Unsere Vereine Zehn Reichsmark Strafe für unentschuldigtes Fehlen

Nohn · Beim SV Nohn hat man schon vor hundert Jahren auf Diziplin geachtet – Bis heute hat sich der Verein seine Eigenständigkeit bewahrt – Jubiläumsfest soll 2011 nachgeholt werden.

 1921: Die erste Seniorenmannschaft des jungen Vereins.

1921: Die erste Seniorenmannschaft des jungen Vereins.

Foto: Josef Müller

(red) Es muss für alle Beteiligten ein besonderer Tag gewesen sein, als am Sonntag, den 8. Mai 1921, in der Gastwirtschaft Heidinger die Gründung des SV Fortuna 21 Nohn stattfand. In den Vorstand gewählt wurden als Spielleiter Karl Heidinger, Schriftführer Johann Dreymüller, sowie Josef Fohr als Kassierer. Außerdem gehörten Johann Hahn und Josef Eich dem Gründungsgremium an. Mit im Boot bei der Vereinsgründung waren die drei Dörfer Trierscheid, Dankerath und Senscheid. Ohne deren Unterstützung wäre die Gründung und die erfolgreiche Entwicklung des SV Fortuna Nohn nicht möglich gewesen.

Disziplin stand im neugegründeten Verein von Anfang an hoch im Kurs. So wurde auf einer Versammlung des SV Nohn am 10. Juli 1921, folgender Antrag gestellt: „Wer vom Spielführer zum Spiel gegen einen anderen Verein bestimmt ist, hiervon Kenntnis hat, aber ohne Entschuldigung fehlt, bezahlt als Strafe 10 RM in die Kasse.“

In den zwei Monaten seit der Gründung des Sportvereins zeigte sich, mit welcher Begeisterung die zahlreichen Jugendlichen an die Arbeit gingen, um das von der Gemeinde Nohn zur Verfügung gestellte Gelände zu einem Spielfeld auszubauen. Mit Hacke und Schaufel wurde der Boden bearbeitet und der Untergrund für die Spielfläche angelegt. Oft waren bis zu 40 Jungen und Männer im Einsatz.

Auch im Dorf wurde viel Erde bewegt. 1921 begann man mit dem Bau der Wasserleitung. Ein Jahr später folgte dann die Verlegung der Stromleitung, die von Nohn aus in die halbe Eifel führte.

Zu dieser Zeit hatte der Sportverein aus Kerpen als erster in weiter Umgebung eine Mannschaft. Das erste Fußballspiel auf eigenem Platz gegen Kerpen gewannen die Nohner mit 2-0. Bereits da zählte der junge SV Fortuna 21 Nohn 68 Mitglieder. Es wurden zwei Senioren- und eine Jugendmannschaft aufgestellt. Allerdings war es schwer, Gegner zu finden, oder besser gesagt, zu erreichen. Das erste Jugendspiel wurde in Bad Neuenahr ausgetragen, bis dahin der einzige Verein in dieser Richtung. Das Spiel ging 1:10 verloren. Noch heute spricht man davon, dass die Spieler, um in Daun spielen zu können, bis nach Dockweiler zu Fuß gingen, mit der Bahn nach Daun fuhren und auf gleiche Weise wieder zurückkamen.

In Nohn führte das nun ausgebrochene Sportfieber zu weiteren Aktivitäten. Um möglichst vielen Mitgliedern ein Betätigungsfeld zu geben, gründete man bereits im August 1921 eine Fahrradabteilung. Bis in die Jahre nach dem Krieg war ein Fahrradrennen bei den Nohner Sportfesten eine beliebte Attraktion. Erster Abteilungschef der Fahrradabteilung war Peter Hoffmann, Kassierer war Johann Hahn. So wurde neben dem Fußballspielfeld, das auch „Gottesacker“ genannt wurde, dem kargen Eifelboden eine kleine Fahrradrundbahn mit zwei Steilkurven abgetrotzt. Die „Rennräder“ von damals hatten nur eine einzige Übersetzung: ein vorderes und ein hinteres Ritzel, beide verbunden mit einer schlichten Kette. Für das Tempo waren in allererster Linie Oberschenkel. und Wadenmuskulatur verantwortlich.

Das erste Sportfest in der Geschichte des SV Fortuna 21 Nohn fand am 21. Mai 1922 statt. Nach reger Tätigkeit und Umsicht unseres damaligen Vorstandes schloss sich der Verein 1924 bereits dem Westdeutschen Spielverband an. Neben Fußball und Fahrradsport führt auch die Begeisterung für Leichtathletik zu neuen Aktivitäten.

