Unsere Vereine Klein, laut und trinkfest

Traben-Trarbach · Wenn die Sponheimer Musketiere der historischen Stadtgarde Traben-Trarbach ihren Auftritt haben, wird es laut. Bevor die in mittelalterlichen Gewändern gehüllten Männer ihre Hände mit Musketen und Pistolen in die Luft strecken, ertönt die Warnung, dass Kinder und alle weiteren lärmempfindlichen Personen sich die Ohren zuhalten sollen.

 Gruppenbild mit Bapsi, der Kanone der Stadtgarde Traben-Trarbach: Angelika Krempel, Thomas Krempel, Volker Oehring, Peter Klaes, Sven Clauß und Elke Oehring.

Gruppenbild mit Bapsi, der Kanone der Stadtgarde Traben-Trarbach: Angelika Krempel, Thomas Krempel, Volker Oehring, Peter Klaes, Sven Clauß und Elke Oehring.

Foto: Christoph Strouvelle

Und wenn die acht Musketiere  abdrücken, vereinigt sich der Knall ihrer Waffen zu einem einzigen gigantischen Böller, der weit durch das Moseltal dringt.

„Wir sind ein kleiner Verein, aber laut“, sagt Volker Oehring, Vorsitzender der Sponheimer Musketiere. „Klein, laut und trinkfest“, lacht er und nimmt aus seinem Siegelbecher einen Schluck des Korporalweines, des eigenen Weines der Musketiere. Doch nicht nur aufgrund ihrer Lautstärke, auch von ihrer äußeren Erscheinung her fallen die Mitglieder der Traben-Trarbacher Stadtgarde sofort auf. Denn sie tragen eine Uniform wie einst die Landsknechte im 30-jährigen Krieg. „Eine Kunsthistorikerin hat eine Vorlage dazu geliefert. Danach werden die Uniformen extra angefertigt“, sagt er. Die Uniformen der acht Musketier sind identisch und unterscheiden sich nur durch die verschiedenen Farben von Hose und Wams, die mal rot, mal blau und dann wieder grün leuchten. Als Kopfbedeckung tragen sie den damals üblichen Wallensteiner Hut, mit rot-weißen Federn für die Sponheimer. Alle Musketiere haben jeweils einen Degen und eine Hellebarde. Vier schießen mit Musketen, vier mit Pistolen.

Doch das Highlight der Truppe ist Kanone Bapsi. Drei bis fünfmal pro Jahr kommt sie zum Einsatz. „Es muss sicher sein“, sagt Oehring. Das erste Mal im Jahr wird Bapsi beim Neujahrsfest der historischen Stadtgarde abgefeuert, wenn die Musketiere das neue Jahr begrüßen. Dazu unterscheidet sich Bapsi laut Oehring von anderen Kanonen nach historischem Vorbild: „Andere Kanonen bätschen, Babsi rumst“, sagt Oehring.

 Neujahrsböller an der Mosel.

Neujahrsböller an der Mosel.

Foto: Christian Storck

Die Musketiere der historischen Stadtgarde begleiten alle regionalen Stadtfeste. Dazu gehören das Weinfest, der Schrötertag, die Feste der Feuerwehren die Museumsnacht, das Straßenfest in Wolf und das Maischießen, eine interne Veranstaltung der Sponheimer Musketiere. Hinzu kommen Auftritte bei weiteren Traditionsveranstaltungen und Umzügen wie die Weinfeste in Schweich, Bernkastel, Cochem, Pünderich und viele mehr. Dazu gehen die Musketiere zu Hochzeiten und goldenen Hochzeiten. „Das gibt immer ein schönes Bild“, sagt Oehring.

Wenn auch nicht immer einfach. Denn in dem dicken Tuch kommen die Musketiere gerade an heißen Sommertagen gehörig ins Schwitzen. „Erst kostet es Überwindung, die dicke Uniform anzuziehen. Dann macht es aber Spaß“, sagt Thomas Krempel. Bis zu 35 sind die Musketiere jährlich im Einsatz. Doch nicht nur an der Mosel, auch im Ausland hatte die Stadtgarde bereits spektakuläre Auftritte. Herausragend dabei sind die beiden Teilnahmen an der Steuben-Parade in New York in den Jahren 2003 und 2007, einmal in Kooperation mit der Feuerwehr und weiteres Mal mit einer Delegation aus Traben-Trarbach. „Es war schon immer ein Traum gewesen, dort mitzulaufen“, sagt Oehring. Weitere spektakuläre Auftritte, an denen sich die Musketiere erinnern, sind das Sechs-Uhr-Läuten, eine Zunftsveranstaltung in Zürich, die die historische Stadtgarde bereichert hat, sowie das Frühlingsfest in Eisenach.

Doch ganz einfach sind die Reisen der Sponheimer Musketiere nie. Denn Musketen, Pistolen und Degen gelten als Waffen. Vor Auslandsreisen muss daher eine Menge an Formalitäten erledigt werden. Und auch in Deutschland hat es schon Probleme gegeben. So haben sich die Musketiere bei einer Fahrt nach Münster ins Goldene Buch der westfälischen Stadt eingetragen. Doch zwei Polizisten sind misstrauisch geworden, als sie waffentragende Menschen vor dem Rathaus gesehen haben und haben einen Musketier vorsichtshalber erst einmal abgeführt, erinnert sich Oehring.

 Alle für einen, einer für alle: Die Sponheimer Musketiere bei der Eröffnung des Traben-Trarbacher Wein-Nachts-Marktes 2016.

Alle für einen, einer für alle: Die Sponheimer Musketiere bei der Eröffnung des Traben-Trarbacher Wein-Nachts-Marktes 2016.

Foto: Christoph Strouvelle

„Es macht Spaß, die Stadt als Musketier zu vertreten“, begründet Peter Claes sein Engagement in der historischen Stadtgarde Traben-Trarbach. Hinzu komme die Kameradschaft im Verein. Inzwischen seien die Musketiere nicht nur Mitglieder des Vereins, sondern auch gute Freunde. „Alle für einen, einer für alle“, heißt das Motto der Sponheimer Musketiere. „So rum ist es das Originalzitat, auch, wenn es meistens in der anderen Reihenfolge gebraucht wird“, sagt Oehring.

  Sven Clauß präsentiert sich mit Muskete in der nach historischem Vorbild nachgeschneiderten Uniform der Sponheimer Musketiere.

Sven Clauß präsentiert sich mit Muskete in der nach historischem Vorbild nachgeschneiderten Uniform der Sponheimer Musketiere.

Foto: Christoph Strouvelle

Christoph Strouvelle

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