Brauchtum Wallfahrt in die Heimat: Heiliger Rock und die Sandalen Christi

Trier/Bitburg/Wittlich · Ein heiliges Gewand und passende Sandalen, ein Ritter als Tinder-Ersatz sowie ein Mönch, der Kinderwünsche erfüllt: Die Wallfahrtsorte in der Region sind zahlreich und haben viel zu bieten. Eine Auswahl.

 Zu sehen bekommt man den Heiligen Rock in Trier nur bei Heilig-Rock-Walffahrten (zuletzt 1996 und 2012).

Zu sehen bekommt man den Heiligen Rock in Trier nur bei Heilig-Rock-Walffahrten (zuletzt 1996 und 2012).

Foto: Roland Morgen

Die Wallfahrtsorte in der Region und im benachbarten Ausland sind so zahlreich und vielfältig, dass wir hier nur auf einen Teil eingehen und entsprechende Schwerpunkte setzen können.

Heiliger Rock Trier Beim Heiligen Rock im Trierer Dom handelt es sich nicht, wie man zuerst annehmen könnte, um ein christliches Rockfestival, sondern um ein Kleidungsstück. Es soll sich der Legende nach um das Gewand Jesu Christi handeln, das dieser bei der Kreuzigung getragen habe. Flavia Julia Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin, welcher im vierten Jahrhundert in Trier seine Residenz hatte, soll das Gewand im Jahr 327 oder 328 auf ihrer Reise nach Jerusalem gefunden haben.

Die Reise ist historisch belegt, doch der behauptete Fund lässt sich nicht wissenschaftlich beweisen. Die erste historische Aufzeichnung, dass das heilige Gewand sich in Trier befindet, liefert im 12. Jahrhundert die Gesta Treverorum, eine Sammlung von Geschichten, Sagen, Legenden, päpstlichen Schreiben und Aufzeichnungen aus und über Trier und die Trierer Kirche.

Seit Kaiser Maximilian I. anlässlich seines Besuchs in Trier zum Reichstag im Frühjahr 1512 die Reliquie zu sehen verlangte, finden zuerst jährlich, dann unregelmäßig Wallfahrten zum Trierer Dom statt. Die Tunika allerdings war seitdem nur sechsmal zu sehen. 1844, 1891, 1933, 1959, 1996 und 2012 wurde das Gewand im Rahmen einer Wallfahrt gezeigt. Nur an den jährlichen Heilig-Rock-Tagen in Trier kann die Heilig-Rock-Kapelle besichtigt werden, in der die Robe aufbewahrt wird. Das Gewand ist jedoch nicht zu sehen. Es liegt in einem Holzschrein unter einem klimatisierten Glaszelt.

Der sichtbare Heilige Rock soll allerdings nicht das echte Kleidungsstück Jesu Christi sein, sondern wurde im 16. Jahrhundert um ein sehr altes, aber nicht datierbares Stück Stoff herum, das sich nun im Rückenteil des Gewandes befindet, neu gearbeitet. Dieses Stück Stoff allerdings könnte zumindest aus der Zeit Jesus stammen. Dem Trierer Bistum geht es aber eher um die Symbolik. „Für Christinnen und Christen steht nicht die Reliquie, nicht das Gewand im Mittelpunkt. Für gläubige Menschen verweist der Heilige Rock auf den, der ihn getragen hat“, beschreibt das Bistum Trier die methaphorische Bedeutung in der Broschüre zur Wallfahrt 2012.

Basilika St.Salvator in Prüm Auch die Basilika in Prüm spielt eine bedeutende Rolle bei den Reliquien in der Region Trier. Dort handelt es sich nicht um ein Gewand, sondern um die „Sandalen Christi“. Papst Zacharias schenkte Pippin III. 752 die Reliquie und gab damit auch die kirchliche Legitimation seines Königstums. Pippin gab sie an die Abtei in Prüm, die damit die bedeutendste Abtei der Region und Hauskloster des Königsgeschlechts der Karolinger wurde. Nachdem in Trier der Heilige Rock auftauchte, der als in der Bibel vorkommende Reliquie bedeutender war als die Sandalen, begann ein Machtkampf zwischen Prüm und Trier. Trier gewann diesen 1524, als die erste Heilig-Rock-Wallfahrt stattfand. 1547 verlor die Abtei ihre Selbstständigkeit an Trier.

Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung in Klausen Am heutigen Standort der Wallfahrtskriche in Klausen (Kreis Bernkastel-Wittlich) wurde 1440 der Überlieferung nach eine Marienfigur von einem Tagelöhner namens Eberhard in einem hohlen Baum aufgestellt. Nachdem ihm dort die Gottesmutter erschienen sein soll, errichtete er eine sogenannte Klause. In einer Klause führen Geistliche ein Leben als Eremit, das dem Gebet gewidmet ist. Nach Berichten über Heilungen durch Gebetserhörung wurde 1444 die Klause durch eine größere Kapelle ersetzt. Die eindrucksvolle spätgotische Wallfahrtskirche wurde 1502 geweiht. Bis heute wird vor allem die Gnadenkapelle regelmäßig von Pilgern aufgesucht. Hier beten sie unter anderem für die Heilung köperlicher und geistiger Gebrechen.

In vergangenen Zeiten kamen besonders Frauen jedoch auch aus einem anderen Grund in die Walfahrtskirche. Abgebildet auf einer Grabplatte, die in der Turmhalle der Kirche hängt, bietet ein ganz besonderer Ritter seine Dienste an. Es handelt sich um dem in Stein gemeißelten Ritter Phillip von Ottenesch, der im Volksmund als „Komm-hol-mich“ bekannt ist. Es heißt, wenn heiratswillige Frauen dem Ritter an der „Bampelbucks“ (Pluderhose) zögen, erfülle der Heilige ihren Männerwunsch. Sieben „Bittgänge“ sind für einen unverheirateten Mann vorgesehen, drei für einen Witwer.

Abtei Himmerod Wenn der Klausener Ritter den Kinderwunsch erfüllt hat, bietet sich die Wallfahrt zur Abtei Himmerod in Großlittgen direkt an der Salm (Kreis Bernkastel-Wittlich) an. Denn in der Davidskapelle befinden sich die Überreste des heiligen David von Himmerod; Patron der Mütter und Schwangeren. Die Legende schreibt ihm mystische Begabung und Wunderheilungen zu, besonders im Bezug auf werdende Mütter. Viele Frauen riefen ihn deswegen für Kinderwünsche und eine gute Schwangerschaft an. Heute kann man in der Davidskapelle den Davidssegen empfangen.

Die Abtei selbst wurde 1134 vom berühmten Abt, Kreuzzugsprediger und Kirchenlehrer Bernhard von Clairvaux in Auftrag gegeben. Damit war das Kloster die erste Niederlassung des Zisterzienserordens in Deutschland. Besondere Bedeutung erhielt das Kloster in den folgenden Jahrhunderten durch seine Tätigkeit in der Schreibekunst. Die Himmeroder Bibliothek soll im Jahre 1453 ungefähr 2000 Bände enthalten haben.

Nach dem Einzug der französischen Revolutionsheere mussten die Mönche flüchten. Die Bücher konnten sie jedoch zuerst auf ihre Flucht mitnehmen. Später durften die Mönche zwar zurückehren. Doch die Bücher verblieben im Exil, um sie zu schützen. Von dem vorherigen Buchbestand sind heute noch 152 Handschriften nachweisbar. Sie stehen unter anderem in New York, London und Paris.

Am 13. Oktober 2017 wurde der Konvent (Klostergemeinschaft) aufgelöst. Das Bistum Trier ist jedoch bestrebt, die Abtei aufgrund ihrer großen geschichtlichen Bedeutung für die Region als „geistlichen Ort“ zu erhalten.

Benediktinerabtei und Basilika St. Matthias in Trier Ein ganz besonderer und weithin bekannter Wallfahrtsort ist die Abtei aufgrund ihres dort vergrabenen Namensgebers. Matthias ersetzt in der Bibel Judas als Apostel, nachdem dieser Jesus verriet.

Im Jahr 1127 wurden bei Abrissarbeiten an einem Vorgängergebäude die Überreste des Apostels Matthias entdeckt. Sofort setzten Pilgerströme ein, und Abtei und Basilika erhielten den Namen St. Matthias. Diese Ströme sind bis heute nicht abgerissen, wie die „Erzbruderschaft des heiligen Matthias“ zeigt. Sie ist ein Zusammenschluss von 160 Wallfahrtsgruppen, die jährlich zum Apostelgrab nach Trier kommen. Nördlich der Alpen handelt es sich um das einzige Apostelgrab.

Die Benediktinerabtei, deren Geschichte bis ins dritte oder vierte Jahrhundert zurückgeht, beherbergt jedoch nicht nur die Überreste des Apostels, sondern ist auch die letzte Ruhestätte christlicher Berühmtheiten mit mehr Lokalkolorit. Die Särge Eucharius’ und Valerius’, die als Gründer der Trierer Diözese verehrt werden, können neben anderen in der Krypta der Abtei besichtigt werden.

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