Dragon's Dogma: Dark Arisen

Japaner sind für ihre fantasievollen Rollenspiele bekannt – und dieses ist definitiv einen Blick wert. Die Neuauflage für die aktuelle Konsolengeneration hätte es verdient, einem größeren Publikum bekannt zu werden. Denn hier steckt so viel Spaß drin!

Oh, oh! Ein riesengroßer Zyklop versperrt den Weg. Eigentlich wollte meine vierköpfige Heldentruppe doch gerade über das kleine Flüsschen tapsen, da liegt plötzlich dieser Berg von einem Monster auf der Wiese und ruht sich aus. Was nun? Angreifen oder lieber eine andere Route wählen? Ach, was soll's: Angriff! Im Nu stürzen sich zwei meiner Versallen mit gezückten Schwertern auf Koloss, während mein Magier Heilzauber wirkt. Ich selbst, ebenfalls Magier, heize dem Biest mit Feuerbällen ein - aus sicherer Entfernung, versteht sich. Nach fünf Minuten neigt sich die Energieanzeige des Zyklopen dem Ende entgegen. Gleich ist es soweit und wir werden mit jeder Menge Schätze und Erfahrungspunkten belohnt. Doch was ist das? Das riesige Vieh flippt völlig aus, weil ich es in Brand gesetzt habe. Wild schlägt es mit dem Knüppel um sich, der sicher locker das Zweifache meines Charakters wiegt. Dummerweise läuft das Monster dabei schnurstracks und mit weiten Schritten auf mich zu. Bäääääm! Da fliegt mein Magier durch die Luft und leider direkt die Klippen hinunter, von denen ich eben noch die tolle Aussicht gehabt habe. Auf dem Bildschirm erscheint das "Nächster Versuch?"-Symbol und ich muss einsehen, dass ich wohl noch ein wenig üben sollte, bevor es zum nächsten Angriff geht. Aber nicht schlimm: "Dragon's Dogma" belohnt den Spieler immer wieder mit tollen Ereignissen.

Solche Szenen sind keine Seltenheit in Capcoms fantastischem Rollenspiel. Mit einer kleinen Heldentruppe, die maximal aus vier Begleitern besteht, begibt sich der Spieler auf die Suche nach seinem Herzen. Wieso das? Weil zu Beginn des Spiels ein fieser Drache aufgetaucht ist und dem Haupthelden kurzerhand sein Herz (im wahrsten Sinne des Wortes) geklaut hat. Warum er das gemacht hat und wohin er nun geflogen ist, erfährt man erst viel viel später.

Dark Souls trifft auf Final Fantasy

"Dragon's Dogma" ist eines dieser Spiele, das dem willigen Abenteurer nicht alles bis ins kleinste Detail vorkaut. Die Steuerung ist zu jedem Zeitpunkt rechts im Bild eingeblendet und wird dadurch nach und nach erlernt. Als Tutorial dient ein kleiner Prolog, in dem man eine bereits fortgeschrittene Heldentruppe befehligen darf. Der Abschnitt endet mit einem packenden Kampf gegen eine wilde Chimäre - großartig gemacht.

Der Rest der Befehle oder der Eigenarten dieser mystischen Fantasiewelt lernt ihr erst nach einer Weile. Anfangs würdet ihr euch sicherlich erschlagen vorkommen - scheinbar so viele Optionen gibt es. Aber habt Geduld: Wer sich zu Beginn einfach nur auf das Nötigste, wie Kämpfen und Sammeln von Sachen beschränkt, wird schon bald immer ein Stück weiter in die komplexen Abläufe eintauchen. Es lohnt sich. Zumal sich die Welt nach den ersten Spielstunden urplötzlich in einen offenen Bereich auftut, in dem ihr dann selbst entscheidet, wo es langgehen soll.

Durchhalten und staunen.

Wer dem teilweise sperrig daherkommenden Titel eine Chance gibt, wird bald seine helle Freude haben. Die Welt, in der man sich dann später frei bewegen darf, ist vollgespickt mit Extras, Dungeons und Schätzen. Im Grunde wird das Betreten einiger Gebiete nur von der Stärke der Monster bestimmt. Wer merkt, dass es mal nicht weitergeht, sollte später einfach wieder vorbeischauen, wenn er seinen Charakter aufgelevelt hat - was sich übrigens super anfühlt. Endlich mal wieder ein Spiel, in dem die Monster nicht mitleveln.

Dem Spieler steht ständig ein Hauptvasall zur Seite, den man nach eigenen Vorlieben gestalten kann, was Klasse, Verhalten und Aussehen angeht. Optional können zwei weitere Vasallen angeworben werden. Eine coole Idee: Der eigene Vasall darf auch von anderen Spielern ausgeliehen werden und verdient sich dadurch Erfahrungspunkte und neue Gegenstände. Auch an dieser Stelle blitzt "Dark Souls" etwas durch.

Grafisch ist das Spielchen inzwischen in die Jahre gekommen, kann sich aber immer noch auf den aktuellen Konsolen sehen lassen: Ein paar Strukturen oder Charaktere wirken zwar altbacken, aber das Gesamtpaket stimmt und trägt zur unglaublich dichten Atmosphäre bei. Besonders bei den Fantasie-Wesen wie Greif, Zyklop, Drache oder Chimäre hat sich Capcom ordentlich ins Zeug gelegt.

Fazit.

Wer also Spaß am Probieren hat und auch mal nach einer Niederlage, wie gegen den eingangs erwähnten Zyklopen, nicht gleich die Flinte ins Korn wirft, wird hier auf seine Kosten kommen. "Dragon's Dogma: Dark Arisen" macht vieles richtig, auch wenn es eine Zeit lang braucht, bis man sich daran gewöhnt hat. Aber wo bekomm ich sonst mal die Chance gegen eine Hydra, Bergtrolle, eine Chimäre oder riesige Zyklopen zu kämpfen - außer bei Skyrim vielleicht. Ich für meinen Teil lern jetzt erst mal einen neuen Zauber und geh meinem Freund, dem Zyklopen, erneut einen Besuch abstatten …

Erhältlich für: PS 4, Xbox One, PC
Internet: dragonsdogma.com

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