Ein Jahr Nichtraucherschutz: Leben und qualmen lassen

Trier · Das Nichtraucherschutzgesetz ist eine Gefahr für die Genussgesellschaft und treibt Gastronomen in den Ruin – so haben viele argumentiert. Doch es kam anders. Trotz täglich sichtbarer Verstöße gegen den Nichtraucherschutz meldet das Ordnungsamt seit Juli 2010 nur eine Beschwerde. Wirte, Raucher und Nichtraucher haben sich arrangiert.

Die Regeln sind einfach. In kleinen Einraumkneipen unter 75 Quadratmetern dürfen die Gäste rauchen, sofern der Wirt dort keine oder nur einfache Speisen wie belegte Brote oder Würstchen serviert. So sieht es das am 26. Mai 2009 vom Landtag beschlossene neue Nichtraucherschutzgesetz vor. In größeren Kneipen, Diskotheken und Gasthäusern mit einer Speisekarte müssen die Raucher in kleine abgetrennte Nebenräume ausweichen oder vor die Tür gehen.

Eine Situation, die jede Menge Konfliktpotenzial hat, geprägt von uneinsichtigen Rauchern, militanten Nichtrauchern und Wirten, die es aus Angst vor Umsatzeinbußen nicht wagen, den Nichtraucherschutz durchzusetzen - könnte man meinen. Und doch bietet die Trierer Gastronomie ein völlig anderes Bild, was auch die Zahlen des Ordnungsamts bestätigen.

"Der kommunale Vollzugsdienst hat zwischen Juli 2010 und 2011 während seiner neun Routinekontrollen keine Verstöße festgestellt", meldet Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier. "Auch die Lebensmittelkontrolleure achten im Rahmen ihrer Betriebskontrollen auf die Einhaltung des Gesetzes." Die amtliche Lebensmittelüberwachung habe ebenfalls keine Beanstandungen gefunden.

Der interessanteste Punkt der Nichtraucherschutzstatistik der letzten zwölf Monate ist die Anzahl der Beschwerden. Es gab nur eine, und diese führte auch zu einer Kontrolle und einem Bußgeld für den Wirt. Zwischen Juli 2009 und 2010 hatte das Ordnungsamt noch zehn Beschwerden registriert und während seiner Kontrollen 14 Verstöße festgestellt.

Dennoch wäre es völlig falsch, aus diesen Zahlen abzuleiten, dass Triers Wirte und Raucher den Nichtraucherschutz jeden Tag präzise befolgen. Jeder, der gelegentlich in Trier ein Bier trinkt, sieht sie: die kleinen Kneipen, in denen zwar Schnitzel, Pizza oder Aufläufe serviert werden, aber trotzdem blauer Dunst zur Decke steigt. Doch es hagelt keine Beschwerden.

"Ich verbiete meinen Gästen das Rauchen nicht", sagt einer der Wirte. Aus naheliegenden Gründen bittet er darum, weder seinen Namen noch den seiner Kneipe zu nennen. "Mir geht es darum, dass sich die Gäste wohlfühlen. Solange das der Fall ist, greife ich nicht ein." Für einen abgetrennten Raucherraum ist sein Lokal zu klein. So geht es vielen Wirten in Trier.

Diese Freiheit können sich die größeren Häuser nicht nehmen. "Unsere Raucher haben sich daran gewöhnt, dass sie nach draußen gehen", sagt Eric Naunheim, Betreiber des Louisiana am Kornmarkt. Boykottaktionen empörter Raucher fürchtet er offenbar nicht. "Sie finden auch nicht statt", sagt Naunheim. "Durch das Rauchverbot werden wir auch deutlicher als Speisegaststätte wahrgenommen."

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