Vom Geben und Nehmen

Was die Tuchfabrik so einzigartig macht und warum es ohne die Kulturstätte eine bekannte Theatergruppe nicht gäbe.

 Die Kulturmacher beim Improtheater Spontat in Trier: Hannah Swoboda (von links), Stephan Vanecek, Karin Jostock, Benjamin Kelm, Karin Pütz.

Die Kulturmacher beim Improtheater Spontat in Trier: Hannah Swoboda (von links), Stephan Vanecek, Karin Jostock, Benjamin Kelm, Karin Pütz.

Foto: TV/Anne Heucher

„Die Tuchfabrik hat weit über Trier hinaus eine wichtige Bedeutung“, sagt Nils Thoma, Vorsitzender des Jazz-Clubs Trier: „Die Konstruktion mit städtischen Mitarbeitern und einem Dachverband für die Vereine ist ziemlich einzigartig.“ Eine solche Plattform für Kleinkunst kenne er aus anderen Städten so nicht, sagt Thoma. Der Musiker ist seit 2003 im Jazz-Club, den es seit 1978 gibt.

Von der Raumbuchung über Tontechnik bis hin zur Nutzung von Kopierern: Der Jazz-Club profitiert im Tagesgeschäft in vielerlei Hinsicht von der Kooperation mit der Tufa. Im Gegenzug spielen die Jazzer etwa beim Sommerfest der Tufa umsonst oder für ein kleines Budget. „Wenn man Mitglied in einem Verein ist, muss man selber auch mal etwas geben“, sagt Thoma.

Der Jazz-Club ist Gründungsmitglied bei der Tuchfabrik. Der Zweck des Vereins ist die „Vertretung und Verbreitung des Jazz“, sagt Thoma. Er zählt mit mehr als 400 Mitgliedern zahlreiche Unterstützer. Dabei sein kann man mit einem Monatsbetrag von 3,50 Euro – übrigens nicht nur als aktiver Musiker oder Chorsänger. Wer aber ein Instrument beherrscht, kann mal bei den regelmäßigen Jazz-Sessions in Saarburg oder Trier reinschnuppern. In Saarburg sind diese im Saarhotel an der Brückenstraße, jeden zweiten Sonntag im Monat um 15.30 Uhr. In Trier gibt es die musikalischen Abende im Miss Marple’s, am letzten Donnerstag im Monat, außer Juli und August, um 21 Uhr.

Der Jazz-Club ist übrigens kein Konzertveranstalter, betont Thoma. Trotzdem ist der Verein im Schnitt an sieben Veranstaltungen im Monat beteiligt und kann auf die beachtliche Zahl von über 1500 Veranstaltungen zurückschauen.

Den Verein Improvisationstheater Spontat gibt es seit 2009. Er profitiert von der Tufa durch die günstige Miete der Proberäume und dadurch, dass der Verein auch bei Aufführungen Vergünstigungen bei der Saalmiete erhält.

Bei jährlichen Treffen stellen sich die vielen Vereine einander vor. Da gäbe es auch zahlreiche Möglichkeiten zur Vernetzung, sagt Karin Pütz vom Improvisationstheater Spontat. Sie könne sich  vorstellen, etwa bei einer Vernissage eines anderen Vereins spontan mit ihrer Gruppe zu spielen.

Und was hat die Tufa von der Kooperation? „Viele ausverkaufte Veranstaltungen“, sagt Pütz. „Und wir leisten einen wesentlichen Beitrag zur Kultur der Stadt.“

Pütz verrät auch: „Ohne die Tufa wäre ich nie zum Theaterspiel gekommen.“ Mit einer Zeitungsannonce suchte Regisseur Karsten Müller 1996 Laiendarsteller für das Stück „Nur Kinder, Küche, Kirche“. Mit einer Rolle in diesem Spiel begann Pütz’ Karriere in der Trierer Theaterszene.

Pütz sieht die Tufa als wichtiges Kulturzentrum und als Anlaufstelle für Macher von Kleinkunst bis hin zu höchst professionellen Produktionen. Dabei seien die Eintrittspreise stets human, so dass sie auch als Besucherin oft dort sei.

Erst seit einem Jahr Mitglied bei der Tufa ist das Multikulturelle Zentrum Trier. „Das Multi ist sehr klein, wir profitieren vor allem von den Räumlichkeiten“, sagt Ruth Lieser. Der Vortrag „Migration Aid“ etwa hätte die Kapazitäten des Multikulturellen Zentrums gesprengt. So seien sie dankbar gewesen, diese Veranstaltung im kleinen Saal der Tufa machen zu können. Lieser engagiert sich seit 2011 im Zentrum und arbeitet dort seit 2015.

 Der Neuling Multikulturelles Zentrum  zeigte in der Tufa die Ausstellung „Der kurdische Traum in Syrien“.

Der Neuling Multikulturelles Zentrum  zeigte in der Tufa die Ausstellung „Der kurdische Traum in Syrien“.

Foto: TV/Mark Mühlhaus

Höhepunkt der Kooperation mit der Tufa ist für sie die Fotoausstellung „Back to Rojava – Der kurdische Traum in Syrien“. In der kurdischen Kleinstadt Suruç dokumentierte der Fotograf Mark Mühlhaus das Flüchtlingsleben. In Rojava selbst besuchte Mühlhaus die christlich-kurdische Stadt Dêrik nahe der Grenze zum Irak und das dortige Flüchtlingslager.

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