Ein Mann für ungewöhnliche Rollen

TRIER. Er spielte in der Tufa und im Stadttheater, drehte Filme, verkörperte Penner, Hunde, Märchenfiguren, Operettenchargen - oder Jesus. Bernd Neunzling war in den Neunzigern ein fester Bestandteil der freien Trierer Theaterszene. Morgen ist er mit einem neuen Programm wieder mal in Trier zu Gast.

Für das Stromlinienförmige war er nie zu haben. Baumlang, spindeldürr, widerspenstige Haare, eigenwillige Physiognomie: Bernd Neunzling ist quasi von Natur aus ein Mann für die ungewöhnlichen Rollen. Mit dem Theater "duke's oak" erlebte er Mitte der Neunziger die Blütezeit der freien Theatergruppen in Trier. Und fand als Karl Valentin in der Revue "Rembremerdeng & Co." eine Art Traumrolle. Im Stadttheater glänzte er als Diener im "Vetter aus Dingsda" - aber der "amtliche" Schauspielbetrieb hatte für Typen wie ihn keinen dauerhaften Platz. 1995 schrieb er mit "Vater! Komplex!" sein erstes Ein-Personen-Stück, später folgte ein zweites. Mit dem "Liquid Penguin Ensemble" machte er experimentelles Theater, beim Tufa-Weihnachtsmusical gehörte er zum Stamm-Personal. Mit dem Trierer Filmemacher Uwe Thein drehte er den Kurzfilm "Jesus spielt nicht mehr mit". Irgendwann spielte auch Neunzling nicht mehr mit, ging von Trier weg. Als freier Schauspieler und Autor gastierte er an kleineren Häusern, mal mit eigenen Stücken, mal mit einer Thomas-Bernhard-Lesung.Sporadische Gastspiele

Inzwischen lebt er in Würzburg und hat für das kleine, privat geführte Theater "Sommerhaus" sein neues Stück "Kleine Würste" entwickelt. 15 Vorstellungen hat er seit der Premiere am 2. Oktober gespielt, ein schöner Erfolg. Sporadisch kommen Gastspiele dazu, wie das am morgigen Mittwoch in der Tufa. Das könnte mehr sein, sagt Neunzling, aber "dafür fehlt ein guter Manager". Mit "Kleine Würste" hat er zum ersten Mal als Autor das Ein-Personen-Stück verlassen. Die Handlung des "komischen, aber auch romantischen Stücks" (Neunzling) klingt typisch-skurril: Es geht um ein unglückliches Ehepaar, dessen männlicher Protagonist außergewöhnlich groß und dessen weiblicher Part (Renate Neckermann) außergewöhnlich klein ist. Die beiden wollen an einem Sketch-Wettbewerb teilnehmen, was aber durch merkwürdige Zwischenfälle immer wieder verhindert wird. "Ein bisschen valentinesk" nennt der Autor und Hauptdarsteller sein Werk, das er sich und seiner Partnerin buchstäblich "auf den Leib geschrieben" hat.Gelegenheit zum Treffen mit alten Freunden

Vielleicht, so hofft Bernd Neunzling, findet sich für "Kleine Würste" ein Verlag, "das wäre schon toll". Als freier Schauspieler kann er immerhin von seinem Job existieren, aber ein weiteres Standbein als Autor käme nicht schlecht. Auf den Theaterabend in der Tufa freut er sich besonders. Gelegenheit, alte Freunde zu treffen, aber auch, zu zeigen, wie man sich weiter entwickelt hat. Der letzte Auftritt liegt immerhin schon zwei Jahre zurück.

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