Eine Frage der Höflichkeit

In gegenseitigem Einvernehmen ist sowohl eine Begrüßung als auch eine Verabschiedung ohne Handschlag nicht weniger höflich und auch nicht weniger respektvoll als eine mit Händedruck. Sobald jedoch nur eine Person nicht dieser Ansicht ist, sollte eine ausgestreckte Hand als Angebot zum Handschlag (fast) immer angenommen werden, selbst dann, wenn die Regeln für einen korrekten Handschlag missachtet wurden.

Das ist nicht nur dann der Fall, wenn hierarchische Grundregeln und Höflichkeitsrangfolgen missachtet werden, sondern auch, wenn der Handschlag nur im Vorbeigehen ohne Blickkontakt, sitzend oder auf andere Art unhöflich ist.

Allemal höflich ist es, auf den Handschlag zu verzichten, wenn:

Sie Menschen im Hausflur, auf dem Gang treffen oder bei Begegnungen, wo Handreichen einfach unüblich ist

Sie erkältet sind oder wenn Sie mit dem Handschlag jemanden mit einer anderen Krankheit anstecken könnten

Sie sich verspätet haben und alle anderen bereits sitzen. Dann sollten Sie still und unauffällig Platz nehmen

Sie in einer großen Runde von mehr als acht Personen zusammenkommen. Achten Sie dann auf die körpersprachlichen Signale: Ist das Handreichen erwünscht oder nicht?

Sie sich zu einer Smalltalk-Runde dazu gesellen

Sie die Personen in dem, was sie tun, unterbrechen müssten

Sie sich einmal darüber verständigt haben - beispielsweise bei der täglichen Begrüßung im Büro

Achten Sie auf Signale und Gesten, die Ihnen sagen könnten, dass das Handreichen gerade unerwünscht ist. Legt beispielsweise Ihr Gegenüber den Stift nicht aus der Hand, macht keine Anstalten aufzustehen, wendet sich Ihnen nicht körperlich zu oder unterbricht sein Tun nicht, sollte das als Signal für Sie ausreichend sein, auf den Handschlag zu verzichten.

Respektieren Sie stets und uneingeschränkt Grußgewohnheiten ausländischer Gäste. Zwingen Sie ihnen keinen Handschlag auf, wenn dieser in dem entsprechenden Land, beispielsweise in Japan, unbekannt oder zumindest unbeliebt ist. Achten Sie dann besonders auf die Körpersprache Ihres Gegenübers und fassen Sie, wenn Ihnen die Hand gereicht wird, nicht allzu fest zu - erst recht nicht, wenn der Handschlag für Ihren Geschmack zu lasch ausfallen sollte.

Nutzen Sie den Handschlag, wenn Sie einer Situation oder einer Begegnung mehr Bedeutung verleihen wollen. Das können geschäftliche Erstkontakte sein, aber auch seltene Besuche. Reichen Sie einer Person die Hand, die Sie lange nicht gesehen haben oder lange nicht sehen werden. Und einem Vertragsabschluss können Sie mit einem Handschlag noch mehr Bedeutung verleihen - auch im Privatleben. (aus Salka Schwarz, Renaissance der Höflichkeit, 38 Euro)

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