Ein Star feiert Geburtstag

Festwoche anlässlich des 250. Jubiläums der Basilika St. Paulin

Wenn eine Kirche ihr Weihejubiläum feiert, ist das immer etwas Besonderes. Noch dazu, wenn es sich um ein in seiner Geschichte und Ausstattung so einmaliges Sakralgebäude handelt wie der Basilika St. Paulin in Trier. Mit einer Festwoche wird das Weihefest in der Zeit vom 4. bis 11. März in der Basilika St. Paulin zelebriert. Neben Hochamt und Abendlob bildet vor allem der Festakt am 8. März mit Vorträgen von Professor Josef Steinruck und Professor Winfried Weber sowie das Festhochamt am 11. März mit Hauptzelebrant Bischof Reinhard Marx den Höhepunkt der Festwoche. In der Frühzeit des Christentums - nur wenige Jahre nach dem Mailänder Toleranzedikt, das im Jahr 313 die Freiheit des Glaubens begründete - errichtete der damalige Trierer Bischof Felix eine Basilika in unmittelbarer Nähe der heutigen Paulinkirche. Die Gebeine des früheren Trierer Bischofs Paulinus wurden um 383 von seinem Exil in Phrygien - dem heutigen Anatolien - in die Kirche verbracht. Grund für die Verbannung ins Exil war eine Auseinandersetzung Paulinus' mit dem römischen Kaiser Konstantius II. Dieser vertrat die vom Theologen Arius kolportierte Vorstellung, dass Jesus kein Gott, sondern lediglich ein begabter Mensch gewesen sei. Beim Konzil in Nicäa revoltierte einzig Paulinus gegen die für ihn offensichtliche Irrlehre und wurde in der Folge aus Trier verbannt. Seinem Ansehen tat das keinen Abbruch - im Gegenteil: Nach seiner Heiligsprechung wählten viele Kirchengemeinden ihn zum Patron.Wechselhafte Geschichte von Zerstörung und Aufbau

Die von Felix begonnene Basilika wurde schon in den ersten Jahren des fünften Jahrhunderts zerstört und von Bischof Marus später wieder aufgebaut. Durch den Einfall der Normannen ab 882 wurde das Gebäude erneut stark beschädigt, das dazugehörige Stift verarmte durch die Plünderungen. Unter Erzbischof Egbert (Bischof von 977 bis 997) wurde die Kirche erneut wieder aufgebaut und 1049 eingeweiht. Im Jahr 1093 durch einen Brand wiederum zerstört, errichtete Erzbischof Bruno (1102 bis 1124) den insgesamt dritten Neubau. Der in romanischem Stil gestaltete Sakralbau wurde von Papst Eugen III. 1148 eingeweiht. Der dreischiffige Kirchenbau unterlag mehreren stilistischen Veränderungen und wurde erst 1674 durch die französischen Besatzer erneut zerstört. Die heutige Barockkirche entstand ab 1730 auf Geheiß von Erzbischof und Kurfürst Franz Georg von Schönborn. Das damalige St. Paulin-Stift wurde 1803 zur Pfarrkirche der Pfarrgemeinde St. Paulin, die auch die Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 250-jährigen Bestehens ausrichtet. Die Gestaltung der einschiffigen Hallenkirche im Stil des Hochbarocks geht vermutlich auf Baumeister Johann Balthasar Neumann zurück, der unter anderem auch die Würzburger Residenz nach dem Vorbild von Versailles schuf. Die Innenausstattung der Kirche wird relativ sicher Neumann zugeschrieben, allem voran der Altarbereich, der Maria auf der Weltkugel zeigt und von Skulpturen flankiert wird, die die Bischöfe Paulin und Felix zeigen. Neben dem Chorabschlussgitter stammt auch das reichlich verzierte Chorgestühl aus der Feder Neumanns. Besonders bedeutend sind die vom Augsburger Maler Christoph Thomas Scheffler stammenden Deckenfresken, die unter anderem den Theologen Arius zeigen, wie er als Folge seiner Irrlehre in die Hölle stürzt. So war die Paulinkirche, die 1958 den Titel "Basilica Minor" verliehen bekam, schon immer ein Ort mit sowohl religiösem als auch durchaus politischem Gewicht. Kim-Björn Becker

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort