Eine Kuh für den Alexander-Bass

WELLEN. Der Musikverein "Concordia" Wellen ist eine putzmuntere Truppe, nicht nur, was das Musikalische angeht. Von Alterserscheinungen keine Spur: Sein 85-Jähriges feiert der Verein am Wochenende (20. bis 22. Mai) mit einem großen Fest.

Höhen und Tiefen kennzeichnen die 85-jährige Geschichte des Musikvereins (MV) "Concordia" Wellen. Doch heute steht der Verein besser da als jemals zuvor. Vorbei sind die Zeiten, da Nachwuchs Mangelware war und das Vereinsschiff infolge dessen unterzugehen drohte. Dazu kam es nie dank des besonnenen und rechtzeitigen Gegensteuerns der Verantwortlichen. Der Verein erkannte schon vor etlichen Jahren, wie wichtig die Arbeit mit jungen Leuten ist. Als Ergebnis der Bemühungen gründete sich eine Jugendgruppe mit zwölf Mitgliedern, die heute den Grundstück des Orchesters bildet. Nachwuchsarbeit wurde seitdem kontinuierlich weiter betrieben, und auch momentan befinden sich wieder Mädchen und Jungen in musikalischer Frühausbildung.Ein Drittel der Musiker kommt aus Temmels

33 aktive Musiker zählt das Orchester des knapp 800 Einwohner zählenden Ortes an der Obermosel heute. Eigentlich müsste der Nachbarort Temmels noch mitgezählt werden, denn etwa ein Drittel der Vereinsaktiven wohnt dort. Der Grund dafür: In Temmels gibt es keine Musikkapelle. Also fallen die musikalischen Aufgaben "fast schon seit Menschengedenken", wie der Vorsitzende Torsten Klein sagt, dem Musikverein Wellen zu. Recht viel vorgenommen hat man sich für das Jubelfest. Bereits am Freitagabend, 20. Mai, bietet der MV im Festzelt auf dem Dorfplatz das, was er bestens kann: Blasmusik am laufenden Band, mal getragen-konzertant, mal modern-beschwingt. Die Musiker sind offen für jede Stilrichtung, so dass während der Festtage wohl jeder Besucher auf seine Kosten kommen dürfte. In etlichen Proben haben sich die Aktiven vorbereitet. Begonnen hat die Geschichte des Musikvereins, am 2. Mai 1920: Zollassistent Kurzhals war die treibende Kraft sowie der erste Dirigent und Vorsitzende des Vereins, heißt es in den Annalen. Dort ist auch der Leitspruch des Vereins, "Durch der Akkorde Macht gebannt, steht der MV. ‚Concordia' Wellen fest am Moselstrand". zu finden. Die frühen Auftritte der jungen Musikkapelle beschränkten sich nach mühevoller Anlaufphase auf Auftritte im Heimatdorf. Über viele Jahrzehnte bildete die Barbarafeier im November den musikalischen Höhepunkt im Jahresverlauf. Dieser Tradition halten die Musiker bis heute die Treue. "Erschwerte Bedingungen" galt es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wegen des Mangels an Musikinstrumenten zu meistern. Um einen Bass zu erwerben, sah man keinen anderen Ausweg, als eine Kuh zu verkaufen. "Dieser Alexander-Bass spielt noch heute", erzählt Torsten Klein stolz. 1962 wurde wegen personeller Nöte die Idee von einer Zweckgemeinschaft mit dem MV Nittel geboren. 1976 ging es beiden Vereinen wieder so gut, dass die "Spielgemeinschaft" Wellen/Nittel aufgelöst werden konnte. Eine Partnerschaft gibt es zum Musikverein von Grevenmacher. Ziemlich einmalig ist ein weiterer Umstand: Seit Anfang des Jahres gehört eine Theater- und Jugendgruppe, die von Marita Dostert geleitet wird, ganz offiziell zum MV.

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