Manche davon sind so stark, dass sich ein gewaltiger, heißer Feuerball in die Luft erhebt, der auch schon mal Fässer oder sonstige Dinge mit sich reißt. Doch was genau ist das eigentlich, was da explodiert? Wer löst die Explosion aus? Warum knallt es dabei so laut? Und wie gefährlich ist das Ganze? Lucky-Reporterin Anja Fait hat sich für euch schlau gemacht.

Wer oder was ist eigentlich ein Pyrotechniker?
Regisseur Conny Faißt (57) und Vereinsmitglied Michael Oberhausen (42) sind die Experten, wenn es im Karl-May-Gelände laut knallt. Sie haben viele Lehrgänge besucht, bevor sie die gewaltigen Feuerbälle so ins Gelände zaubern konnten, dass sie weder sich noch andere damit gefährden. In diesen Lehrgängen haben sie sich zu sogenannten "Pyrotechnikern" ausbilden lassen. Pyrotechniker sind Personen, die den richtigen Umgang mit Feuerwerken und Sprengstoffen unter fachmännischer Leitung erlernt haben. Wenn die Beiden eine Explosion planen, wissen sie also schon vorher, wie groß und wie stark diese sein wird.

Was genau explodiert da?
Um eine Explosion auf einer Freilichtbühne auszulösen, verwenden die Experten fast immer mehrere Stoffe (Zutaten). Das kann zum Beispiel Schießpulver oder schwacher Sprengstoff sein. Soll ein richtig großer Feuerball entstehen, der zudem auch noch Dinge mit sich in die Luft reißt, benutzen die Pyrotechniker Stoffmischungen. In diesen ist manchmal Mehl oder sehr feiner Blütenstaub enthalten. Die verschiedenen Zutaten werden dazu jedes Mal aufs Neue exakt abgewogen. Wie genau die Mischungen zusammengesetzt werden, verraten Conny Faißt und Michael Oberhausen nicht. Das ist ein Berufsgeheimnis. Ausgelöst werden die Explosion durch einen Zünder, der über Funk von den Experten gesteuert wird.

Und was passiert während einer Explosion?
Was bei einer Explosion passiert, kannst du ganz leicht zuhause selbst herausfinden. Für dieses Experiment benötigst du: Die Metallfeder eines Kugelschreibers, deinen Daumen und deinen Zeigefinger. Nimm dir dazu einmal einen Kugelschreiber zur Hand. Schraube ihn auf und nimm die kleine Metallfeder, die sich über der Mine befindet, heraus. Nimm die Feder nun hochseitig zwischen Daumen und Zeigefinger in die Hand und fange langsam an, sie nach unten zu drücken. Je fester du drückst, desto weniger Platz braucht die kleine Metallfeder.

Presse sie jetzt so fest zusammen, dass sie keine Möglichkeit mehr hat, sich auszudehnen. Nun hast du die Feder auf ihren kleinstmöglichen Platzbedarf (Raum) zusammengepresst. So kannst du dir das auch bei den Sprengstoffen vorstellen. Zunächst einmal werden die Sprengstoffmischungen nämlich so fest zusammengepresst, dass sie sich nicht mehr ausdehnen können. Lasse nun deinen Zeigefinger auf einen Schlag los. Jetzt kannst du beobachten, wie die kleine Metallfeder sich blitzartig ausdehnt und die Höhe schießt. Dieses Ausdehnen geschieht durch Energie.
Auch bei einer Explosion wird auf einen Schlag sehr viel Energie freigesetzt. Die Energie war vorher auf kleinstem Raum eingeschlossen, genau wie die Metallfeder zwischen deinen Fingern.

Wird die Explosion jetzt durch die Zündung ausgelöst (lässt du los), schießt die Energie sofort mit gewaltiger Kraft aus diesem Raum heraus. Anders als beim Kugelschreiber entstehen bei einer gezündeten Explosion mit echten Sprengstoffen in extrem kurzer Zeit sehr große Mengen Gas, die sich laut knallend bemerkbar machen. Durch die Energie, die dabei freigesetzt wird, entstehen verschiedene Wirkungen (Effekte). So gibt es zum Beispiel "schiebende" und "zertrümmernde" Effekte. Ein schiebender Effekt entsteht etwa in einem Gewehr.