Damit war klar, dass für so etwas wie Fußbälle keine Geldmittel mehr zur Verfügung standen. Doch die sportbegeisterten Nohner wussten sich zu helfen und trainierten in ihrer freien Zeit mit alten Büchsen, mit selbstgemachten Lumpenbällen und Schweinsblasen. Freie Zeit dafür gab es durch die hohe Arbeitslosigkeit mehr als genug. Wettläufe, Turnübungen und ähnliches wurden allabendlich ausgetragen. Am 27. Juli 1926 wird der sportbegeisterte Franz Dockter zum 1. Vorsitzenden gewählt. In den folgenden Jahren wurde die Leichtathletikstaffel immer weiter ausgebaut.

Von Begeisterung angespornt und durch die Leichtathletik in bester Kondition konnten die Nohner Fußballer bereits 1927 in Uedelhoven den Sportverein Freilingen besiegen und damit die Kreismeisterschaft zum ersten Mal gewinnen. In diesen Jahren belegten die Nohner Leichtathleten auf den Sportplätzen der zwischenzeitlich entstandenen Vereine größtenteils die vorderen Plätze. Die Fußballmannschaft konnte meist den ersten Preis mit nach Hause nehmen. Zur Meisterschaftsrunde des Bezirks Ober-Ahr gehörten zu dieser Zeit die Vereine Freilingen, Dollendorf, Ripsdorf, Ahrdorf-Uedelhoven und Pomster. Weil nicht jeder Spieler ein Fahrrad besaß, wurde größtenteils mit zwei Mann auf einem Rad zu den Spielen gefahren. Trotz aller Schwierigkeiten die oft entgegenstanden, wurden die Spiele pünktlich begonnen.

Zum Rheingautreffen fuhren die Langstreckenläufer Josef Mörsch und Anton Glöckner mit dem Fahrrad ins rund 70 Kilometer entfernte Neuwied. Beim 5000-Meter-Lauf belegten sie dann den zweiten und dritten Platz – und fuhren anschließend wieder auf dem gleichen Weg mit dem Fahrrad nach Hause.

Ab dem Jahr 1935 durfte der Verein seinen Namen nicht mehr behalten. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg hieß er DJK Nohn. Franz Dockter starb im Januar 1937 an den Folgen eines 1935 erlittenen Unfalls.

Während des Krieges mussten sich die Spieler 1944 von ihren bis dahin errungenen Turnierpokalen trennen. Zwei große Waschkörbe voller Pokale fielen einer Metallspende zum Opfer. Bald nach dem Krieg wurde der Spielbetrieb unter dem alten Namen Fortuna 21 wieder aufgenommen. Fahrten bis nach Mannebach oder Ripsdorf wurden mit dem Pferdefuhrwerk ausgeführt. Auf LKW oder sonstigen Fahrzeugen ging es jeden Sonntag zu einem Spiel. Sportfeste wurden bis nach Zingsheim hin besucht, wo man mit dem LKW von „Nellese Män“ hinfuhr. Meist wurde ein Pokal gewonnen, der anders als heute aus Gips hergestellt war.

In den schweren Nachkriegsjahren fanden sich in der Mannschaft auch Spieler, die aus Remagen kamen. Karl Schäfer, Fritz Nonn und Fritz Fuhrmann, dessen Mutter aus Nohn stammt, waren ein fester Bestandteil der Mannschaft. Ihr Lohn waren Eier, Butter, Wurst und Käse. In der damaligen Zeit eine „harte Währung“. Waren Lebensmittel in den Städten doch schwierig zu bekommen bzw. sehr teuer.

Die Eifel gehörte zu jener Zeit zur französischen Besatzungszone. Gerne erzählt man sich auch heute noch die Anekdote, dass man bei dieser einen Bus beantragte, um zum Spiel gegen Neuenahr in Adenau auf dem Hirzenstein zu gelangen. Dies wurde aber abgelehnt. Als man dann in Adenau ankam und der Gegner mit einem von den Franzosen gestellten Bus in Adenau eintraf, war der Ärger riesengroß. Als dann auch noch Sprüche diesbezüglich vom Gegner kamen, endete das Spiel in einer Klopperei, aufgrund derer sich die gegnerischen Spieler bis in die Stadtmitte zurückzogen.

