Brauchtum Diese Botschaft steckt hinter dem Muttertag

Trier/Bitburg/Wittlich · Wenn der Ausnahmezustand in der Bastelecke der Kindergärten ausbricht, die Blumenläden Sträuße in Serie verkaufen und Männer mit ihren Kindern eine der letzten Pralinenschachteln aus dem Supermarkt besorgen: Alle Jahre wieder am zweiten Sonntag im Mai kommt der Muttertag.

Diese Botschaft steckt hinter dem Muttertag
Foto: Friedemann Vetter

Die Woch verrät, wer den Muttertag erfunden hat, warum manche Frauen davon gar nicht begeistert sind, und was es mit dem Vatertag auf sich hat.

Dabei stellen sich mehrere Fragen: Ist der Muttertag heute vielleicht nicht mehr zeitgemäß? Ist der Muttertag zu kommerziell geworden?

Gehen wir zunächst einmal der Frage nach: Woher kommt der Muttertag eigentlich? Dazu gibt es die wildesten Theorien. Recherchen bringen uns zurück in die Antike. Angefangen hat alles 250 Jahre vor Christus. Verehrungsrituale für die griechische Göttin Rhea sowie der Kybele- und Attiskult der Römer bilden den Ursprung des Muttertages. Kybele wurde als Göttermutter zusammen mit ihrem Geliebten Attis verehrt.

Als „Mutter“ und Begründerin des Muttertages, wie wir ihn heute kennen, gilt die amerikanische Frauenrechtlerin Anna Jarvis. Um ihre am 9. Mai 1905 verstorbene Mutter zu ehren und auf Probleme von Frauen aufmerksam zu machen, forderte sie einen offiziellen Feiertag. Als Datum wählte sie den Todestag ihrer Mutter. Jede Mutter sollte noch zu Lebzeiten geehrt werden.

Mit allen Mitteln versuchte Anna Jarvis, ihre Botschaft unter die Menschen zu bringen. Ihre Forderung: „Schafft den Ehrentag der Mutter – setzt diesen Frauen ein unvergängliches Denkmal.“ Sie schrieb Briefe an Politiker, Geschäftsleute, Geistliche und Frauenvereine und kaufte eine Werbeagentur. Mit Erfolg: Die Bewegung wuchs sehr schnell an. 1909 feierten 45 Staaten der USA den Muttertag. US-Präsident Woodrow Wilson erklärte 1914 den zweiten Sonntag im Mai offiziell zum Muttertag und nationalen Feiertag.

In Deutschland wurde der Muttertag vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber betont unpolitisch weiterverbreitet. Offiziell eingeführt wurde er im Jahr 1933. Die Nationalsozialisten gaben dem Muttertag einen bitteren Beigeschmack, indem sie ihn für Ideologie- und Propagandazwecke missbrauchten. Ende des Zweiten Weltkrieges führten die amerikanischen Alliierten den Muttertag in Westdeutschland erneut ein. In Ostdeutschland wurde dieser erst mit der Wiedervereinigung üblich.

In den meisten Ländern wurde der Muttertag zunehmend von Interessensgruppen wie Unternehmern genutzt. Sträuße, Schokolade und Geschenke prägten nun den Muttertag. Die eigentliche Botschaft Jarvis, die Rechte von Frauen zu stärken ging verloren. Verärgert zog sie vor Gericht. Sie wollte den Muttertag erneut verbieten, blieb aber erfolglos.

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