Ziel einer solchen Explosion ist ja nicht die Zerstörung der Waffe, sondern nur das Herausschieben der Patronenkugel. Anders ist das bei einem alten Industriegebäude, das niemand mehr benötigt, und das deshalb gesprengt werden soll. Damit hier das Ziel der kompletten Zerstörung erreicht werden kann, muss die Wirkung der Explosion zertrümmernd sein.

Warum knallt es dabei so laut?
Vielleicht kennst du die Kanone, mit der die Karl-May-Festspiele immer laut knallend eröffnet werden. Das Geräusch kommt daher, dass bei der Schießpulver-Explosion innerhalb des Kanonenrohrs sehr viel Gas, Rauch und vor allem Druck entsteht. Vor der Mündung der Kanone haben Gas und Druck dann plötzlich ganz viel Platz, um sich auszudehnen. Dabei entsteht eine (Druck-) Schallwelle. Da diese sich auf die Trommelfelle in unseren Ohren überträgt, hören wir den lauten Knall. Übrigens, je höher der Druck bei einer Explosion ist, desto lauter ist auch der Knall.Experiment

Du benötigst: 2 Luftballone, deine Atemluft, 1 Nähnadel
Wenn du das einmal selbst ausprobieren möchtest, nimm dir zwei Luftballone zur Hand. Puste einen davon so weit auf, dass er kurz davor ist, zu platzen. Verschließe ihn jetzt mit einem festen Knoten. In den anderen Ballon pustest du nur etwa halb so viel deiner Atemluft hinein. Verschließe diesen jetzt ebenfalls mit einem Knoten. In beiden Luftballonen verursacht deine Atemluft jetzt Druck. Genauer gesagt, deine Atemluft drückt von innen gegen die Ballonhaut. Steche jetzt, der Reihe nach, mit einer Nähnadel ein Loch in die Ballone, so dass deine Atemluft ganz plötzlich Platz hat, schnell aus den Ballonen zu entweichen. Na, bei welchem der Luftballone war der Knall beim Zerplatzen am lautesten? Ganz klar! Es war der Ballon, aus dem beim Einstechen mit der Nadel auf einen Schlag der meiste Druck (deine Atemluft) entwichen ist. Also der, den du zuvor ganz dick aufgepustet hattest. Stimmt's?

Sind die Explosionen im Karl-May-Gelände gefährlich?
"Eine Explosion auf der Bühne muss gefährlich aussehen, darf aber nicht gefährlich sein", sagt Conny Faißt. Alle Explosionen, die auf der Freilichtbühne in Pluwig aufgeführt werden, haben Conny Faißt und Michael Oberhausen zuvor so lange geprobt, bis sie genau wissen, was bei der Zündung passiert.

Dazu gehen sie jeweils lange vor den Festspielen an einen sicheren Ort, an dem außer ihnen niemand vorbeikommt. Die Stoffe, die die Experten für die Explosionen einsetzen, können bei falscher Anwendung nämlich äußerst gefährlich sein. Selbst ausgebildete Fachleute haben schon die ein oder andere Überraschung erlebt. Bei den Proben mischen Conny Faißt und Michael Oberhausen die verschiedenen Sprengstoffzutaten so lange zusammen, bis die Explosion genau den Effekt erzielt, den sie erreichen wollen.

Damit die Explosion nur gefährlich aussieht, nicht aber gefährlich ist, muss alles passen. Weder die Schauspieler, noch die Zuschauer, die Pyrotechniker selbst, oder irgendjemand sonst, darf sich zu nahe am Ort der Explosion aufhalten.

Wenn du beim nächsten Mal im Karl-May-Gelände also wieder einen Feuerball 25 Meter hoch in die Luft fliegen siehst, und dieser noch dazu gleich mehrere Holzfässer mit sich reißt, kannst du sicher sein, dass Conny Faißt und Michael Oberhausen genau wissen, was sie da tun. Und falls du jetzt doch ein bisschen Angst haben solltest - es findet keine Explosion statt, ohne dass die Feuerwehr bereitsteht!