Gute Geister So kümmern sich Küster um Kirchen und Gottesdienste

Trier/Bitburg/Wittlich · Die guten Seelen der Kirchen sind die Küsterinnen und Küster. Doch was steckt hinter diesem Wort Küster, was ist die Bedeutung?

  Als Küster der Pfarrei St. Martin im Trierer Maarviertel zündet Achim Müller vor dem Gottesdienst auch die Kerzen an.

 Als Küster der Pfarrei St. Martin im Trierer Maarviertel zündet Achim Müller vor dem Gottesdienst auch die Kerzen an.

Foto: Florian Blaes

Der Begriff „Küster“ kommt vom lateinischen Wort „custos“: der Hüter oder Wächter. Der Beruf des Küsters ist einer der ältesten Gemeindedienste. Küsterinnen und Küster haben zahlreiche und vielfältige Aufgaben, je nach Gemeinde und Kirche manchmal durchaus unterschiedlich, aber eines ist ihnen allen gemeinsam: Sie seien in der Tat „gute Seelen“, ohne die Gemeindeleben nicht funktionieren würde, die einen Blick dafür hätten, was wo gebraucht wird, und die „der Gemeinde ein Gesicht geben“. So beschreibt es Pfarrer Matthias Ratz von der Evangelischen Kirchengemeinde Trier.

Küster sind in der Regel die ersten Menschen, die vor einem Gottesdienst die Kirche betreten. Sie sind für die Vor- und Nachbereitung zuständig. Neben der Heiligen Messe in der katholischen Kirche und der Abendmahlfeier in der evangelischen Kirche sind sie auch für Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und andere Feierlichkeiten ein wichtiger Ansprechpartner im Gotteshaus. Sie sorgen in den meisten Fällen für den Blumenschmuck und läuten die Glocken.

Zwischen der Praxis in der katholischen und in der evangelischen Kirche gibt es in der Region Trier einige Unterschiede.

Küster und Küsterinnen im Bistum Trier Pfarrer Carsten Rupp, zuständig im bischöflichen Generalvikariat für pastorale Grundaufgaben, erklärt: „Es gibt im Bistum Trier etwa 1700 Kirchen und Kapellen. Nahezu jede Kirche wird mindestens einen Küster haben. Es gibt auch immer mehr Orte, an denen mehrere Personen als Team den Dienst übernehmen. Die Küsterinnen und Küster sind Angestellte der einzelnen Pfarrgemeinden.“

Ihre durchschnittlichen Arbeitszeiten liegen in einem geringfügigen Arbeitsverhältnis bei vier bis acht Stunden in der Woche. Es gibt allerdings auch Küster, die in Teil- und Vollzeit angestellt werden.  „Der Grundkurs wird zu zwei Terminen pro Jahr angeboten mit etwa 25 Teilnehmern. Er dauert von Montag bis Freitag und findet in St. Thomas in der Eifel statt. Dazu gibt es in diesem Jahr auch zwei Fortbildungskurse“, sagt Rupp (siehe Info),

Küster im Evangelischen Kirchenkreis Trier In den 19 Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Trier gibt es zur Zeit 48 Küsterinnen und Küster beziehungsweise eine Gemeindehelferin, zu deren Aufgaben auch der Küsterdienst gehört. Diese werden darüber hinaus unterstützt durch Ehrenamtliche, die regelmäßig Küsterdienste übernehmen, sowie durch Hausmeister und Reinigungskräfte. Die evangelische Kirche bietet Weiterbildungskurse an, in denen Küster für ihre Aufgabe liturgisch geschult werden. Der Besuch dieser Kurse spielt auch eine Rolle für die Gehaltsstife. Deshalb gilt der Küsterberuf als kirchlicher Ausbildungsberuf. Sie sind in vielen Fällen nicht nur für die Vor- und Nachbereitung eines Gottesdienstes zuständig, sondern auch für Begegnungen, Frühstücksangebote und viele weitere Veranstaltungen im Gemeindehaus. Sie sind meist mit 25 bis 30 Stunden pro Woche angestellt.

Wir haben uns mit Achim Müller, Küster in der katholischen Kirche St. Martin in Trier und mit Isolde Lederer, Küsterin in der evangelischen Kirche Trier-Ehrang, getroffen. Sie erzählen von ihren Erfahrungen und der Berufung zum Küster.

Küster in der katholischen Pfarrei St. Martin Trier Achim Müller ist seit 38 Jahren Küster in der Pfarrei St. Martin im Trierer Maarviertel. Neben dem Küsterdienst spielt er während der Gottesdienste auch die Orgel. Weiterhin ist er im Bistum Trier für die diözesanen Kurse zuständig und leitet diese. Somit ist er in Vollzeit angestellt. „Ich habe in den 38 Jahren bereits vier Pfarrer erlebt. Jeder Neuzugang ist etwas Besonderes. Jeder Priester ist anders und möchte in der Kirche einzelne Dinge anders haben als sein Vorgänger. Aber was ganz wichtig ist: Ich kam mit jedem super zurecht“, sagt Achim Müller erfreut.

