Ein Heim aus Holz und Wurzeln

Bei vielen Familien steht sie am Heiligen Abend unter dem Christbaum: die Weihnachtskrippe. Meist in einem Holzstall liegt dort das neu geborene Jesuskind, bewacht von seinen Eltern Maria und Josef. Stephan Schmitz aus Trier baut solche Krippen. Lucky hat ihm dabei zugeschaut.

 Handgemachte Weihnachtskrippe: Für dieses Exemplar hat Krippenbauer Stephan Schmitz eine Wurzel als Felswand benutzt und aus Holz ein Stalldach geschnitzt, unter dem Maria und Josef über das kleine Jesuskind wachen. TV-Foto: Christa Weber

Handgemachte Weihnachtskrippe: Für dieses Exemplar hat Krippenbauer Stephan Schmitz eine Wurzel als Felswand benutzt und aus Holz ein Stalldach geschnitzt, unter dem Maria und Josef über das kleine Jesuskind wachen. TV-Foto: Christa Weber

Trier-Euren. Als kleiner Junge durfte Stephan Schmitz jedes Jahr am Heiligen Abend die Weihnachtskrippe seines Vaters im Wohnzimmer aufbauen, das Moos auslegen, den Stall und die Figuren aufstellen. Seit zehn Jahren baut der Trierer in einer Werkstatt mitten im Eurener Wald selbst Weihnachtskrippen und hat Lucky eingeladen, ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Dabei ist Lucky gleich aufgefallen, dass der Krippenbauer ein ganz besonderes Material benutzt: Statt aus Stroh oder Papier baut Stephan Schmitz seine Krippen aus Baumwurzeln, die er im Wald gesammelt hat. Am liebsten verwendet er ungewöhnlich geformte Wurzeln, die zum Beispiel wie eine Höhle aussehen. Die kann er als Stall benutzen. Vorher werden die Wurzeln aber erst einmal in der Werkstatt gesäubert und vor einem Holzofen getrocknet.

Heute arbeitet der Krippenbauer an einer Holztreppe. Sie soll zu einem Stall hinaufführen, den er oben auf eine Wurzel gesetzt hat. Für die Stufen benutzt Schmitz 250 Jahre altes Eichenholz. "Das hat eine besonders schöne dunkle Farbe", erklärt er Lucky. Mit der Säge schneidet er passende Holzstücke aus, glättet sie mit einem Schleifgerät, klebt sie mit Leim an die Wurzel und verschraubt sie, so dass alles auch stabil ist. Damit die Treppe für die Krippenfiguren nicht zu groß wird, stellt Schmitz zur Probe einen Hirten darauf. Die Figuren bekommt er von Profi-Holzschnitzern aus Nord-Italien.

Für seine Arbeit braucht der Krippenbauer viel Phantasie, auf Baupläne für seine Krippen verzichtet er ganz. "Meine Ideen kommen spontan aus dem Bauch heraus", erklärt er stolz. Die fertigen Krippen verkauft Schmitz zum Beispiel auf dem Eurener Weihnachtsmarkt - ab 200 Euro, je nach Größe der Krippen. Manche sind nur ein paar Zentimeter hoch, damit sie auch unter einen kleineren Weihnachtsbaum oder auf die Fensterbank passen.

An den größeren Krippen arbeitet Schmitz manchmal ganze drei Wochen. Allerdings hat er somit auch genug Zeit, sich für jedes Exemplar eine Besonderheit auszudenken. Denn das ist dem Krippenbauer aus dem Trierer Stadtteil Euren sehr wichtig: "Ich baue nie dieselbe Krippe noch einmal."

Hintergrund Die Geschichte der Weihnachtskrippe: Vor 800 Jahren hatte der heilige Franziskus als Erster die Idee, die Weihnachtsgeschichte nachzustellen. Diese Geschichte erzählt, wie Jesus in einem Stall in Bethlehem geboren wurde. Es kommen darin fast alle Figuren vor, die wir an Weihnachten in die Krippe stellen: Maria, Josef, das Jesuskind, Ochse und Esel, die Hirten mit ihren Schafen, die Heiligen Drei Könige und der Engel, der die Geburt verkündet. Franziskus spielte die Geschichte damals noch mit lebenden Tieren und Menschen nach. Figurenkrippen wurden erst einige Hundert Jahre später erstmals in Kirchen aufgestellt. Als sie dort aber für eine Weile verboten waren, stellten die Menschen einfach zu Hause ihre eigenen Krippen auf - und zwar vom ersten Advent bis zum 2. Februar. Heute bauen wir die Krippen meist erst kurz vor Weihnachten auf und nach dem Dreikönigsfest am 6. Januar wieder ab. (cweb)

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