Ein Brückenbau der besonders sportlichen Art

Die Klassen 8R und 8a der Regionalen Schule in Kelberg sammelten in einem Projekt Erfahrungen im Umgang mit Rollstuhlfahrern.

 Eine ganz neue Erfahrung: Achtklässler der Regionalen Schule Kelberg nahmen am Projekt „Rollstuhl-Basketball macht Schule“ teil – und berichten auf dieser KLASSE!-Seite darüber. Foto: Schule

Eine ganz neue Erfahrung: Achtklässler der Regionalen Schule Kelberg nahmen am Projekt „Rollstuhl-Basketball macht Schule“ teil – und berichten auf dieser KLASSE!-Seite darüber. Foto: Schule

Kelberg. Die Schüler sollten mit dem Thema Behinderung konfrontiert werden, um die immer noch vorhandenen Unsicherheiten, Hemmschwellen und Missverständnisse im Zusammenleben von behinderten und nicht behinderten Menschen zu reduzieren. Ihre Erlebnisse und Eindrücke haben Schüler in Berichten zusammengefasst.

Anstoß durch die Schulsozialarbeiterin



Die Sozialarbeiterin der Grund- und Regionalen Schule in Kelberg, Gudrun Gottschlich, ermöglichte den 8. Klassen einen Einblick in das Leben im Rollstuhl. In einem Interview erklärte sie den Schülerinnen Alina Haubrichs, Jana Muijsers und Sandra Neumann, wie es dazu kam. Sie hat selbst in einer Rollstuhlmannschaft in Köln Basketball gespielt. Diese Mannschaft bestand sowohl aus "Fußgängern" als auch aus Behinderten. Leider musste sie diesen Sport nach fünf Jahren wegen des Umzugs in die Eifel aufgeben. Ihr machte der Rollstuhlsport sehr viel Spaß, denn sie fand es bewundernswert, wie viel Freude Rollstuhlfahrer haben können. Als sie von der Aktion "Rollstuhlbasketball macht Schule" las, fragte sie die Lehrer nach ihrer Meinung. Diese zeigten großes Interesse und wollten mit den 8. Klassen an der Aktion teilnehmen. Frau Gottschlich nahm daraufhin Kontakt zu Herrn Hopp, einem Rollstuhlfahrer aus Heidelberg, auf, der sich bereit erklärte mit zwölf Sportrollstühlen nach Kelberg zu kommen, um dort mit uns Rollstuhlbasketball zu spielen. Mit dieser Aktion wollte Frau Gottschlich uns zeigen, dass man auch als Rollstuhlfahrer Spaß haben kann.

Ein Sportstunde der besonderen Art



Vor ein paar Wochen war es dann soweit: Herr Hopp besuchte die Schule und brachte auch gleich die Rollstühle mit. Anna Pauly, Lisa Vossaert, Christina Hahn , Kenneth Beus und Sergej Michel interviewten ihn und fassten das Gespräch in einem Bericht zusammen. Herr Hopp ist einer der Erfinder des Projektes "Rollstuhlbasketball macht Schule". Dieses Projekt wurde 2007 anlässlich der Europameisterschaft ins Leben gerufen. Irgendwann sind Hopp & Co. auf die Idee gekommen, Schulen anzufahren und Kindern und Jugendlichen dieses Projekt näher zu bringen. Dies wirkte sehr positiv auf sie, die Schüler waren begeistert. Das Projekt dient auch zum Brückenbau zwischen Behinderten und Nichtbehinderten. Das Geld dafür kommt von Sponsoren, Hauptsponsor ist die "Aktion Mensch". Hopp ist Basketballtrainer, er bereist Schulen, um den Schülern das Rollstuhlfahren näher zu bringen. Er macht dieses Projekt ehrenamtlich. Die Zeit für dieses Projekt nimmt er sich gerne, weil es ihm Spaß macht. Die Rollstühle für Rollstuhlbasketball sind spezielle Anfertigungen, die bis zu 3500 Euro kosten. Zu Anfang der Sportstunde konnte sich jeder Schüler einen Rollstuhl aussuchen und das Fahren darin ein bisschen testen. Hopp zeigte uns dann ein paar Tricks, wie wir den Rollstuhl richtig fahren und den Ball dabei dribbeln können. Slalom fahren und das Werfen, Fangen und Aufheben des Balls ohne sich zu bücken waren einige wichtige Übungen. Um etwas Bewegung ins Spiel zu bringen, bildeten wir zwei Teams, die versuchten, sich gegenseitig den Ball abzunehmen. Zum Schluss spielten wir auch ein kleines Turnier. Bei einer anschließenden Befragung zeigten sich alle Schüler begeistert von dieser Sportstunde. Manche könnten es sich sogar vorstellen, Rollstuhlbasketball als Schulsport einzuführen. Es war für alle Schüler einfach mal ein neues Erlebnis und eine gute Erfahrung. Sven Hennrichs

Ein Leben im Rollstuhl



Im Rahmen des Projektes sammelten die Schüler der achten Klassen Erfahrung im Umgang mit Rollstuhlfahrern. Eine Rollstuhlfahrerin besuchte sie in der Schule. Sie erzählte über ihr Leben im Rollstuhl und beantwortete Fragen der Schüler. Sie ist seit 15 Jahren querschnittsgelähmt und wohnt mit ihrem Mann, der ebenfalls im Rollstuhl sitzt, in einer ebenerdigen Wohnung, die sie sich passend eingerichtet haben. Vor 15 Jahren bekam sie eine Krankheit, die innerhalb von nur sechs Wochen eine Querschnittslähmung hervorrief. Sich mit dieser Krankheit abzufinden hat bei ihr lange gedauert und gelang ihr auch nur mit Hilfe. Sie kam lange mit dem Rollstuhl nicht zurecht, weil sie glaubte, sie könne so nicht leben, da sie Hobbys wie dem Tanzen nicht mehr nachgehen könne. Sie musste ihren Job als Altenpflegerin aufgeben, weil sie körperlich nicht mehr dazu in der Lage war. Durch eine Therapie fand sie zurück ins Leben und gründete sogar eine Tanzgruppe für Rollstuhlfahrer. Durch Hilfen wie eine Hebebühne und Handgas kann sie auch Auto fahren. Sie will von anderen genauso behandelt werden wie eine gesunder Mensch, aber auch heute hat sie noch Tage, an denen sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlt. Wenn sie unterwegs Hilfe braucht, macht sie sich bemerkbar und bittet auch fremde Leute, ihr zu helfen. Die Schüler haben so gelernt, wie sich Rollstuhlfahrer fühlen und wie sie behandelt werden möchten, wie alle anderen Menschen.

Jessica Keiper

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