Brauchtum Zeit der Heiligen und Toten

Region · Bevor mit der Adventszeit das neue Kirchjahr beginnt, endet das alte mit Gedenktagen

 Gerade an Allerheiligen gedenken viele Menschen ihrer Verstorbenen – wie hier auf dem Hauptfriedhof in Trier. 

Gerade an Allerheiligen gedenken viele Menschen ihrer Verstorbenen – wie hier auf dem Hauptfriedhof in Trier. 

Foto: Friedemann Vetter

Der letzte gesetzliche Feiertag des Kirchenjahrs kündigt sich bereits mit viel Vorlauf an. Und das sowohl in Luxemburg als auch in Deutschland. In beiden Ländern ist am 1. November Allerheiligen. Und wenn es einen Tag gibt, an dem neben Frisur und Garderobe auch das Familiengrab perfekt sein muss, dann ist es genau dieser Feiertag. Mit viel Hingabe und Perfektion werden die Gräber für den großen Feiertag hergerichtet. Allerheiligen ist der Tag, an dem die Grabstätten gesegnet werden – wobei das so längst nicht immer stimmt.

In Luxemburg beispielsweise werden die Gräbersegnungen auf Allerheiligen und den darauf folgenden Allerseelen-Tag verteilt. Und auf deutscher Seite erstreckt sich der Zeitraum der Gräbersegnungen inzwischen sogar über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen. Was schlichtweg am großen Zuschnitt der Pfarreien und stetigen Rückgang des Priesterpersonals liegt.

Seinen Ursprung hatte das Hochfest der katholischen Kirche bereits im vierten Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde Allerheiligen zunächst am Sonntag nach Pfingsten gefeiert, um den Zusammenhang zum österlichen Auferstehungsfest herzustellen. Unter Papst Gregor III. wurde der Feiertag im achten Jahrhundert schließlich auf den 1. November verlegt.

Der Grund für Allerheiligen ist aber nicht zuletzt auch ein ganz pragmatischer. So kennt die Katholische Kirche inzwischen annähernd 7000 Heilige und Selige. Allein während des Pontifikats von Papst Johannes Paul II. wurden mehr als 400 Verstorbene heilig gesprochen. Wollte man also alle Heiligen mit einem eigenen Gedenktag ehren, so käme man mit dem, was das Jahr an Tagen zu bieten hat, bei weitem nicht hin.

Am Tag nach Allerheiligen, also am 2. November, ist Allerseelen (kein gesetzlicher Feiertag). Gemäß seiner Bedeutung ist das der Tag, an dem die Gräbersegnung eigentlich stattfinden müsste. Denn Allerseelen ist der Gedenktag für alle Verstorbenen. Was wiederum aber nur für die katholische Kirche gilt.

In der evangelischen Kirche gibt es dafür den Ewigkeits- beziehungsweise Totensonntag. Dieser Feiertag markiert das Ende des Kirchenjahres und fällt daher immer auf den Sonntag vor dem 1. Advent – in diesem Jahr also auf den 26. November.

Eine Woche zuvor, jeweils am zweitletzten Sonntag des Kirchenjahres, ist in Deutschland der Volkstrauertag. 1919 wurde er vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten während des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen. Inzwischen gilt der Volkstrauertag auch als Gedenktag für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Der Volksbund sammelt jedes Jahr im November im Rahmen der sogenannten Kriegsgräbersammlung Geld für seine Arbeit.

Auch in Luxemburg gibt es einen Tag zur Erinnerung an die Kriegsereignisse. Dort werden jedes Jahr anlässlich des Nationalen Gedenktags die Solidarität und der Mut luxemburgischer Bürger während der Nazi-Besatzung gewürdigt. Der Gedenktag fällt auf den 10. Oktober, ist jedoch kein gesetzlicher Feiertag. Zeremonien gibt es trotzdem – und zwar immer an dem Sonntag, der dem Gedenktag am nächsten liegt.

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