Eisenbahnen Zwischen Nostalgie und Klimaschutz

Region · Bund fördert Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken – Hoffnung für die Eifelquerbahn, kaum Chancen für andere Strecken.

 Das waren noch Zeiten – als die Uerdinger Schienenbusse, auch bekannt als „rote Brummer“ auf vielen Nebenstrecken in Eifel oder Hunsrück verkehrten.

Das waren noch Zeiten – als die Uerdinger Schienenbusse, auch bekannt als „rote Brummer“ auf vielen Nebenstrecken in Eifel oder Hunsrück verkehrten.

Foto: huebner mario

Kommt die Bahn runter vom Abstellgleis? Seit dem Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur den einen Trend: Weil immer mehr Menschen sich ein eigenes Auto leisten konnten und die Freiheit der Mobilität zu schätzen lernten, zog sich die Bahn mehr und mehr aus der Fläche zurück. Strecken, vor allem in ländlichen Regionen wurden stillgelegt. Bahnhofsgebäude verfielen, wurden abgerissen oder verkauft, auf den Trassen entstanden Radwege wie zum Beispiel der Maare-Mosel-Radweg von Daun über Wittlich nach Lieser.

Aufhorchen lässt jetzt aber eine Pressemitteilung des Eifelquerbahn e.V., in deren Mittelpunkt ein ziemliches Wortungetüm steht: das „3. Gesetz zur Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes“. Hat der Bundestag beschlossen und bedeutet ganz konkret, dass die Mittel für die Reaktivierung von Bahnstrecken ab 2021 auf eine Milliarde Euro steigen, ab 2025 auf zwei Milliarden – insgesamt eine Versechsfachung.

Dem Verein geht es  – Nomen est Omen – natürlich vor allem um die Eifelquerbahn von Gerolstein nach Kaisersesch. Der erste Zug nach Gerolstein fuhr dort am 15. Mai 1895, der letzte 1991. Bis 2012 gab es touristische Fahrten.

Dass der Zugverkehr überhaupt so lange aufrecht erhalten werden konnte, liegt an den – noch so ein Wortungetüm – „Verbrennungsmotortriebwagen“ VT 95 und 98. Dahinter verbergen sich die bekannten Uerdinger Schienenbusse, die „roten Brummer“, die auch auf anderen Nebenbahnen der Region zum Einsatz kamen. Tipp für Nostalgiker: Wer das Fahrgefühl noch einmal live erleben möchte, hat am Samstag, 30. Mai, Gelegenheit dazu. Dann fährt der Schienenbus der AKE-Eisenbahntouristik noch einmal von Trier nach Gerolstein und zurück. Und als Buchtipp fürs heimische Sofa: der vor wenigen Tagen erschienene Bildband „Auf Regionalstrecken durch Rheinland-Pfalz“ von Christoph Riedel.

Aber zurück in die Zukunft: „Die Reaktivierung ist durch das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung wieder Thema geworden“, sagte Heinz-Peter Thiel, Vulkaneifel-Landrat und Sprecher des kommunalen Arbeitskreises Eifelquerbahn, kürzlich dem Trierischen Volksfreund. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord soll daher eine Machbarkeitsuntersuchung zur Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr in Auftrag geben.

Eine andere Strecke hätte bereits zum jüngsten Fahrplanwechsel wieder reaktiviert sein sollen: die Trierer Weststrecke. Dort verzögert sich jedoch das Genehmigungsverfahren. Vor 2024 ist nicht mit Personenzügen zu rechnen.

Für die anderen ehemaligen Eisenbahnstrecken in der Region sieht es dagegen schlecht aus: Die Westeifelbahn von Gerolstein nach Prüm hat nach dem Abriss einer Brücke bei Lissingen wohl keine Chance mehr auf Reaktivierung – das sieht auch die IG Westeifelbahn so. „Somit wird das wichtigste Vereinsziel wahrscheinlich nicht mehr erreichbar“, heißt es auf deren Internetseite. Andernorts sind mit – touristisch gut angenommenen – Radwegen längst Fakten geschaffen worden.

Wie dicht das Eisenbahnnetz in der Region einmal war, sehen Sie auf Seite 2.

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