Besonders viel zu tun hat der Küster an den hohen kirchlichen Feiertagen zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Aber auch an Fronleichnam und dem großen Martinsfest im November. „Zum Martinsfest erstrahlt unsere Kirche immer wieder aufs Neue in vielen bunten Farben. Eine große Blumenpracht bedeckt den Kirchenraum“, erzählt Müller. Große und besondere Messen bleiben dem Küster in dankbarer Erinnerung. „Zu den Heilig-Rock-Wallfahrten war unsere Kirche eine Stationskirche. Zahlreiche Gruppierungen von Jung und Alt haben hier Gottesdienste und Konzerte gefeiert. Ein Höhepunkt in meiner bisherigen Karriere waren auch die feierlichen Gottesdienste zur Seligsprechung von Peter Friedhofen. Viele Kardinäle, Bischöfe und Priester konnte ich schon in der Kirche begrüßen. Dazu die Feiern, zu der Menschen aus aller Welt kamen, war schon was Besonderes“, erinnert sich Achim Müller.

Küsterin in der evangelische Kirche Trier-Ehrang Isolde Lederer ist seit 25 Jahren Küsterin in der evangelischen Kirche Ehrang. Sie ist allerdings nicht nur für das Gotteshaus zuständig, sondern auch für das angrenzende Gemeindehaus. „Meine Aufgaben beschränken sich nicht nur auf die Vor- und Nachbereitung des Gottesdienstes. Ich bin auch für die Vorbereitungen bei Veranstaltungen im Gemeindehaus zuständig. Sei es Kaffeekränzchen oder Frühstücke vorbereiten“, erzählt Isolde Lederer. Und damit unterscheidet sich der Beruf zu der Arbeit in der katholischen Kirche. „Im Gottesdienst gibt es bei uns auch keine Messdiener, hier ist die Aufgabe die Kollekte selber einzusammeln oder Konfirmanten dazu einzuteilen“, sagt Lederer.

Alltag eines Küsters Vor dem Gottesdienst schließt er die Türen der Kirche auf. Alle Kerzen rund um den Altar werden entzündet. In der katholischen Kirche können die Gläubigen sogenannte Opferkerzen meist vor einer Heiligenfigur entzünden. Diese Kerzen müssen bereitgestellt werden. In der Sakristei wird das Messgewand für die Messe in der passenden liturgischen Farbe für den Pfarrer ausgelegt. Die Kelche werden vorbereitet, Hostien zurecht gemacht. Dabei muss der Küster beachten, dass genug Hostien für die Messfeier bereit liegen. Er muss abschätzen, können ob genug Kommunion im Tabernakel ist, und wie viele ungesegnete Hostien er in den Kelch legen soll.

Wasser und Wein werden bereitet. Auf den Altar kommt die Altardecke. Die Bücher werden in der Sakristei aufgeschlagen. Meist 30 und 15 Minuten vor der Messe werden die Glocken geläutet. Heute geschieht das meist automatisch. Kurz vor der Messfeier kümmert er sich um die Messdiener, die sich umziehen sollen und ihre Aufgaben eingeteilt werden müssen. Der Weihrauch wird vorbereitet und die Kohle entzündet.

Zudem hilft der Küster dem Priester und dem Diakon beim Ankleiden der Gewänder. Letzte Absprachen für die Messe werden getroffen. Nach der Messe werden alle zuvor bereiteten Gegenstände wieder aus der Kirche abgeräumt und in die Sakristei gebracht. Nicht selten sind Küster viele Jahre im Dienst einer Kirchengemeinde – einige sogar  30 Jahre und mehr. Sie bereiten Veranstaltungen vor, stellen Stühle, räumen auf – und sind manchmal auch für die Bewirtung zuständig, kochen Kaffee und Suppe.

Auch wenn ein Großteil der Aufgaben sehr technisch und organisatorisch scheint, wissen Küster auch um geistliche und liturgische Dinge, beschäftigen sich mit Fragen und Anforderungen. In vielen Gemeinden ist der Küster auch Ansprechpartner für die Messdiener. Es gibt Gruppenstunden und Ausflüge neben dem Dienst in der Kirche. Und zuletzt springt der Küster in der Messe auch ein, wenn zu wenige oder keine Messdiener da sind.

Oftmals hat der Küster während der Messe keine Auszeit, sondern ist in doppelter Form in der Kirche, er spielt zum Beispiel die Orgel. Hinzu kommen besondere Anlässen wie zuletzt Weihnachten: Küster helfen beim Auf- und Abbauen der Krippe und der Weihnachtsbäume und schmücken die Kirche mit bunten Blumen.

 Isolde Lederer ist seit 25 Jahren Küsterin der evangelischen Kirche Trier-Ehrang. Zur Weihnachtszeit schmückt sie den Baum und stellt die Krippe auf.

Isolde Lederer ist seit 25 Jahren Küsterin der evangelischen Kirche Trier-Ehrang. Zur Weihnachtszeit schmückt sie den Baum und stellt die Krippe auf.

Foto: Florian Blaes
 Typische Utensilien für die Feier einer Heiligen Messe: Hostienschalen und -kelch, Weinkelch sowie Glasgefäße mit Wasser und Wein, hier aus der Pfarrgemeinde St. Pius X. Konz-Oberemmel.

Typische Utensilien für die Feier einer Heiligen Messe: Hostienschalen und -kelch, Weinkelch sowie Glasgefäße mit Wasser und Wein, hier aus der Pfarrgemeinde St. Pius X. Konz-Oberemmel.

Foto: Florian Blaes

An Ostern gibt es neben den alltäglichen Vorbereitungen zum Gottesdienst noch einiges an Mehrarbeit für die Kar- und Osterwoche. Hier sind Küster meist stundenlang in der Kirche beschäftigt.

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