Ein Silberlöffel bewahrt die Kohlensäure

Ein Wein-Irrtum: Ein Silberlöffel im Hals der Sektflasche bewahrt die Kohlensäure Es ist bemerkenswert, wie sehr sich die großen Mythen und Irrtümer rund um den Wein über viele Jahre hinweg halten können, obwohl sie schon zigfach widerlegt wurden.

Ein typisches Beispiel hierfür ist die Nummer mit dem Silberlöffel im Hals der angebrochenen Sektflasche. Der Löffel soll den Austritt der Kohlensäure verhindern und somit den Sekt im Kühlschrank frisch und perlend halten. Die Verfechter dieser Theorie führen gerne folgenden Beweis für die Wirksamkeit: Je kälter der Sekt, desto besser wird die Kohlensäure in der Flüssigkeit gebunden. Wenn man sich aber ein Gläschen aus der Flasche gönnt, dann strömt die warme Raumluft in die Flasche und erwärmt die oberste Schicht des Sekts, wodurch dann vermehrt CO{-2}-Druck entweichen kann. Stellt man dann die angebrochene Flasche in den Kühlschrank zurück, so soll der Silberlöffel mit seiner guten Wärmeleitfähigkeit wie ein Radiator wirken, die warme Luft schneller aus der Flasche ableiten und den Sekt dadurch abkühlen lassen. Das klingt eigentlich logisch. Das Dumme daran ist nur: Sämtliche wissenschaftlich fundiert durchgeführten Experimente hierzu haben ergeben, dass es völlig unerheblich ist, ob ein Löffel im Hals steckt oder nicht. Wer also nicht nur ein paar Stunden an einer Flasche Sekt oder Champagner seine prickelnde Freude haben möchte, der sollte sich nicht auf solche Mythen verlassen, sondern die Flasche einfach wieder möglichst fest verschließen und die Kühlschranktemperatur sehr kalt einstellen. Denn das Einzige, was an der Silberlöffel-Theorie wirklich stimmt, ist, dass der Sekt seine Kohlensäure umso besser bindet, je kälter er ist.

(aus: Frank Kämmer: "Kleines Lexikon der Wein-Irrtümer)

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