeiter konnte der Achtstundentag wirklich durchgesetzt werden. Besonders heikel war die Situation in Chicago, wo sich Tausende Arbeiter auf dem Haymarket versammelten.

Die Lage eskalierte nach zwei Tagen, die Polizei tötete mehrere Streikposten. Auch Polizisten kamen ums Leben. Viele Menschen starben außerdem, weil am nächsten Tag bei einer Protestkundgebung eine Bombe geworfen wurde.

Drei Jahre später, 1889, fand in Paris ein Arbeiterkongress statt. Auf ihm wurde beschlossen, dass Arbeiter auf der ganzen Welt am 1. Mai des darauffolgenden Jahres 1890 streiken sollen. Das Datum wurde deswegen gewählt, weil sich der 1. Mai in den USA bereits als „Kampftag der Arbeiterschaft“ etabliert hatte.

Am 1. Mai 1890 gingen also mehrere Hunderttausende Menschen auf die Straße, etwa 100 000 davon in Deutschland. Sie wollten einen Neunstundentag erreichen. Streiks waren für die Beteiligten damals mit hohen Risiken verbunden. Die Unternehmer drohten damit, streikende Mitarbeiter zu entlassen oder auf eine „Schwarze Liste“ zu setzen. Wer auf dieser Liste stand, hatte es schwer einen neuen Arbeitgeber zu finden.

Der 1. Mai im Dritten Reich

Nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1919 legte die SPD-Regierung die Arbeitszeit auf acht Stunden pro Tag fest. Gleichzeitig wurde der 1. Mai zum Feiertag erklärt, er wurde im Jahr 1920 erstmals in einigen Regionen Deutschlands gefeiert.

Einen Rückschlag erlitt das Datum im Dritten Reich. Zwar war der Tag noch als „Feiertag der nationalen Arbeit“ gefestigt, er wurde von der NSDAP aber vor allem für politische Paraden benutzt – die eigentlichen Ziele des Feiertages wurden nicht weiter beachtet. Später in der DDR wurde der Tag meist für Militärparaden genutzt.

 Vor vielen Jahren streikten Hunderttausende Arbeitnehmer für ihre Rechte. Auch heute wird aus verschiedenen Gründen gestreikt (wie links beim Warnstreik vor der Firma  ThyssenKrupp Bilstein in Mandern). Doch am 1. Mai wird mittlerweile eher gewandert und entspannt, als demonstriert.

Vor vielen Jahren streikten Hunderttausende Arbeitnehmer für ihre Rechte. Auch heute wird aus verschiedenen Gründen gestreikt (wie links beim Warnstreik vor der Firma  ThyssenKrupp Bilstein in Mandern). Doch am 1. Mai wird mittlerweile eher gewandert und entspannt, als demonstriert.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

In vielen europäischen Ländern hat sich der Tag als Feiertag etabliert. Dabei steht er vor allem für zwei Dinge: Freizeit und keine Arbeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort