Motor Vorsprung durch Wischen und Putzen

TRIER · Woch-Fahrbericht Audi Q5 S-Line: Die wunderbare Welt der digitalen Neuzeit in einem SUV mit jeder Menge Fahrspaß.

 Audi Q5 S-Line

Audi Q5 S-Line

Foto: Jürgen C. Braun

Von der „2“ bis hin zur „8“: Keine, oder besser gesagt fast keine, Modellreihe aus Ingolstadt ohne SUV: Die Q-Reihe bei der Marke mit den vier Ringen könnte auch für Quote oder für Qual der Wahl stehen. Längst steht Audi in der Riege der Premium-Autobauer für den Komplettanbieter par excellence. Und einer sticht dabei noch hervor. Der Q5 liefert satte Absatzzahlen auf den internationalen Märkten. Die zweite Generation des mit vielen „Goodies“ von (noch) höher positionierten Modellen erhältlichen -SUV ist seit vier Jahren auf dem Markt. Mittlerweile gibt es neben Verbrennern mit Otto- und Dieselmotoren auch zwei Hybride. Unser Testfahrzeug, ein „Quattro“, also einem über beide Achsen angetriebenes SUV trug den erwartungsfroh stimmenden „Zusatzschriftzug“ S-Line am Body. Für den Vortrieb des 4,68 Meter langen Audi sorgte ein 265 PS starker Zweiliter-Vierzylinder-TFSI. Der einzige Benziner übrigens momentan für den Q5.

Das schwarze Wabenmuster und die großen Lufteinlässe im jetzt etwas flacheren und dadurch breiter wirkenden Single-Frame-Grill sorgen schon einmal für entsprechende Vorfreude. Leicht veränderte Stoßfänger kennzeichnen den neuen Jahrgang. Bei den Rückleuchten fällt die erstmals verwendete OLED-Technik (Organic Light Emitting Diode) auf, die für ein besonders flächendeckendes und homogenes Bild sorgt. Die Breite des Audi Q5 Facelift wird durch waagerechte LED-Streifen betont.

Produziert wird der Q5 im Werk im mexikanischen Puebla. Was an der bekannt hohen Qualitätsanmutung in Bezug auf Material und Verarbeitung des Premium-Mittelklässlers nichts ändert. Stauvolumen (520 bis 1520 Liter großer Kofferraum) hat sich ebenso nichts geändert wie an den großzügigen Abmessungen im Interieur. Dafür hat sich im Cockpit einiges getan. Die Zeiten, in denen man bei der Funktionsrecherche auf der Mittelkonsole im MMI genannten Einheitsknopf nach Herzenslust herumdrücken, drehen und fummeln durfte (musste), sind vorbei. Stattdessen lädt jetzt ein 10,1 Zoll (optional 12,3) großer Monitor ein, auf die Suche nach Bedienungselementen zu gehen. Wohlweislich der Folgen hat Audi bei der Testwagen-Übergabe auch schon ein kleines feines Tüchlein zum Reinigen des Bildschirmes im Handschuhfach platziert Vorsprung durch (regelmäßiges) putzen! Immerhin kann man die Klimaanlage und die Wahl der Fahrprogramme (drive select) noch durch Drehen und Drücken und nicht durch vorsätzliches Beschmieren einer Glasscheibe bedienen.

Die geänderte Funktionsweise nennt sich im VW-Konzern Modularer Infotainment-Baukasten (MIB3). Sinn der Sache ist eine verbesserte und variantenreichere Konnektivität wie aufwändige Boten der digitalen Neuzeit in Form von allerlei Apps, MMI Navigation plus, Audi Smartphone Interface oder Sprachsteuerung. Unter anderem erhält das Q5 Facelift den Audi Connect Schlüssel, mit dem man das SUV mit Hilfe des Handys ent- und verriegeln kann. Worauf wir nach intensivem Studium der Pressemappe noch gestoßen sind und was wir für einen wirklichen Fortschritt halten, ist folgender Umstand: Das Fahrzeug empfängt facegeliftet Daten vom Zentralrechner der jeweiligen Stadt und gibt auf Basis dieser Infos eine Tempo-Empfehlung, um sich in die „Grüne Welle“ ein zu reihen. Und unsere S-Line-Variante lässt sich zu einem Preis von 3650 Euro (Stand April 2021) auch optisch noch gescheit „aufbretzeln“.

Staunen und sich begeistern lassen kann man mit diesem Premium-Mittelklässler aber auch, wenn es mit dem Quattro-Antrieb auf den Asphalt geht: Deshalb einiges zum Fahrverhalten: Das gerade noch so als kommod durchgehende Sportfahrwerk tut das Seine dazu, um vor allem im Kurvengeschlängel den Beinamen „S-Line“ zu rechtfertigen. Obwohl die in erster Linie den sichtbaren Gimmicks geschuldet ist. Keine Wankneigungen, der Quattro zieht seine Spur wie an der Schnur gezogen durch die kleinen Landsträßchen im Hunsrück.

 Der Audi Q5 S-Line hat als Facelift jede Menge digitaler Gimmicks erhalten, bietet aber nach wie vor ein großes Stauvolumen.

Der Audi Q5 S-Line hat als Facelift jede Menge digitaler Gimmicks erhalten, bietet aber nach wie vor ein großes Stauvolumen.

Foto: Jürgen C. Braun

Und deshalb konstatieren wir auch mit einem kleinen schelmischen Grinsen: Das Audi Q5 S-Line Facelift beinhaltet weit mehr als nur Vorsprung durch Wischen und Putzen.

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