Üxheim Ein Leben für Tiere, Umwelt und Natur

Üxheim · „Wir sind kein Tierheim“, betont Dagmar Gißler mit Nachdruck, „und zurzeit können wir auch keine Tiere mehr aufnehmen.“ Die Kölnerin lebt mit ihrem Freund Sammy Niemeyer auf einem Hof in Üxheim und bietet Tieren im Rentenalter ein Zuhause.

 Schwein Marie fühlt sich „sauwohl“.

Schwein Marie fühlt sich „sauwohl“.

Foto: Verein Hofzeit

Auch von der Schlachtung bedrohte Tiere hat Gißler auf dem rund zwei Hektar großen Grundstück und weiteren Weideflächen aufgenommen. „Tiere, die keinen Zweck mehr erfüllen“ – und das sind im Augenblick 24 Schafe, neun Schweine, davon drei Wildschweine, sechs Rinder, sieben Gänse, zwei Katzen und drei Hunde. Das Grundstück ist doppelt eingezäunt, so dass die Tiere wählen können, ob sie lieber im Stall oder draußen sein wollen. Schafe und Rinder seien immer draußen, erzählt Gißler, „nur die Gänse kommen abends in den Stall“. Sie habe eine sehr enge Bindung zu den Tieren, so laufe ihr die Kuh oder das Schaf hinterher, wenn sie mit den Hunden Gassi gehe.

„Wir möchten uns für Umwelt-, Natur- und Tierschutz stark machen“, sagt die 47-Jährige, die Agrarwissenschaften studiert und Tierarzthelferin gelernt hat. Das Projekt auf dem Hof in Üxheim basiert auf drei Säulen. Neben dem Lebenshof für die Tiere gehört auch die Pflege von Wildbienen zur Arbeit. Ein ein Hektar großes Stück Weideland, das von einem Bauern in der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt wird, habe sie mit Saatgut speziell für Wildbienen eingesät. Keine Frage, dass es dort auch Insektenhotels gibt. Weiterhin ist eine Igel-Auswilderungsstation auf dem Hof untergebracht. Hier werden Igel wieder auf ein selbstständiges Leben in freier Wildbahn vorbereitet.

Lange Zeit habe sie alles mit Unterstützung ihrer Eltern aus eigener Tasche bezahlt, „aber irgendwann geht das nicht mehr“. Jährlich mussten rund 14 000 Euro aufgebracht werden. Schließlich habe sie im Oktober 2016 mit sieben Leuten den Verein Hofzeit gegründet und könne nun auch Spendenquittungen ausstellen.

Ebenso können Patenschaften für die Tiere übernommen werden. So ist beispielsweise Sascha Gutzeit, Eifeler Krimiautor und Musiker, Pate des Schweins Miss Marple. Übrigens haben alle Tiere auf dem Hof einen Namen. „Unter den bekannteren Paten für das Bienenprojekt sind die Kölner Kabarettisten Jürgen Becker, Wilfried Schmickler und Susanne Pätzold. Eine Bienenpatenschaft kostet 12 Euro im Jahr. Für die Großtiere ist eine Patenschaft ab 60 Euro im Jahr erhältlich“, sagt Dagmar Gißler. Neben ihrem Vollzeitjob im Heimbüro sind die beiden Hofbewohner als aktive Vereinsmitglieder mit großer Leidenschaft rund um die Uhr beschäftigt. Zweimal pro Woche kommt noch ein junger Mann aus Luxemburg, um zu helfen – alles ehrenamtlich, versteht sich.

Aber was wäre ein Hof mit Tieren ohne Kinder? In Üxheim wird als dritte Säule Kinder- und Jugendarbeit groß geschrieben. Dafür zuständig ist der 41-jährige Sammy Niemeyer, der für die kleinen Naturschützer einiges zu bieten hat. Die Kinder- und Jugend-AG Kiti Eifel trifft sich alle vier Wochen zu bestimmten Themenbereichen wie „Der richtige Umgang mit Kleintieren“ über „Wald“, „Plastik vermeiden“ bis hin zum Thema „Ganzjährige Vogelfütterung“.

Bei so viel ehrenamtlichem Engagement ist es nicht verwunderlich, dass der Verein mehrmals ausgezeichnet wurde. Im Rahmen der UN-Dekade mit dem Ziel, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten, ist das Projekt „Eine Biene kommt selten allein“ im Oktober 2018 ausgezeichnet worden. „Das war drei Jahre lang harte Arbeit“, sagt Gißler. Auch ein Wettbewerb, ausgeschrieben vom Landwirtschaftsministerium, habe dem Verein 6000 Euro gebracht.

„Werte wie Empathie, Respekt, Achtsamkeit und ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Natur sind uns sehr wichtig“, sagt Dagmar Gißler, „und wir freuen uns über jede Spende.“

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