Unsere Vereine „Was wir gerne machen, das funktioniert“
Trier · Durchschnittlich sechs bis sieben Veranstaltungen pro Monat seit dem Jahr 2000 macht insgesamt rund 1630 Events in 20 Jahren – das Programm, das der Jazzclub Trier auf die Beine stellt, ist beachtlich.
„Vom Festival bis zur kleinen Jazzsession ist alles dabei“, sagt Nils Thoma, Vorsitzender des Jazz-Clubs Trier. Er ist selbst als Saxofonist in mehreren Gruppen aktiv. Der zweite Vorsitzende des Vereins ist Christof Mann, Pianist, Sänger und Chorleiter des Loveley Mister Singing Clubs, zu deutsch des lieben Herrn Gesangvereins. Auch er spielt in mehreren Gruppen, so dass beide Vorsitzende des Jazz-Clubs Trier die Jazzmusik nicht nur lieben, sondern auch praktizieren.
Was ist am Jazz so faszinierend? „Wir finden, dass Jazz die schönste aller Musiken ist“, sagt Thoma. Jazz transportiere heute genauso wie vor 100 Jahren ein Stück Freiheit im Denken und im Miteinander, mehr als andere Genres. „Jazz hat was Politisches. Im dritten Reich sind Jazzmusiker wegen entarteter Musik in den Bau gegangen“, sagt Thoma. „Jazz war immer politisch und ist es heute noch.“
258 Mitglieder hat der Verein, der 1978 gegründet worden ist. Darunter befinden sich viele Musiker. Zu den Highlight-Veranstaltungen des Vereins gehört beispielsweise Jazz am Dom an Pfingstsamstag und Pfingstsonntag, die der Jazz-Club Trier seit 20 Jahren ausrichtet. Hier zeigt sich die Vielseitigkeit des Vereins, der nicht nur auf eine Musikrichtung und die Veranstaltung von Events zum Ziel hat. Denn beim Jazz gibt es unterschiedliche Klientel, die der Verein alle bedienen will, sagt Thoma. „Die einen interessiert Blues, die anderen stehen auf Free Jazz und die dritten auf Soul“, erklärt er die verschiedenen Präferenzen des Publikums und die bei Jazz am Dom durch zehn bis 15 Musikgruppen möglichst alle getroffen werden. Das zweite große Ziel ist die Förderung von Musikvereinen und Bigbands der Region, die bei diesem Event auf der großen Bühne vor dem Dom bei gutem Wetter vor rund 1000 Leuten spielen können. 2019 war es die Schulbigband Konz, in diesem Jahr ist es die Schulbigband Hermeskeil, die dort auftritt. Dabei werden die Bigbands von Stargästen unterstützt. Zweimal bereits war es der aus Neumagen-Dhron stammende Sänger Martin Stadtfeld, 2019 der Saxofonist Heiner Wiberny, der mit den Bands aus der Region aufgetreten ist. 2020 wird der amerikanische Posaunist Jiggs Whigham die Schulbigband Hermeskeil unterstützen. „Die regionalen Bigbands bekommen neben dem Stargast ein großes Publikum und professionellen Sound“, sagt Mann. „Gutes Material ist ein wichtiger Faktor“, ergänzt er. Die Förderung von regionalen Bands sei in Trier besonders wichtig, weil es in Trier keine Musikhochschule gibt. Um Jazztalente zu fördern, organisiert der Jazz-Club seit 28 Jahren über Ostern einen Osterworkshop in der Tufa. Bisher haben mehr als 1000 Teilnehmer daran mitgewirkt.
Ein weiterer Dauerbrenner ist seit 21 Jahren zum Beginn des Jahres der Jazzgipfel in der Trierer Tufa, dieses Jahr am Freitag, 24. Januar, um 20 Uhr. „Hier steht ein Teil der lokalen Jazzszene auf der Bühne,“, sagt Thoma.
Etabliert hat sich zudem die Reihe Jazz am Brunnenhof, die der Jazz-Club Trier in Kooperation mit der Stadt Trier organisiert. Die sieben bis acht Konzerte in jedem Sommer verzeichnen einen stetigen Besucherzuwachs. Dabei erleben die Zuschauer nicht nur strengen Jazz, sondern ein publikumswirksames Programm, das von Latin über Gypsy bis hin zu Bluesigem reicht.
„Wir haben die Nase im Wind und wissen, was im Bereich Jazz gerade hip ist“, sagt Thoma. Mit dabei ist auch eine Band aus der Region. „Der Trierer ist lokalpatriotisch“, sagt Mann.
Das Vertrauen, das die Stadt mit der Kooperation in den Verein setzt, hat diese im vergangenen Jahr auch offiziell gewürdigt. Der Jazz-Club Trier hat 2019 den Kulturpreis der Stadt Trier bekommen und sich endgültig als anerkannter Teil der Trierer Kulturszene etabliert.
Wie schafft es ein ehrenamtlicher Vorstand eines Vereins, jedes Jahr ein solches umfangreiches Programm zu bieten?
„Gute Planung, gute Organisation und klare Absprachen“, sagt Thoma. „Die Leute, die zu uns kommen, sind überrascht, dass wir so gut sortiert sind.“
Wo sind die Ziele des Vereins, und wo gibt es Probleme?
Ein Problem ist wie in vielen anderen Clubs auch die Anzahl der aktiven Mitstreiter. Derzeit ist der Club auf der Suche nach einem neuen Kassenwart. Aber auch musikalisch können sich Mann und Thoma vorstellen, weitere Events zu organisieren. „Mehr geht immer“, sagen sie. Allerdings sei der Vorstand mit dem jetzigen Programm ausgelastet. „Wir haben Ideen, brauchen aber die Leute, die die Projekte betreuen.“ Beispielsweise schwebt dem Vorsitzenden ein Saarbluesfestival vor. „Wir brauchen einen Aktivisten, der sich das zu seinem Ding macht und das eigenverantwortlich organisiert“, sagt der Vorsitzende. Thoma: „Was wir gerne machen, das funktioniert.“