Kultur Studenten auf der Straße

Trier · Die Nächte werden kälter. Für Obdachlose beginnt eine schwierige Jahreszeit. Die Sozialdienste haben alle Hände voll zu tun. Was bedeutet es, in Trier und Luxemburg ohne Wohnung zu sein? Dazu sind 20 Studenten der Universität Trier auf die Straße gegangen, haben mit Obdachlosen gesprochen, aber auch mit Streetworkern, Sozialpädagogen und Polizisten.

 Wo treffen sich Obdachlose in Trier und Luxemburg? Wo übernachten sie? Das haben Studierende der Erziehungswissenschaft dokumentiert.

Wo treffen sich Obdachlose in Trier und Luxemburg? Wo übernachten sie? Das haben Studierende der Erziehungswissenschaft dokumentiert.

Foto: Universität Trier/Erziehungswissenschaft

Darüber hinaus haben sie Zeitungsartikel analysiert, um Wohnungslosigkeit möglichst aus verschiedenen Perspektiven zu dokumentieren. Ihre Ergebnisse präsentieren die Masterstudenten der Erziehungswissenschaft vom 22. bis 26. Oktober in einer Ausstellung. Sie zeigt: Wohnungslosigkeit in der Region hat viele Gesichter.

Wer könnte Wohnungslosigkeit besser darstellen als die Betroffenen selbst, dachte sich eine Gruppe der Pädagogen im Seminar von Professor Dirk Rustemeyer. So baten sie einige Wohnungslose in Trier, mit Einwegkameras eine Woche lang das zu fotografieren, was ihnen wichtig ist. Dabei entstanden ganz verschiedene Fotos, die nun in der Ausstellung an der Universität Trier zu sehen sind.

„Wohnungslosigkeit ist sehr individuell“, erklärt die Studentin Friederike Schütz. „Wir sind auf Menschen getroffen, die freiwillig seit 40 Jahren auf der Straße leben, aber auch auf Menschen, die durch Arbeitslosigkeit ihre Wohnung verloren und mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.“ Für die Mitarbeiter in Sozialküchen und Schlafstätten heißt das auch, ein offenes Ohr zu haben und Gesprächspartner zu sein. „Schwierig ist es für Fachkräfte, damit umzugehen, dass manche Obdachlosen keine Hilfe wollen. Jeder hat ja das Recht auf Verwahrlosung.“

Aufschlussreich sind auch die weiteren Ergebnisse der studentischen Forschung: „Wir waren doch überrascht, wie verhältnismäßig wenige Obdachlose es in Trier im Vergleich zu anderen Städten gibt.“ Ungefähr 20 Menschen leben laut Angaben der Stadt Trier auf der Straße. Die meisten davon sind Männer. Betteln tun nur die wenigsten.

Auch für Luxemburg haben die Studenten die Situation von Obdachlosen genauer betrachtet. Eine Landkarte in der Ausstellung zeigt, an welchen Orten sich Obdachlose in Luxemburg treffen. Beliebte Treffpunkte sind unter anderem Bahnhöfe, aber auch die Plätze vor verschiedenen Hilfseinrichtungen.

Neben der Landkarte und der Fotogalerie erwartet die Besucher der Ausstellung auch eine Skulptur, ein Blog sowie eine interaktive Installation zu Wohnungslosigkeit. „Mit der Ausstellung möchten wir zeigen, aus welchen Perspektiven man Wohnungslosigkeit betrachten kann“, sagen die Veranstalter.

Für Fragen und Diskussionen zum Projekt stehen die Studenten während der Ausstellungszeiten den Besuchern zur Verfügung.

  • Die Ausstellung „Das Phänomen Wohnungslosigkeit multiperspektivisch betrachtet“ ist von Montag bis Freitag, 22. bis 26. Oktober, jeweils von 12 bis 16 Uhr im Foyer des Gebäudes B der Universität Trier zu sehen.
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