Erstmals nach dem Krieg wurde der SV Nohn 1952/53 Staffelmeister und konnte die Aufstiegsrunde für sich entscheiden. Im Jahr 1953/54 spielte die Mannschaft in der 1. Kreisklasse Ahrweiler. Zu weite Fahrten und finanzielle Schwierigkeiten zwangen den Verein aber ein Jahr später zum Rückzug in die 2. Kreisklasse. 1955/56 gelang erneut der Aufstieg, doch wieder konnte man sich nicht in der 1. Kreisklasse halten, weil nach den ersten beiden Spielen bereits drei Spieler durch Verletzungen ausfielen.

Der damalige 1. Vorsitzende Rudolf Dockter bemühte sich im Jahre 1957/58, eine verjüngte Mannschaft aufzubauen. Diese wurde im Jubiläumsjahr 1960/61 Staffelmeister, Kreismeister und Pokalsieger. In den Jahren 1960 bis 1962 kratzte der Vorstand alles erreichbare Geld zusammen, um den Sportplatz zu erweitern und damit die erforderlichen Maße von 70 mal 115 Meter zu erreichen. Am 20. August 1961 weihte Pfarrer Lingnau den neuen Sportplatz ein. In der zweiten Kreisklasse im Kreis Ahrweiler wurde die Mannschaft bald zu stark, konnte aber wegen der kostenintensiven Fahrten bis zum Rhein nicht aufsteigen. Diese Schwierigkeiten brachten den Verein zu der Überlegung, mit dem Kreis Daun zwecks Übernahme in dessen Spielbetrieb in Verbindung zu treten. Dies gelang zur Saison 1969/70. Die Gemeinde Nohn folgte auf politischer Ebene ein Jahr später in den Landkreis Daun.

Unter dem neuen Vorsitzenden Helmut Probst wurde das Sportfest 1970 in Nohn zu einem großen Erfolg: Etwa 2500 Zuschauer kamen damals zu einem erstmals in der Eifel ausgetragenen Damenfußballspiel zwischen Ochtendung und Bad Neuenahr. Die damalige Torhüterin der Mannschaft aus Bad Neuenahr, Maria Nelles aus Nohn, spielte später auch in der Damen-Nationalmannschaft.

Nach dem Wechsel in den Fußballkreis Daun musste der SV Nohn in der ersten Saison 1969/70 in der 2. Kreisklasse antreten. Dann aber gelangen zwei Aufstiege in Folge. Pünktlich zum damaligen 50- jährigen Jubiläum wurde die Mannschaft 1971 in der 1. Kreisklasse Meister  und stieg in die Eifelliga (die heutige A-Klasse) auf.

Vom 20. bis zum 23. Mai 1971 feierte der SV Fortuna 21 Nohn sein 50-jähriges Vereinsjubiläum. Auf dieser Feier wurde auch die neue Fahne des SV Nohn eingeweiht. Der sportliche Höhepunkt der Jubiläumsfeier war das Spiel zwischen Eintracht Trier (mit dem späteren Nationalspieler Klaus Toppmöller) und Viktoria Köln (mit dem ehemaligen Nationalspieler Hansi Sturm), das die Kölner mit 3:2 für sich entscheiden konnten.

 Der SV Nohn heute: der Vereinsvorstand im Jubiläumsjahr 2021.

Der SV Nohn heute: der Vereinsvorstand im Jubiläumsjahr 2021.

Foto: SV Nohn
 Saison 1971/72: Erste Mannschaft in der Eifelliga.

Saison 1971/72: Erste Mannschaft in der Eifelliga.

Foto: Josef Müller
 1962: Die C-Jugend wird Turniersieger auf dem Sportfest in Hümmel.

1962: Die C-Jugend wird Turniersieger auf dem Sportfest in Hümmel.

Foto: Heinz Carl
 Die Sportanlage des SV Nohn Auf Rechert.

Die Sportanlage des SV Nohn Auf Rechert.

Foto: SV Nohn
 1932 Teilnehmer des SV Nohn beim Bezirksfest der Leichtathleten in Hönningen/Ahr.

1932 Teilnehmer des SV Nohn beim Bezirksfest der Leichtathleten in Hönningen/Ahr.

Foto: Josef Müller

Bereits ein Jahr später wurde seitens des Vorstandes ein Antrag an den Kreis Daun auf den Neubau des Sportplatzes gestellt. Die endgültige Fertigstellung sollte allerdings erst 1977 erfolgen. 

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