Doppelpack gegen den ewigen Zweiten

Köln · Der 1. FC Köln reanimiert das "Vizekusen"-Wortspiel: Mit dem 2:0 gegen Leverkusen entledigte sich der FC dank des Novakovic-Doppelpacks der größten Abstiegssorgen. Es war der erste Heimsieg gegen Bayer seit 14 Jahren.

Köln. Für Volker Finke, Sportdirektor und Interimstrainer des 1. FC Köln, haben Sepp Herbergers Heile-Fußballwelt-Phrasen im 21. Jahrhundert keine Relevanz mehr. Eine Mannschaft, die aus elf Freunden besteht? Die gebe es im Profigeschäft nicht. Es sei auch kein Problem, wenn man mit dem einen oder anderen Kollegen privat noch keinen Kaffee trinken würde. Solange man erkennt, dass die Mannschaft die gleichen Ziele hat, am selben Strang zieht. "Das war zu sehen", freute sich der 63-Jährige nach seiner geglückten Rückkehr auf die Bundesliga-Bank. Das mit Glück und Kampf erzwungene 2:0 im Lokalderby gegen Leverkusen durch das 15. und 16. Saisontor von Milivoje Novakovic war gleich auf mehreren Ebenen eine Wohlfühlpackung für die nach drei Niederlagen wieder in den Abstiegsstrudel geratenen Kölner. Aus pragmatischer Sicht, weil die Punkte dringend nötig waren, um den Unmut bei den Fans in Zaum zu halten. "Wir sind noch nicht durch", mahnt Finke. Köln braucht beim Kellerduell am Samstag bei Eintracht Frankfurt zumindest einen Punkt, um nicht noch beim letzten Heimspiel gegen Schalke 04 zittern zu müssen. Aber es war auch ein emotionaler Sieg, weil man dem ungeliebten Nachbarn die letzten Meisterträume austreiben konnte, wenn man selbst schon Jahrzehnte vom Titel entfernt ist.
Finke hatte nach dem Abschied des beliebten Frank Schaefer eine harte Woche. Schaefer wurde noch nach dem Sieg gegen die Werkself von vielen Fans gefeiert. Finke, dem eine Mitschuld am Abgang von Schaefer gegeben wurde, musste sich dagegen vor dem Spiel bei der Teamvorstellung Pfiffe anhören - die Unmutsäußerungen hielten sich aber im Rahmen, schließlich hatte der FC größere Probleme als "nur" einzelne Personalien. Er habe die Woche gut weggesteckt: "Ich habe mich in den Tunnel Fußball geflüchtet", gab Finke zu Protokoll. Unmittelbar nach dem Abpfiff sprintete er in die Katakomben und überließ das Feiern Mannschaft und Fans.
Erneut präsentierte sich Köln zu Hause ganz anders als auswärts. In der ersten Halbzeit machte es der FC dem designierten Vize-Meister mit aggressivem Zweikampfverhalten schwer. In der zweiten Halbzeit hatte Leverkusen zwar die besseren Chancen: Zwei Mal scheiterte Bayer an der Latte, einmal rettete Torhüter Michael Rensing mit einem Wahnsinnsreflex gegen Michael Ballack. Novakovic machte es auf der anderen Seite besser.

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